Speyer

Weinprobe und Krimilesung mit Uwe Ittensohn und Philipp Rumpf

Von 
Nikolaus Meyer
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Speyer. Corona und seine gravierenden Folgen für die Gesellschaft müssen nicht mehr näher erläutert werden. Clevere Menschen finden dennoch immer wieder eine Möglichkeit, aus der Not eine Tugend zu machen. Vor allem der Wechsel von Präsenz-Veranstaltungen zu Online-Angeboten hat einen Umfang angenommen, den vor der Pandemie wohl niemand für möglich hielt.

Die Chance, ihr Publikum via Internet zu erreichen, ließen sich am frühen Sonntagabend auch zwei stadtbekannte Akteure nicht entgehen. Gastronom Philipp Rumpf und Krimi-Autor Uwe Ittensohn stellten sich mit einer Online-Weinprobe und -Lesung unter dem Motto „Wine and Crime“ der starken Konkurrenz in Form des Muttertages und einem sommerlichen Temperaturanstieg, der zu einem Ausflug in die Natur einlud.

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Die Erwartungen der Teilnehmer an Lesung und Weinprobe wurden in vollem Umfang erfüllt. Beste Voraussetzungen bot das stilvolle Ambiente der von Rumpf geführten „Sux-Restobar“ in der Korngasse, in der Gastronom und Schriftsteller von 18 bis 20 Uhr die Online-Veranstaltung zelebrierten. Ein in der Pause eingespielter Video-Clip ermöglichte interessante Einblicke in die gastronomische Neuheit.

15 Wein- und Krimi-Liebhaber, darunter ein Ehepaar aus der Schweiz, hatten das zu 79 Euro angebotene „Genusspaket“ mit Weinen sowie zünftigen Pfälzer Vesper-Spezialitäten geordert und sich damit den Zugang zur informativen und unterhaltsamen Veranstaltung gesichert. Durch Beteiligung von Familienmitgliedern und einzelnen Besuchern erhöhte sich die Teilnehmerzahl nochmals deutlich.

Dass Wein mehr ist als ein Getränk, wusste bereits der antike griechische Schriftsteller Plutarch. Ihm wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Der Wein ist unter den Getränken das Angenehmste, unter den Arzneien das Nützlichste und unter den Nahrungsmitteln das Schmackhafteste!“ Göttlicher Status wurde dem Wein gar mit dem römischen Gott Bacchus und seinem griechischen Pendant Dionysos zuteil.

Ein eigenes Genre

Was die Lesung anbelangt, stellen Kriminalromane als literarische Gattung seit dem 19. Jahrhundert ein eigenes Genre dar. Dass in der Vergangenheit selbst berühmte Schriftsteller wie Fjodor Michailowitsch Dostojewski und Friedrich Dürrenmatt anspruchsvolle Krimis schrieben, hat die Gattung etwas vom negativen Image einer geringgeschätzten Trivialliteratur befreit. Somit war am Sonntagabend mythologisch und literarisch nichts gegen den Genuss von Wein, zünftigen Vesper-Spezialitäten und dem Lauschen kriminalistischer Feinheiten einzuwenden.

Vier Weine aus der Pfalz wurden besprochen. Informiert wurde dabei über Lagen, Ausbau, jahrgangsspezifische Eigenschaften, Säure- und Alkoholgehalt sowie die Wahrnehmung des Weines über die Sinne. Den Auftakt bildete ein 2019er Sux Weißweincuvée vom Weingut Lukas Krauß aus Lambsheim. Ein Produkt, in dem sich Weißburgunder, Müller-Thurgau und Scheurebe im ausgewogenen Mischungsverhältnis zu einem frischen Essensbegleiter vereinen.

Reflexe ins Glas zauberte ein 2019er Blanc de Noir vom traditionsreichen Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan aus Deidesheim, den Philipp Rumpf mit einer tollen Frucht als herrlichen Sommerwein anpries. Ebenfalls in Deidesheim befindet sich das Weingut Mehling. Vom relativ jungen, sich sukzessive steigernden Weingut stellte Rumpf einen lebendigen 2019er Riesling trocken in Bioqualität vor.

Den Abschluss bildete ein Sux Rotweincuvée, ebenfalls vom Lambsheimer Weingut Lukas Krauß. Basierend auf den Rebsorten Blauer Portugieser und Schwarzriesling entwickelte sich nach den Ausführungen des Gastronomen ein Rotwein mit animierender Frische. Mit der Bemerkung „ein optimales Getränk zu einem Schmorbraten“ klang die Besprechung der verkosteten Gewächse aus, die im Wechsel mit den Vorträgen von Uwe Ittensohn stattfand.

Die Lesung aus dem Krimi „Requiem für den Kanzler“ startete mit einem Knalleffekt. Den ersten Toten im Roman mit vielen Handlungssträngen gab es am 14. Juni 2017 um 21.45 Uhr. Als Mordwaffe wurde ein blutbesudeltes Messer ausgemacht. In weiteren Ausführungen erfuhren die Zuhörer, welches Bedrohungspotenzial sich bei den Beisetzungsfeierlichkeiten zusammengebraut hatte.

Ittensohn, der für bestimmte Themen und Situationen über einen größeren Beraterstab verfügt, stellte sprachgewandt und dialektsicher handelnde Akteure wie mehrere Hobby- und Profispürnasen sowie den bösen russischen Nationalisten Igor Komarow vor. Der Autor verstand es ausgezeichnet, den Leser auf die Folter zu spannen und so wunderte es nicht, dass der Vortag nach einem Abstecher ins Prostituiertenmilieu mit der Zeremonie auf dem Domplatz ausklang. Wer wissen möchte, wie die Geschichte ausging, muss sich das im Buchhandel für 14 Euro erhältliche Werk kaufen.

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