Social-Media

"Dein Kinderarzt" aus Speyer klärt via Tiktok und Instagram auf

Die Sorgen von Papas und Mamas führen zu einem immensen Ansturm auf Notaufnahmen. Das meint "Dein Kinderarzt" Aaron Pfisterer aus Speyer. Er klärt in den Sozialen Medien auf. Welche Tipps er für Eltern hat.

Von 
Jörg Runde
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Der Kinderarzt Aaron Pfisterer nutzt Social Media, um aufzuklären. © Privat

Speyer. Aaron Pfisterer arbeitet als Kinderarzt in der Kinderklinik des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses in Speyer. Bekannt geworden ist der 32-Jährige durch seine Social-Media-Aufritte unter „Dein Kinderarzt“. Hunderttausende User verfolgen dort seine Inhalte zum Thema Kindermedizin. Pfisterer gibt auf Instagram und TikTok Tipps im Umgang mit Krankheitssymptomen und präsentiert auf youtube Einblicke in seinen Klinikalltag. Im Interview spricht der begeisterte Medfluencer über die Gründe für seine Netzaktivitäten, überängstliche Eltern und die die gravierenden Probleme der Notaufnahmen.

Herr Pfisterer, Sie haben mehr als 150 000 Follower auf Instagram und rund 130 000 auf TikTok. Ist ihr Social-Media-Erfolg Ihnen eigentlich manchmal unheimlich?

Aaron Pfisterer: Ja, das ist schon verrückt, wie schnell das gegangen ist. Das zeigt aber auch, wie hoch die Nachfrage im Bereich der Kindermedizin ist. Und es bestätigt, dass wirklich sehr viele Eltern Hilfe benötigen und sich online Rat holen wollen, wenn ihr Kind mal krank ist.

Kinderarzt Aaron Pfisterer

  • Aaron Pfisterer (32) wuchs in Karlsruhe auf. Sein Vater hat dort eine Kinderarztpraxis, seine Mutter arbeitet als Kinderphysiotherapeutin.
  • Seinem Social-Media-Kanal „Dein Kinderarzt“ folgen auf Instagram und TikTok jeweils mehr als 100 000 Menschen.
  • Aktuell arbeitet Pfisterer zudem noch an einem Youtube-Kanal, auf dem er hochwertig produzierte Inhalte veröffentlicht.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, das Thema Kindermedizin auf diese Weise zu verbreiten?

Pfisterer: Als ich in Speyer in der Notaufnahme gearbeitet habe, ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich immer wieder dasselbe erzähle, aber eben immer nur an einzelne Familien gerichtet. Zum Beispiel, dass Fieber erst einmal nichts Schlimmes ist, sondern eine ganz normale Reaktion des Körpers. Da kam mir die Idee, solche Ratschläge an alle Eltern zu richten und sie über Social Media zu verbreiten.

Viele Eltern kommen aus purer Sorge in die Notaufnahme. Wollen Sie mit Ihrer Aufklärung solche Fälle auch vermeiden?

Pfisterer: Ja, auf jeden Fall. Die Notaufnahmen sind in Deutschland auch wegen dieser Unsicherheit der Eltern stark überlastet. Die sind ja eigentlich nur dafür da, lebensbedrohliche Krankheiten oder Verletzungen zu behandeln. Dass man dort schneller drankommt als bei einem Kinderarzt, wird teilweise sogar ausgenutzt, was eine gefährliche Entwicklung ist. Ich kenne Kliniken, da sind die Notaufnahmen so überlastet, da werden schwerkranke Kinder nicht gesehen, weil völlig unnötige Fälle den Bereich blockieren.

Verlieren die Eltern vor lauter Sorgen das Vertrauen in die Robustheit ihres Kindes?

Pfisterer: Da ist was dran. Kinder sind wirklich sehr robust, sie halten sehr viel mehr aus, als viele Eltern denken. Deshalb habe ich diesen Bereich der Medizin auch gewählt. Da erlebt man viel Positives. Ich hatte in meiner Zeit in der Kinderchirurgie in Karlsruhe zwei Fälle, da sind kleinere Kinder aus einem Fenster im ersten Stock gefallen und auf der Terrasse gelandet. Die hatten danach nix, nur leichte Prellungen. Es ist wirklich verrückt, was Kinder aushalten. Aber ich muss natürlich immer alle Ängste und Sorgen ernst nehmen und ihnen nachgehen. Es kann ja auch viel passieren. So ein Kinderleben steckt voller Gefahren. Klar, gerade im Baby- und Kleinkindalter geht es manchmal wahnsinnig schnell. So schnell kannst du gar nicht schauen, und das Kind ist von der Wickelkommode gefallen. Social Media kann hierbei aber auch zur Verunsicherung beitragen.

Wie meinen Sie das?

Pfisterer: Die schlimmen Geschichten, die Kindern wirklich passieren, verbreiten sich auf den verschiedenen Plattformen ja auch extrem schnell. Die tragen dann zur Verunsicherung undzu gestiegener Angst bei. Da ist es dann natürlich gut, wenn sie sich an anderer Stelle im Netz beruhigende Ratschläge holen können.

Ich sage eigentlich allen Eltern immer, dass sie auf ihr Bauchgefühl hören und sich nicht zu stark verunsichern lassen sollen.
Aaron Pfisterer "Dein Kinderarzt" auf Instagram und TikTok

Wie finden denn Ihr Umfeld und Ihr Arbeitgeber Ihre Videos?

Pfisterer: Zunächst wurde das von einigen recht kritisch beäugt und auch belächelt. Aber die Leute haben schnell gemerkt, wie wichtig und interessant das alles ist. Mein Abteilungsleiter im Krankenhaus und auch der Klinikchef haben das sehr positiv aufgenommen und den großen Sinn dahinter gesehen. So konnte ich auch mal Klinikabläufe zeigen, wenn ein Kind zum Beispiel wegen Atemnot ins Krankenhaus kommt. Wenn die Leute sich schon ein Bild machen können, was auf sie in der Klinik zukommt, ist der Stress auch nicht mehr so groß.

Und was haben Ihre Eltern gesagt?

Pfisterer: Mein Vater ist ja auch Kinderarzt und meine Mutter ist Kinder-Physiotherapeutin. Sie waren sofort begeistert und werden von mir auch immer wieder in die Videos eingebunden.

Ihnen wurde die Kindermedizin ja quasi in die Wiege gelegt?

Pfisterer: Ja, total. Mich hat das natürlich auch immer wahnsinnig interessiert. Und Videos habe ich auch immer schon gerne gedreht. Vor der Kamera zu stehen, war schon immer eine große Leidenschaft von mir. Es war auch mal ein Traum von mir, Schauspieler zu werden. Das jetzt mit Medizin zu kombinieren, finde ich wirklich optimal.

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Sie haben in der Klinik bereits einen anstrengenden Job. Wird Ihnen das nicht zu viel?

Pfisterer: Es ist schon viel und anstrengend. Da es mir so viel Spaß macht, gehe ich aber auch extrem darin auf. Und es wird auch ein bisschen zu einer Sucht. Ich sammele eigentlich immer neue Ideen, oft auch nachts. Dann schreibe ich die gleich auf und setze sie am nächsten Tag um.

Können Sie sich vorstellen, einmal ausschließlich als Medfluencer zu arbeiten?

Pfisterer: Nein, unser Plan ist es, dass ich etwa 2026 die Kinderarzt-Praxis von meinem Vater in Karlsruhe übernehme. Das Medfluencing macht mir großen Spaß, aber ohne auch als Kinderarzt zu arbeiten, funktioniert das für mich nicht. Es ist ja auch nur authentisch, wenn ich auch als Arzt arbeite und echte Fälle präsentieren kann.

Gibt es einen Tipp, den Sie allen Eltern mit auf den Weg geben?

Pfisterer: Ja, ich sage eigentlich allen Eltern immer, dass sie auf ihr Bauchgefühl hören und sich nicht zu stark verunsichern lassen sollen.

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