„Nimm’ du ihn, ich hab’ ihn sicher.“ Wer selbst mal eine Mannschaftssportart praktiziert hat, ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit diesem Satz vertraut. Zur regelmäßigen Anwendung kommt er dann, wenn sich zwei oder mehr Spieler uneins sind, wer das anfliegende Spielgerät übernimmt und am Ende keiner aktiv wird. Schwingt im Training oder auf Freizeitniveau häufig eine gute Portion Humor im verwendeten Tonfall mit, war die Stimme von Alois Schwartz, Trainer von Fußball-Zweitligist SV Sandhausen, sehr ernst. „Nimm’ du ihn, ich hab’ ihn sicher. Wenn man auswärts so in ein Spiel geht, wird es schwer“, beklagte der Übungsleiter nach der bitteren 1:2-Niederlage seines Teams bei Darmstadt 98.
Die Situation, die er meinte, ereignete sich in der neunten Spielminute der Zweitliga-Begegnung. Darmstadts Klaus Gjasula köpfte den Ball harmlos in Richtung des Sandhausener Strafraums. Anstatt die Kugel einfach aus der Gefahrenzone zu befördern, scheiterte die Kommunikation zwischen den beiden sonst so verlässlichen Defensivakteuren Tom Trybull und Dennis Diekmeier – sie ließen den Ball passieren. „Lilien“-Stürmer Braydon Manu spritzte gedankenschnell dazwischen und vollstreckte aus spitzem Winkel zur Darmstädter Führung.
„Da gab’s leider ein Verständigungsproblem“, ärgerte sich auch Kapitän Diekmeier. An einem durchwachsenen Abend sollte es für seine Mannschaft nicht das letzte bleiben. Insbesondere in der Anfangsphase ließ sich der SVS überrumpeln und lud den Gegner durch eigene Unkonzentriertheiten immer wieder zum Angriff ein. „Die Anfangsphase haben wir komplett verschlafen, mussten fast nur hinterherlaufen“, monierte Schwartz weiter.
Kurz nach dem Seitenwechsel, als sich der SVS gerade wieder zurück ins Spiel arbeitete – Aleksandr Zhirov hatte zwischenzeitlich aus dem Nichts den Ausgleich besorgt (24.) – führte ein weiterer Abstimmungsfehler zwischen Trybull, Erik Zenga und Dario Dumic zum entscheidenden Treffer durch Marvin Mehlem (55.).
„Eine vermeidbare, aber verdiente Niederlage. Wir waren am Ende nicht fleißig genug, um belohnt zu werden“, fasste Schwartz zusam-men, nachdem die Kurpfälzer in der letzten halben Stunde zwar spielbestimmend, aber ohne echte Torchance waren.
Der Auftritt in Südhessen hat gezeigt, dass der SV Sandhausen jederzeit an seine Leistungsgrenze gehen muss, um in der zweiten Liga zu bestehen. Eine Niederlage bei ambitionierten, wenn auch ersatzgeschwächten „Lilien“ ist aber sicherlich kein Beinbruch. Das wissen auch die Verantwortlichen am Hardtwald.
Auch im anstehenden Duell mit dem niedersächsischen Regionalli-gisten BSV Rehden in der ersten Runde des DFB-Pokals (Sonntag/13 Uhr) wird sich der SVS keinen Leistungsabfall erlauben dürfen. Schließlich hat der Pokal seine eigenen Gesetze. „Wir fahren nach Rehden, um eine Runde weiterzukommen“, kündigte Janik Bachmann an.
Er und seine Teamkollegen werden alles dafür tun, dass ihr Coach im Nachgang nicht erneut einen bekannten Satz zu Abstimmungsproblemen bemühen muss.
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