Speyer. Denkmale sind Zeitzeugen, sie erzählen Geschichte. Sie tragen ferner dazu bei, dass sich Menschen mit ihrem Wohnort und ihrem Lebensumfeld identifizieren können. Doch damit Denkmale diese Kriterien in einer Stadtgesellschaft, die weder geschichtsvergessen noch zukunftsblind sein will, erfüllen können, müssen sie gepflegt und erhalten werden. Zum bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“, der an diesem Sonntag in Speyer eröffnet wurde, warben die Initiatoren von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz um ehrenamtliches Engagement.
Darüber hinaus verfolgte der Tag des offenen Denkmals das Stiftungsziel, „Menschen an die Denkmale und in die Denkmale zu bringen“. Die Stiftung selbst fördert nach eigenen Angaben jährlich rund 600 Sanierungsprojekte im Umfang von rund 20 Millionen Euro. Die Kirchen und der Speyerer Dom hatten Schaubaustellen eingerichtet, an denen sich die Besucherinnen und Besucher über konkrete Restaurierungsprozesse informieren konnten.
So ließen sich in der barocken Dreifaltigkeitskirche beispielsweise die jüngsten Restaurierungsarbeiten an den Deckenmalereien nachvollziehen. Am Dom kamen Handwerker, die mit Steinmetzarbeiten am Südostturm zu tun haben, mit Interessierten ins Gespräch. Auch das alte jüdische Gemeindezentrum, der Judenhof mit den Ruinen der mittelalterlichen Synagoge und dem romanischen Ritualbad, lud zu geführten Besichtigungen ein. Obendrein konnte man das Altpörtel, das Stadttor der ehemaligen Speyerer Stadtmauer, von innen besichtigen und den Aussichtsturm erklimmen.
In der Gedächtniskirche der Protestation wurden am späten Nachmittag bei einem Benefizkonzert der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Kooperation mit dem Deutschlandfunk Gelder für Stiftungszwecke gesammelt. Das Museum Purrmann-Haus, das Historische Landesmuseum, die Alte Baumwollspinnerei und das Alte Eichamt waren weitere Stationen im Stadtgebiet von Speyer, an denen historische Denkmale begangen werden konnten. Und auf der Maximilianstraße zwischen Alter Münze und Dom bot ein „Markt der Möglichkeiten“ Informationen über die vielfältigen Aktivitäten im Bereich des Denkmalschutzes an.
Dabei setzt die Stiftung vor allem auf den Nachwuchs. Der Fachkräftemangel macht sich auch unter Restauratoren bemerkbar. Doch es gibt Hoffnung, wie eine Sprecherin der Stiftung auf Anfrage betonte: So haben die Jugendbauhütten der Stiftung Denkmalschutz offenbar enormen Zulauf. Bei einem Freiwilligen Jahr können sich junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren in das Handwerk des Restaurierens einweisen lassen. Unter dem Motto „Denkmal aktiv“ bietet die Stiftung darüber hinaus Bildungsangebote und Modellprojekte für den Schulunterricht an.
Geschichte und Kultur in Speyer
Dass Speyer in diesem Jahr Standort der Eröffnung des bundesweiten Tages des offenen Denkmals war, entspricht nach Auffassung von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler einer gewissen Logik. Könne die Domstadt doch zahlreiche Zeugen einer „bewegten Vergangenheit“ vorweisen und besitze Speyer mit dem Dom und dem Judenhof zwei von insgesamt 54 Denkmalen, die die Unesco zu Welterbestätten erklärt habe. Die historischen Objekte legten obendrein Zeugnis von der Verständigung und dem gegenseitigen Respekt zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen ab, meinte die Stadtchefin.
Musikalisch begleitet vom Fanfarenzug der Spielvereinigung Rot-Weiß und dem Jazz-Duo „Blue Moon“ erklärte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Steffen Skudelny, Speyer für einen Tag lang zur „Denkmal-Hauptstadt“. Er bekräftigte die Absicht der Stiftung, weitere „Denkmalfreunde“ zu gewinnen, um den Erhalt der historischen Stätten auch in Zukunft zu sichern. Für Aktivitäten im Bereich des Denkmalschutzes sprachen sich beim Festakt in Speyer auch Staatsminister Michael Ebling vom rheinland-pfälzischen Innenministerium sowie der hessische Kulturminister Timon Gremmels aus.
2000 Kommunen machen beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals mit
Am bundesweiten Tag des offenen Denkmals hatten die Stiftung und weitere denkmalerhaltende Initiativen in 2000 Kommunen und mit 9000 Aktionen zur Besichtigung von insgesamt 6000 Denkmalen eingeladen.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/speyer_artikel,-speyer-bundesweite-veranstaltung-wahr-zeichen-in-speyer-eroeffnet-_arid,2241097.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/speyer.html