Speyer. Mord und Totschlag in einem Gotteshaus kommt nicht alle Tage vor. Am Freitagabend war es jedoch so weit. Allerdings handelte es sich nicht um ein reales Geschehen, sondern um die Premiere des neuen Ludwighafen-Tatortes „Mike & Nisha“, den die Besucher auf einer großen Leinwand vor dem Altar der protestantischen Gedächtniskirche verfolgen konnten. Das filmische Ereignis an einem äußerst ungewöhnlichen Ort fand vor ausverkauftem Haus in Anwesenheit der Hauptdarstellerinnen Ulrike Folkerts (Kommissarin Lena Odenthal) und ihrer Kollegin Lisa Bitter (Kommissarin Johanna Stern) zum Auftakt des SWR-Sommerfestivals statt.
Bevor der Film über die Leinwand flimmerte, entlockte SWR-Moderator Sascha Becker den beiden Hauptdarstellerinnen Details über den Ablauf der Dreharbeiten, was die Spannung auf das folgende Handlungsgeschehen zusätzlich erhöhte. Und das hatte es in sich. Der neueste Krimi-Fall aus Ludwigshafen dreht sich um ein junges Paar namens Mike und Nisha. Was zunächst harmlos klingt, beginnt mit einem dramatischen Paukenschlag: Fremdenhass mündet in einem in rasender Wut begangenen Doppelmord.
Obwohl die Leinwandtäter dem Publikum bekannt sind, beginnt für die ermittelnden Kommissarinnen ein spannendes Katz- und Mausspiel, das zwar erfolgreich endet, aber einer gewissen Tragik nicht entbehrt. Dass Tatort-Krimis nichts von ihrem Reiz verloren haben, lässt sich am Beifall der über 600 Besucher in der Gedächtniskirche festmachen, die die Aufklärungsbemühungen der Ludwigshafener Kommissarinnen gebannt verfolgt hatten. Tosenden Applaus gab es auch für das gesamte Filmteam, welches Moderator Becker am Ende des Films auf die Bühne bat und namentlich vorstellte.
Zuvor hatten sich Folkerts und Bitter bei einem exklusiven „Meet & Greet“ für Ticket-Gewinner im Martin Luther King Haus bereitwillig den Fragen der glücklichen Inhaber von Premierentickets gestellt. Dabei merkten sie an, dass die auf Initiative von Gemeindepfarrer Klaus Eicher initiierte Filmpremiere in der Kirche eine völlig neue Erfahrung für sie sei. Erwähnt wurde, dass sich das Image der Polizei durch die Tatort-Krimis deutlich verbessert habe. Die Ticketgewinner erfuhren zudem, dass für jeden Tatort 24 Drehtage angesetzt werden.
Bitter ließ anklingen, dass sie die Rolle der Kommissarin zwar sehr fokussiert spiele, sich aber emotional nicht völlig von der zu spielenden Figur frei machen könne und sich im Laufe der Dreharbeiten sogar eine Art unbewusste Identifikation einstelle. Für Folkerts findet diese Identifikation zwar nicht statt, aber „Lena Odenthal“ sei nach all den Jahren eine gute Freundin geworden, meinte sie schmunzelnd. Zu den Ticketgewinnern gehörten auch Christine und Ulrich Rossol aus Neulussheim, die regelmäßig auch die Filmfestspiele in Ludwigshafen besuchen. Sie haben sich am Ticket-Wettbewerb der Schwetzinger Zeitung beteiligt. Im Gespräch mit unserer Zeitung outete sich das Ehepaar als Fan von Kriminalfilmen, wobei Tatorte mit den Lieblingsteams der Kölner, Münchener und Ludwigshafener Reihe meist gute Unterhaltung biete. Stets sei jedoch das Vorabstudium von Rezensionen Ausgangspunkt für die Entscheidung, ob man den Film anschaue oder mal Verzicht übe.
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