Speyer. Das „Weltformat“ in der Kunst bezeichnet eine Plakatgröße, die für den öffentlichen Raum bestimmt ist. Doch die Plakate von Nik-laus Troxler haben auch in künstlerischer Hinsicht Weltformat erlangt. Davon können sich jetzt die Besucher der Städtischen Galerie im Kulturhof Flachsgasse überzeugen. Dort sind die Arbeiten des Schweizer Druckgrafikers bis 23. April zu sehen.
Niklaus Troxler wurde 1947 im Schweizer Ort Willisau geboren. Seit 1973 arbeitet er dort als selbstständiger Grafiker. Seit 1966 organisiert er auch Jazzkonzerte, die dank des Auftritts renommierter Musiker längst einen internationalen Ruf haben. Zwischen 1998 und bis zu seiner Emeritierung 2013 lehrte Troxler als Professor für Kommunikationsdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.
Troxler sei der erste Künstler seit Bestehen der Speyerer Galerie, von dem auch Exponate im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt worden seien, sagt der Leiter der Städtischen Galerie, Franz Dudenhöffer, im Gespräch. Dieser Umstand wirkt umso gewichtiger, als dem Schweizer Städtchen Willisau nicht von vornherein beschieden war, einen Künstler von Weltformat hervorzubringen.
Dabei ist es gerade der Ort im Kanton Luzern, der Troxler zur Weltkarriere inspiriert hat. Als Mitbegründer des dort jährlich stattfindenden Jazzfestivals hat der Druckdesigner Veranstaltungsplakate entworfen, die der Faszination des Jazz in unzähligen Variationen Ausdruck verleihen. In Speyer zeigt Troxler insgesamt 83 Plakate aus den vergangenen 50 Jahren.
Es sind vorwiegend Jazzplakate, aber auch gesellschaftskritische Themen werden angerissen, etwa auf dem Plakat „Tote Bäume“ von 1992, dessen rote Baumstümpfe auf grünem Hintergrund das Sterben der Natur durch menschliches Fehlverhalten versinnbildlichen. Das jüngste Produkt aus Troxlers Grafikwerkstatt lässt in gelb-weißen Lettern auf Schwarz den Schriftzug erkennen: „Und Friede den Menschen auf Erden.“ Ein Wunsch, der sich in seiner grellen Unerfüllbarkeit selbst zu widersprechen scheint.
Lebhafte Dynamik
Beim Gang durch die Ausstellungsräume fällt auf: Kein Plakat gleicht dem anderen. Stilistisch ist jedes ein Unikat. Häufig experimentiert Troxler mit Schrifttypen, die er grafisch verzerrt oder verfremdet, sodass der Betrachter sich Mühe geben muss, die Schrift zu entziffern. Porträts von Jazz- und Musikergrößen wie Thelonious Monk oder Jimi Hendrix sind mit wenigen Pinselstrichen aufs Papier geworfen – die Improvisation des Jazz entfaltet im grafischen Ausdruck eine lebhafte Dynamik.
Während dem grafischen Handwerk durch den Siegeszug der Künstlichen Intelligenz ein zunehmender Wertverlust droht, vermittelt die Ausstellung in der Städtischen Galerie einen Eindruck von der Unersetzbarkeit menschlicher Kreativität. Mögen die digitalen Rechenleistungen auch in der Kunst beeindruckende Ergebnisse liefern, so bleibt künstlerische Qualität ans Tun eines Produzenten aus Fleisch und Blut gebunden. So perfekt die Plakate in ihrer grafischen Gestaltung wirken, so verraten sie gerade durch ihre improvisatorische Machart doch einen vom Jazz inspirierten freien Geist. Und der lässt sich ganz sicher nicht in Algorithmen sperren.
Die Ausstellung mit den Plakaten Niklaus Troxlers wird am Freitag, 31. März, 18 Uhr, in der Städtischen Galerie im Kulturhof Flachsgasse eröffnet. Einführende Worte spricht der in Römerberg lebende Künstler und Grafiker Prof. Frank-Joachim Grossmann. Dieser hatte seine Arbeiten im vergangenen Jahr in der Städtischen Galerie ausgestellt. Der Eintritt ist frei.
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