Mannheim. Die Heimat ist ihm wichtig. An der Ostsee fühlt sich Juri Knorr ganz einfach wohl. Und dort tankte der 24-Jährige zuletzt noch ein wenig Kraft. In physischer und psychischer Hinsicht.
Denn schon bald wird es nicht nur wieder sehr auf den Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen ankommen, sondern auch extrem auf ihn geschaut. Nämlich von Ende Juli bis Anfang August bei den Olympischen Spielen in Paris.
Juri Knorr gilt auch bei Olympia als Handball-Hoffnungsträger
In der französischen Hauptstadt wird der 24-Jährige zwar ziemlich sicher nicht so viele Autogramm- und Fotowünsche wie bei der Heim-EM im Januar erfüllen müssen. Doch unabhängig davon gilt er erneut als großer Hoffnungsträger in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) – obwohl seine Leistungen in der vergangenen Saison schwankten.
„Manchmal ist es ein bisschen viel“, gibt Knorr zu und meint damit nicht nur den gewaltigen Rummel um seine Person, den er eigentlich recht gut ausblenden kann. Ihm geht es vor allem auch um das straffe Programm im Handball-Zirkus. Seit dem Sommer 2023 spielt er praktisch durch. Bundesliga, European League und DHB-Pokal mit den Löwen, dazu die EM im Januar und jetzt die Olympischen Spiele in Paris.
Handball-Profis kämpfen mit vollem Terminkalender
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich steht der Ligastart an, im Januar gibt es mit der WM 2025 in Kroatien, Dänemark und Norwegen wieder keine Pause. Ein Termin jagt den nächsten, es geht rastlos von einem Höhepunkt zum anderen. Und für Knorr kommt erschwerend hinzu, dass er in jeder Mannschaft den Status eines Unersetzbaren genießt. Sowohl bei den Löwen als auch im Nationalteam spielt er eigentlich immer. Er ist der Dauerbrenner. Einfach immer im Einsatz.
Der nächste längere Urlaub ist für den gebürtigen Flensburger erst im Sommer 2025 möglich. Also dann, wenn Knorr ins Ausland umzieht. Und zwar vermutlich nach Dänemark, um dort seine Karriere beim Erstligisten und Champions-League-Finalisten Aalborg fortzusetzen. Eine offizielle Bestätigung für diesen nächsten Karriereschritt steht zwar noch aus. Aber dass der Mittelmann die Mannheimer verlassen wird, steht bereits seit einiger Zeit fest. Er macht von einer Ausstiegsklausel in seinem Vertrag Gebrauch.
Juri Knorrs letzte Saison bei den Löwen steht an
Bevor Knorr in seine letzte Saison bei den Löwen geht, möchte er in Paris mit dem DHB-Team für Furore sorgen. Und zusätzlich die besondere Atmosphäre genießen, nachdem er 2021 nur „Olympia-Light“ erlebt habe, wie Knorr die Spiele in Tokio nennt. Und das aus gutem Grund.
Rückblick: Damals galten Hygiene- und Abstandsregeln, die Zuschauerränge waren leer. Was einem wie aus einer anderen Zeit vorkommt, liegt gerade einmal drei Jahre zurück: die Corona-Pandemie mit all ihren Folgen und Begleiterscheinungen. Weshalb Olympia zwar Olympia war. Aber irgendwie dann doch nicht. Denn zusammenkommen sollten die Athleten eben nur, wenn sie im direkten Duell aufeinandertrafen.
Große Freude auf Olympische Spiele in Frankreich
Knorr bedauert das extrem: „Wenn wir die Fußballer einmal ausklammern, sind Olympische Spiele für alle Sportler einfach das Allergrößte auf der Welt. Genau das diesmal in vollen Zügen genießen zu können und zu dürfen, darauf freue ich mich sehr.“ Zumal – anders als ursprünglich vom Veranstalter beabsichtigt – die Vorrunde des Handballturniers auch tatsächlich in Paris ausgetragen wird und es erst zur K.o.-Phase nach Lille geht.
Zuvor sah der Plan keine Spiele in der französischen Hauptstadt vor, sondern ausschließlich in Lille. Dann aber gewannen die französischen Handballer um Superstar Nikola Karabatic vor drei Jahren in Tokio Olympia-Gold – und schon wurde von den Organisatoren alles umgeworfen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Legende Karabatic nach den Spielen seine einzigartige Karriere beendet. Und seine Abschiedstournee soll im Herzen der Hauptstadt starten.
Deutsche Handball-Team ist auf Knorr angewiesen
„Frankreich ist ein Handball-Land, eine der größten Handball-Nationen überhaupt. Jeder von uns hat Bock darauf, dort zu spielen. Ich bin mir sicher, dass die Hallen voll sein werden“, blickt Knorr voraus. Wenngleich in Lille nicht in einer Halle, sondern im dortigen Fußballstadion gespielt wird. Knapp 50.000 Zuschauer fasst die Arena Pierre Mauroy nahe der belgischen Grenze.
Ein derartiges Erlebnis kennt der Löwen-Star bereits von der Heim-EM, als die Deutschen ihr Eröffnungsspiel gegen die Schweiz im Düsseldorfer Fußballstadion bestritten. In der Olympia-Vorrunde bekommt es die DHB-Auswahl mit Slowenien, Spanien, Kroatien, Schweden und Japan zu tun.
Zwei Teams muss die deutsche Mannschaft für den angestrebten Umzug ins Viertelfinale nach Lille hinter sich lassen, was zweifelsohne schwer genug wird. Japan ist der große Außenseiter, Schweden der Favorit. Und gegen den Rest alles möglich. Die Deutschen werden also Knorr in Topform benötigen.
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