Salier Gesellschaft

Privilegienfest in Speyer: Tradition im Kaiser- und Mariendom

Die Salier Gesellschaft führt trotz Personalmangels erfolgreich ihr traditionelles Privilegienfest im Kaiser- und Mariendom durch, bei dem an zwei salische Kaiser erinnert wird. Die Messe als Lichtergottesdienst gestaltet, beinhaltet Lesungen, Gebete und Gesang.

Von 
Nikolaus Meyer
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Die Ausgabe der Pax-Christi-Brote durch Mitglieder der Salier Gesellschaft ist immer ein besonderer Moment für den Guten Zweck. © Nikolaus Meyer

Speyer. Die Personaldecke wird immer dünner und dennoch schafft es die Salier Gesellschaft alljährlich, ihr traditionelles Privilegienfest im Kaiser- und Mariendom durchzuführen. So geschehen auch am Samstag, als Vorsitzender Alfred Schießler die Gottesdienstbesucher in der romanischen Kathedrale willkommen hieß. Als Lichtermesse konzipiert, wird mit dem Gottesdienst im Grunde genommen an zwei salische Kaiser erinnert. An die Beisetzung von Heinrich IV. (1050 bis 1106) bei seinen Ahnen in der geweihten Erde des Domes am 7. August 1111 und seinen Sohn Heinrich V. (1086 bis 1125), der Speyer aus diesem Anlass wichtige Privilegien verlieh. Vor der Lösung vom Kirchenbann durch den damaligen Papst Paschalis II. ruhte Heinrich IV. mehrere Jahre in der ungeweihten Afrakapelle auf der Nordseite des Domes. Über die näheren Hintergründe haben wir mehrfach berichtet.

Das mittlerweile 33. Privilegienfest war in den üblichen Ablauf eines katholischen Gottesdienstes integriert. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass die Messe als Lichtergottesdienst durchgeführt wurde. Die Osterkerze wurde entzündet, im Schein zahlreicher Kerzen wurde gemeinsam gebetet, der Verstorbenen gedacht, Lesungen vorgetragen und beim Gesang stimmten die Gottesdienstteilnehmer stimmungsvoll in das Halleluja ein. Die Kommunion wiederum kündigte Zelebrant Domkapitular Dr. Georg Müller mit den Einsetzungsworten an: „Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“

Blumenschmuck auf den kaiserlichen Grabplatten im Königschor. © Nikolaus Meyer

Vor 1000 Jahren zum König gewählt

Zu Beginn des feierlichen Geschehens hatte Schießler in Anwesenheit von Repräsentanten der Stadt, vom Domkapitel und dem Dombauverein darauf hingewiesen, dass am 4. September ein großes Jubiläum ansteht. Dann, so Schießler, sei es eintausend Jahre her, dass der Salier Konrad zum Deutschen König (Frankenreich) gewählt wurde. Eine Konsequenz dieser Wahl sei die Gründung des Domes gewesen, betonte der Vorsitzende.

Dann übergab er das Wort an David Harthausen vom Förderverein Kindernotarztwagen, der in seinem Grußwort den Förderverein vorstellte, über erbrachte Einsatzleistungen informierte und die mangelnde staatliche Unterstützung beklagte. Da kamen die durch Kerzenverkauf und Spenden bei der Ausgabe der gesegneten Pax-Christi-Brote erlösten knapp 1000 Euro gerade recht.

Kommentar Gegen das Aussterben der Salier Gesellschaft in Speyer

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Nikolaus Meyer
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Vor dem Hintergrund der von Schießler erwähnten Königswahl sprach Müller in seiner Predigt über das Verständnis der salischen Kaiser von der Würde der Herrscher an einem ihrer Machtzentren, nämlich dem Mariendom zu Speyer. Der Titel „Mögest Du uns allzeit eine huldreiche Helferin sein – Machtanspruch und Marienfrömmigkeit bei den Saliern“ entpuppte sich als eine Art fromme Liebeserklärung, oder besser gesagt Heiligenverehrung der Mutter Gottes Maria. Müller: Die Frömmigkeit der salischen Dynastie fußte auf einer engen Verbindung mit ihrer Schutzmutter Maria. Schon der Heilige Bernhard von Clairvaux (1090 bis 1153) habe die Marienverehrung mit den Worten betont: „Mitten in Gefahren, Nöten und Unsicherheiten denke an Maria, rufe Maria an. Folge ihr, dann wirst du dich nicht verirren. Ist sie dir gnädig, dann kommst du sicher ans Ziel.“

Die von Gott geliehene Herrschaft

Müller wies ferner darauf hin, dass die Salier grundsätzlich wussten, dass ihre Macht nur von einem höheren Herrscher geliehen war, nämlich vom alleinigen Herrscher im Kosmos – „unserem Herrn“. Die Endlichkeit von Macht, Einfluss, Größe und Demut lasse sich auch am Dom nachvollziehen, einem eindrucksvollen Symbol von Frömmigkeit und konkretem Machtanspruch.

Musikalisch bereicherte der Katholische Kirchenchor St. Cäcilia Hanhofen unter Leitung von Joshua Weindel die feierliche Lichtermesse. Etwa 20 Sängerinnen und Sängern intonierten klangvoll und ausdrucksstark die Messe Missa Brevier in B vom britischen Komponisten, Organisten und Chorleiter Christopher Tambling (1964 bis 2015). Zum Besten gegeben wurde zudem das stimmungsvolle Werk „Panis Angelicus“, das – gewollt oder zufällig – einen wunderbaren Übergang zur Ausgabe der gesegneten Pax-Christ-Brote an die Gottesdienstbesucher darstellte.

Domkapitular Dr. Georg Müller bei seiner Predigt beim Privilegienfest. © Nikolaus Meyer

Als unverzichtbarer Bestandteil dieses besonderen Gottesdienstes wurden ferner ergreifende Werke der Kirchenmusik wie das „Segenslied“ von Andreas Unterguggenberger intoniert. Für ein stimmungsvolles Fundament an der Orgel zeichnete Adrian Brecht verantwortlich.

Die Messe klang mit der Niederlegung von Blumengebinden auf die Grabplatten der salischen Herrscher im Königschor aus.

Freier Autor Freier Journalist

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