Speyer. Seit 1989 zählt Ravenna zu den Partnerstädten Speyers. Wegen seiner eindrucksvollen Kunstschätze und Denkmäler wird die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der italienischen Region Emilia-Romagna auch als Byzanz des Westens bezeichnet.
Die Pflege des kulturellen Austausches auf kommunaler Ebene haben sich zwei Freundeskreise auf die Fahnen geschrieben. Der hiesige Freundeskreis Speyer-Ravenna und sein Gegenstück „Circolo Amici di Speyer“ in Ravenna. Eine lebendige Partnerschaft, die zu vielen persönlichen Freundschaften geführt hat.
Neuestes Beispiel für die kontinuierliche Pflege gemeinsamer Interessen war die Teilnahme einer achtköpfigen Gruppe aus Ravenna am Brezelfest. Sie haben den erheblichen Aufwand mit einer Anfahrtsstrecke von rund 900 Kilometern nicht gescheut, um als Peitschenschwinger und Tänzer das größte Volksfest am Oberrhein bei der Eröffnung am Donnerstagabend und beim großen Festumzug am Sonntag zu bereichern.
Betreut wurden sie vom hiesigen Freundeskreis unter Leitung von Barbara Mattes. So gut, dass Graziella Graziani als Vorsitzende des „Circolo Amici“ sich auf Anfrage dieser Zeitung geradezu überschwänglich über die Gastfreundschaft äußerte.
Die Peitschenknaller wiederum sind als „Gruppo Frustatori Cassani“ inzwischen europaweit bekannt. Sie hatten bereits Gastspiele in Belgien, Frankreich, Holland, Schweden und Spanien. Unter der Regie ihrer Vorsitzenden Arianna Cassani begeisterte die „Gruppo“, zu der auch mehrere Jugendliche gehören, mit Knalleffekten und Tanzeinlagen auch die Speyerer Festbesucher. Im Gespräch mit dieser Zeitung ließ die Vorsitzende anklingen, dass der „Gruppo“ normalerweise bis zu 30 Mitglieder angehören. Da in Ravenna jedoch derzeit italienische Meisterschaften in der sportlichen Kategorie Peitschenknallen und Tanz ausgetragen werden, reduzierte sich die Zahl der Teilnehmer am Brezelfest auf acht Akteure. Laut Cassani habe ihr Vater Anfang der 1970er Jahre diese Sportart ins Leben gerufen. Inspiriert von peitschenschwingenden Kutschern in der Landwirtschaft erreichte er in den Folgejahren als bedeutendster Peitschenknaller der Region Emilia-Romagna einen hohen Bekanntheitsgrad.
Der Knall entstehe, weil das Peitschenende beim Schwingen Schallgeschwindigkeit erreiche, erklärt Cassani. Geknallt werde grundsätzlich im 2/4 oder 4/4-Takt. Die tänzerischen Einlagen erfolgen zur Musik aus der Heimatregion. Aber auch zur italienischen Nationalhymne habe die „Gruppo“ schon geknallt und getanzt.
„Mit Speyer verbindet uns eine jahrelange Freundschaft und wenn möglich werden wir 2023 wieder beim Brezelfest dabei sein“, versprachen Graziella Graziani und Arianna Cassani zur Freude von Barbara Mattes. Da bereits am Dienstag der nächste Auftritt in Ravenna ansteht, traten die Gäste am Brezelfestmontag in einem Kleinbus die Rückreise an. In der Heimat werden sie vermutlich mit Applaus empfangen, denn nach ersten Rückmeldungen schon während des Umzuges wurde klar, dass das 75 Nummern umfassende und live auf Youtube zu sehende Geschehen auch in Ravenna verfolgt wurde.
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