Auszeichnung

Sie geben der Fasnacht fröhliche Gesichter

Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine verleiht Goldene Löwen an 338 Aktive für langjähriges Engagement – Zahlreiche Vertreter aus der Region dabei

Von 
Susanne Kühner
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Speyer. Die einen sind über das Tanzen zur Fasnacht gekommen, die anderen durch Freunde und Dritte wurden sozusagen berufen. Gemeinsam ist allen die Freude an dem, was sie tun und an der Gemeinschaft. Am Wochenende wurden 338 Personen in der Speyerer Stadthalle mit dem Goldenen Löwen für 22-jährige Aktivität geehrt, darunter viele aus dem Einzugsbereich der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

Der Fanfarenzug der Perkeo-Gesellschaft Heidelberg blies zum ersten Ordensblock in früher Sonntagmorgenstunde. Um 9 Uhr war der große Saal voll besetzt mit Fasnachtern aus Nordbaden, die die güldene Auszeichnung vom Präsidenten der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine, Jürgen Lesmeister, angelegt bekamen.

Mit Dirk Steinmann, Carina Weber und Janina Wasow stand ein Trio des Carneval Clubs Blau-Weiß Hockenheim im Ehrungskreis. Amüsant: Steinmanns Karriere innerhalb des Vereins. Die begann als Kamellewerfer beim Umzug und mündete vor acht Jahren ins Amt des Vorsitzenden. Quasi zu diesem „Glück gezwungen“ wurde Steinmann von seiner Ehefrau. Bereut hat er es nicht.

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„Es geht nicht in erster Linie um den Karneval, sondern um die Leute, mit denen man zusammen ist. Es ist toll, mit so vielen zusammen zu sein, die das gleiche Ziel haben“, hebt Steinmann hervor. Der Spaß, das Zusammensein, gemeinsame Unternehmungen – das macht den Verein auch für Carina Weber aus. Ihre Tochter, damals drei Jahre alt, animierte sie sozusagen zur Fasnacht. „Sie wollte unbedingt tanzen. Ein Jahr später war ich Betreuerin, dann wurde ich Elferrätin“, berichtet Weber.

Von „Gartentanz“ angelockt

Janina Wasow entdeckte als Kita-Kind die Faszination des Gardetanzes. „Damals sagte ich zu Hause, ich möchte bei den Obstmädchen mittanzen“, denkt sie zurück: „Gartentanz“ hatte Wasow damals verstanden. Die Zeit als Tanzmariechen sei immer ihre persönliche „Challenge“ gewesen. Mittlerweile gibt sie ihre Erfahrung als Trainerin weiter, ebenfalls an ein Mariechen.

Bei Ute Michel (CV Die Rohrhöfer Göggel, Bild) war es auch die Tochter, die den Vorstoß machte. Die Mama wurde Elferrätin. „Ich mag den Verein sehr gerne“, sagt Michel, die seit zehn Jahren Schatzmeisterin ist, in verschiedenen Ausschüssen mitwirkt und sich um das Kampagnenheft kümmert. Den Goldlöwen zu erhalten, war für sie eine besondere Überraschung: „Bis vor die Stadthallentür habe ich noch nichts davon gewusst. Ich dachte, wir gehen frühstücken.“

Selbst in jungen Jahren ist die besondere Auszeichnung nicht in unendlicher Ferne. Eva Schmid von der Ersten Großen Hockenheimer Carnevalsgesellschaft (Bild) ist ein Beispiel dafür. 27 Jahre ist sie jung und gehört damit zu dem Kreis, dem die Fasnacht in die Wiege gelegt wurde. „Meine Eltern sind im Elferrat. Ich selbst habe mit vier Jahren in der Jugendgarde angefangen und getanzt bis zu meinem Prinzessinnenjahr 2019. Dann wurde ich Elferrat“, erzählt Schmid. Als Trainerin der Aktiven- und der Jugendgarde kann sie Inspirationen umsetzen, im gesamten Verein genießt sie den Teamgeist und das Zusammensein.

So alt wie Schmid sind auch Julia Zent und Julia Schleich vom Carneval-Club Grün-Weiß Oftersheim. Beide haben sich dem Gardetanz von frühester Kindheit an verschrieben, waren in der Tanzsportgesellschaft Plankstadt aktiv und erfolgreich. Prinzessin waren beide: Schleich 2017/18, Zent 2022/23. Beide wurden danach Elferrat. „Wir sind wie eine große Familie“, schwärmt Schleich von ihrem GWO. „Fasnacht macht Spaß, daher ist es nicht so schwer, dranzubleiben“, ergänzt Zent.

Als junger Hüpfer kam Jule Kuppinger (28) zum KV Reilingen „Die Käskuche“, durchlief die klassische Gardekarriere bis in die Schautanzgruppe „Hupfmädels“. „Karneval ist schön. Ich mag die Fröhlichkeit und das Zusammenkommen. Aber auch der Verein macht es aus, in dem ich viele Freunde gefunden habe“, führt Kuppinger aus. Den Goldenen Löwen als Lob dafür zu bekommen, „es durchgezogen“ zu haben, freute die Fasnachterin.

Der Bedeutsamkeit des Moments entsprechend aufgeregt war Lisa Kneip vom KV Kollergrotten Brühl. Mit 16 Jahren stieß sie zur Garde und wirkt heute bei der Ü30-Schautanzgruppe mit. „Die Lebensfreude ist toll“, beschreibt sie, was ihr die Fasnacht gibt. Ihre Leidenschaft dafür gibt die 37-Jährige in ihrem Beruf als Erzieherin direkt an den Nachwuchs weiter.

Mit einem großen Aufgebot marschierte die KG Narrhalla Ketsch in der Stadthalle ein. Mit sieben neuen Löwenträgern ging sie nach Hause. Während Samantha Josefine Gbur sich gerade auf den Showtanzeinsatz vorbereitete, durften ihre Vereinskollegen schon einmal bei der Ordensrunde antreten. Als Senatoren, die Stütze zur Jugendförderung sind und zur Entwicklung des Vereins beitragen, wurden Michael Seitz, Franz Becker, Helmut Keller und Brigitte Keilbach geehrt.

„Es gibt unheimlich viel zurück“

Julia Kumpf wurde der Löwe als aktive Tänzerin und Elferrätin zuteil. „Ich mag alles: die Fasnacht, das Brauchtum und die Repräsentation meines Vereins“, betonte sie. Gregor Ries, Prinz des Jahres 2017/18 und lange Jahre Vorsitzender der Narrhalla, brachte es auf den Punkt: „Fasnacht macht einfach unheimlich viel Spaß und gibt einem vieles zurück.“

Zwei Senatoren wurden auch vom Fasnachts-Komitee „Die Luxe“ Altlußheim für ihr Engagement mit dem Goldlöwen belohnt: Andreas Kruger und Harald Butz wurden sozusagen „freiwillig rekrutiert“ – Kruger damals durch seine Frau, die in der Kampagne 1998/99 als Luxina regierte.

Drei gut harmonierende Würdenträger kamen vom Fasnachtszug-Komitee Schwetzingen, darunter Vorsitzender Thomas Kreichgauer. Dieser wiederum wurde von Andreas Lin geangelt, ebenso wie seine Frau Christine Kreichgauer. Lins Fasnachtsgeschichte fing mit seinem früheren Chef vom Dienst Fritz Nassner bei der Schwetzinger Zeitung an. Helfer wurden gesucht, Lin wurde Preisrichter, Protokoller, Vorsitzender und ist nun Vize. Ein weiteres Einsatzgebiet: die Rolle des Zugsprechers beim Fasnachtsumzug in Schwetzingen. Christine Kreichgauer – früher schon im Plankstadter Fanfarenzug aktiv – legte ebenfalls eine Karriere hin: von der Helferin über Spendenakquise bis zur Schatzmeisterin, deren Aufgabe sie seit 2014 erfüllt.

Ihr Mann beschreibt, was das Amt des Vorsitzenden für ihn so bedeutsam macht: „Es ist vielseitig und genauso wird man gefordert.“ Die Ehrung mit dem Goldenen Löwen war für alle ein Sahnehäubchen auf der bisherigen eigenen Narrengeschichte.

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