19:5 ist in der Tischtennis-Verbandsklasse Nord eine extrem starke Bilanz. Noch bemerkenswerter wird sie, wenn sie von einer Frau gegen Männer erreicht wird. Seit dieser Saison mischt Sarah Veith von der TSG Eintracht Plankstadt die Liga auf. Das könnte auch an diesem Samstag, 15. April, nicht anders sein, wenn Plankstadt um 17 Uhr (Erwin-Senn-Halle) den SV Adelsheim empfängt.
Für Adelsheim geht es um den Titelgewinn. „Auch wir hätten Meister werden können, wenn wir immer in voller Besetzung hätten antreten können“, so Veith. Da ist er wieder, der Ehrgeiz, der die 35-Jährige immer ausgezeichnet hat. Die Verbandsliga hält sie in Plankstadt für möglich und auch darin dürfte sie bei den Männern spielen, darüber nicht mehr.
Klar ist für Veith aber, dass sie in Plankstadt bleiben möchte. Außer ihr und Kristine Treiber gibt es keine Frauen bei der TSG Eintracht, so blieb ihr 2022 nichts anderes übrig, als nach zehn Jahren Pause in der Kreisliga der Männer zu starten. Sie verlor nur ein Spiel und rückte in die erste Mannschaft auf. In ihrer Jugend gehörte Veith zu den größten Talenten in Baden.
Dabei hätte aus ihr auch eine Eiskunstläuferin oder Volleyballerin werden können. Beim Eiskunstlaufen hatte die Mutter Bedenken, so wurde es zunächst Volleyball in Altlußheim. Veith spielte in der Jugend-Oberliga, aber nach einer Verletzung saß sielange auf der Ersatzbank. Ihre beste Freundin schlug eine andere Sportart vor, so kam Sarah Veith 1999 zum Tischtennis in Neulußheim.
Sie kann sich noch gut ans erste Training bei Hermann Schmidt erinnern, der ihr einen Schläger aus der Turnhallengarage lieh. „Die erste Übung war, den Ball auf der Vor- und Rückhand zu balancieren“, blickt Veith zurück. Reinhold Kneis und Thomas Schneider waren weitere Trainer und Betreuer.
Dann ging alles sehr schnell, das junge Talent wurde in Windeseile sehr gut. Die Kreismeisterschaft der B-Schülerinnen 1999 war der erste Erfolg, es folgten Titel auf badischer, südwestdeutscher und pfälzischer Ebene. Von Neulußheim ging es in die Jugend-Verbandsliga nach Plankstadt, noch als Jugendliche zu den Damen des TTV Römerberg, dann folgten TTC Weinheim, Groß-Rohrheim und Oberjosbach. In Bad Homburg verlor sie in der Oberliga an Position eins nur drei Spiele. Mit Frankenthal stieg sie schließlich in die Regionalliga und dann sogar in die 2. Bundesliga auf.
Knie macht nicht mit
Mit 16 Jahren ging Veith schließlich ins Sportinternat Frankfurt. Spätestens ab da bestimmte der Tischtennissport einen Großteil ihres Lebens. Sie blieb in Mannheim in der Schule und pendelte entsprechend oft nach Frankfurt. „Ich habe den Eltern in Mannheim nach der Schule ,Hallo‘ gesagt und bin wieder nach Frankfurt zur Mittags- und Abendeinheit gefahren“, erinnert sich Veith an viele Zugfahrten zwischen der Quadratestadt und . Täglich zweimal Training, Spiele am Wochenende, Landesauswahl – ein gewaltiges Pensum.
Bis eine Verletzung alles stoppte. „Mein Arzt sagte mir, wenn ich so weitermache, brauche ich mit 26 ein neues Kniegelenk. Deshalb habe ich aufgehört, denn ich war nicht bereit für halbe Sachen“, sagte Veith. Besonders schlimm war das vermeintliche Karriereende für ihren Vater, da er viel Zeit investiert hatte.
Veith heiratete, bekam zwei Kinder und machte eine Ausbildung zur Technischen Zeichnerin. Mittlerweile hat sie sich in Maschinenbautechnik weitergebildet und arbeitet in Frankenthal. Eine Leidenschaft ist das Malen. Seit ihrem neunten Lebensjahr malt sie Gegenstände, Menschen oder Skulpturen. „Hin und wieder verkaufe ich ein Bild“, lächelt Sarah Veith.
Mentale Kraft durch Kunst
Durch das Malen sei sie deutlich gelassener geworden. „Beim Tischtennis habe ich mehr mentale Stärke als früher und agiere nicht mehr so hektisch. Der Ehrgeiz ist noch da, aber das absolute Muss nicht mehr“, erklärt die kompromisslose Topspinspielerin abschließend. Dennoch ist Tischtennis wieder ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens geworden, und das erklärt ihren Erfolg – auch gegen Männer.
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