Speyer. Es ist nur ein kleines Stück Papier, aber diese Briefmarke kann eine große Geschichte erzählen: von den SchUM-Stätten am Rhein und auch von den Leistungen dieser drei jüdischen Gemeinden, die schon im frühen Mittelalter einen Verbund bildeten und große Neuerungen eingeführt haben, zum Beispiel das Briefgeheimnis. Da passt es doch gut, dass jetzt eine Sonderbriefmarke für die SchUM-Städte wirbt.
Das Bundesfinanzministerium und die Deutsche Post AG würdigen die SchUM-Stätten und folgen damit dem Vorschlag von Monika Fuhr, der Beauftragten des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, und der Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler, die derzeit auch den Vorsitz des SchUM-Städte Speyer, Worms, Mainz e.V. hält. Seiler, die noch ihre Elternzeit genießt, ließ sich gestern in Mainz durch Beigeordnete Irmgard Münch-Weinmann vertreten.
Besondere Briefmarke: In Speyer erlebt Judentum erste Blütezeit
„Die SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz sind Zeugnisse der reichen Geschichte jüdischer Gemeinden in Deutschland und Europa. In den in Speyer, Worms und Mainz entstandenen jüdischen Gemeinden (Kehilot SchUM) erlebte das Judentum in Deutschland seine erste Blütezeit. Als Verbund der SchUM-Gemeinden bildeten die drei Städte am Rhein im Mittelalter das Zentrum des Judentums in Europa. Von der wechselvollen Geschichte der drei Gemeinden erzählen bis heute Bauwerke und Friedhöfe, die zu den ältesten Zeugnissen jüdischen Lebens in Deutschland gehören“, heißt es in der Erläuterung des Finanzministeriums zur Sondermarke.
Das in Mainz präsentierte Sonderpostwertzeichen soll nach Aussagen von Ministerpräsident Alexander Schweitzer nicht nur auf die jüdische Geschichte dieses Landes verweisen. Es soll auch zeigen, dass jüdisches Leben heute selbstverständlich und untrennbar zu Rheinland-Pfalz und zu Deutschland gehört. Er sieht darin auch ein Zeichen gegen antisemitische Tendenzen. „Jüdisches Leben bei uns braucht eine Zukunft,“ so der Ministerpräsident. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Kirchen, der jüdischen Gemeinden in Rheinland Pfalz und des Landesverbandes haben an der Feierstunde in der Staatskanzlei teilgenommen.
SchUM-Städte: Der Weg zur Briefmarke zur Erinnerung an jüdische Geschichte
Der Weg vom Themenvorschlag bis zur Ausgabe einer Sonderbriefmarke ist in der Regel recht lang. 52 Sonderpostwertzeichen werden alljährlich von der Bundespost im Auftrag des Finanzministeriums herausgegeben. Der Vorschlag der SchUM-Stätten-Marke hätte jedoch schon im Vorfeld bundesweit so viel Unterstützung gefunden, so die zuständige Abteilungsleiterin im Finanzministerium, dass der Finanzminister ohne große Auswahlverfahren und Gremien diesen Vorschlag unterstützt hat. Pro Jahr darf er nur eine Sonderbriefmarke freihändig vergeben.
Die Gestaltung des Postwertzeichens und der Ersttagsstempel stammen von Professor Jens Müller aus Düsseldorf. Die Briefmarke hat einen Wert von 85 Cent und ist ab sofort in allen Filialen der Deutschen Post AG erhältlich. Sie hat eine Auflage von einer Million. Damit ergeben sich eine Million Chancen, die SchUM-Stätten weit über die rheinland-pfälzischen Grenzen hinweg bekannt zu machen. Jeder Brief, der mit dieser Marke frankiert wird, trägt die Botschaft weiter. Gerade in der Vorweihnachtszeit sieht die Speyerer Beigeordnete Münch Weinmann viele gute Gelegenheiten, mal wieder eine Postkarte oder einen Brief zu verschicken und damit auch für die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz zu werben.
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