Speyer. „Mercatino de Natale“ steht in goldenen Buchstaben auf tiefblauem Untergrund auf einem Schild geschrieben. Positioniert ist es am Zugang zum historischen Rathaus in Speyer. Wichtig ist der großformatige Hinweis, denn in diesem Jahr werden die Besucher erstmals nicht von südländischem Temperament und Piadini-Duft automatisch ins Innere gezogen.
Wer den Weihnachtsmarkt des Freundeskreises Speyer-Ravenna kennt, stutzt im ersten Moment beim Betreten der altehrwürdigen Mauern. Statt gemütlicher Enge ist gähnende Leere im Foyer. Ein Blick in den Vorraum des Standesamtes klärt auf: Hier konzentriert sich die Aktivität in diesem Jahr.
Die Gründe dafür sind allerdings nicht in der Verbindung zwischen den Ravennaten und den Speyerern zu suchen, denn die ist so stabil wie vor den Corona-Jahren. Die Vorsitzende des Freundeskreises, Barbara Matthes, erläutert: „Uns wurde gesagt, dass aus Brandschutz- und Sicherheitsgründen nichts mehr im Durchgang des historischen Rathauses stehen darf.“ Lediglich die zwei Nischen unter den Treppenaufgängen hätten noch genutzt werden dürfen.
Die Folge: Eine Delegation aus der italienischen Partnerstadt, die in der Emilia Romagna liegt, konnte diesmal nicht willkommen geheißen werden. „Wir haben den Ravennaten die Entscheidung mitgeteilt und sie haben sich schweren Herzens entschieden, auf eine Fahrt zum Weihnachtsmarkt zu verzichten“, informierte Matthes. Zu teuer wäre der kurze Ausflug nach Speyer gekommen, da nur maximal 24 Personen in einem Bus unterwegs gewesen wären.
„Wir sind zum ersten Mal alleine“
„Wir sind somit zum ersten Mal überhaupt als Freundeskreis alleine am Weihnachtsmarkt“, sagte die Vorsitzende. Wesentlich kleiner fiel demzufolge auch das Angebot aus. „Wir haben alles, was wir früher hatten, nur in kleineren Mengen“, ließ Matthes wissen. Das ganze Jahr über hatte sie ein Auge darauf, einige authentische Produkte zu lagern.
„Wir hatten das Glück, dass das Teatro del Lago im Frühjahr gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendtheater gespielt hat. Da ich das Ensemble kenne, habe ich darum gebeten, Honig und Wein mitzubringen“, führte Matthes aus. Zur Kult(o)urnacht wurde ihr von einer Künstlerin Olivenöl aus der Region um Ravenna mitgebracht.
Mit gemischten Gefühlen waren die Mitglieder des Freundeskreises in das erste Weihnachtsmarkt-Wochenende der Partnerstädte nach der Corona-Pause gestartet. „Meine Sorge war, ob überhaupt jemand kommt. Dann war die Frage, ob die Menschen nicht enttäuscht sind, weil sie unser Angebot von früher kennen“, führte Matthes aus. Gleichzeitig sei jedoch die Freude geweckt worden, als Gruppierung wieder zusammen auftreten zu können.
Nach wie vor sei der Freundeskreis aktiv. „Wir haben versucht, aus der Corona-Zeit das Beste zu machen“, stellt Matthes heraus. In Kontakt geblieben seien die Menschen aus beiden Ländern während der ganzen Zeit. Dafür seien die neuen Medien hilfreich gewesen.
„Es gab auch eine neue Entwicklung“, zeigt die Vorsitzende Barbara Matthes auf: „Das Gymnasium am Kaiserdom hat in Ravenna eine Partnerschule gefunden.“ Bislang kennen sich die Schüler rein aus Videokonferenzen. Im Mai soll eine erste Fahrt der Speyerer nach Ravenna stattfinden.
Der Freundeskreis sei 2022 erstmals seit zwei Jahren ebenfalls in der italienischen Partnerstadt gewesen. Im April 2023 soll die nächste Fahrt folgen.
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