Im Interview

Eine komplette Saison im „Flow“ für Anne Braun von der LG Kurpfalz

Anne Braun von der LG Kurpfalz verbessert ihre 400-Meter-Hürden-Bestzeit innerhalb des Sommers auf unter 59 Sekunden und erreicht damit sogar das DM-Finale. Wir haben mit ihr gesprochen.

Von 
Michael Wiegand
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Im Dress der LG Kurpfalz jagt die Oftersheimerin Anne Braun erfolgreich eine Zeit unter 60 Sekunden über die 400-Meter-Hürden-Strecke. Bei den deutschen Meisterschaften läuft die 23-Jährige schließlich 58,89 Sekunden. © Braun

Oftersheim. Anne Braun, 400-Meter-Hürden-Spezialistin des TSV Oftersheim, hat eine außerordentlich erfolgreiche Freiluftsaison hinter sich gebracht. Sie verbesserte ihre persönliche Bestzeit in ihrer Paradedisziplin von über 60 auf 58,89 Sekunden, erreichte damit den Endlauf um den deutschen Titel und qualifizierte sich ganz nebenbei für die deutsche Siebenkampf-Meisterschaft. Im Interview mit dieser Zeitung blickt Braun auf die ereignisreichen Monate zurück und erklärt ihre Ziele.

Sie haben nun die Freiluftsaison mit der deutschen Mehrkampfmeisterschaft beendet. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Anne Braun: Ich habe schon im Wintertraining gemerkt, dass ich richtig gut in Form bin, deutlich besser als in den vergangenen Jahren, daher war es keine wirkliche Überraschung, dass ich direkt in meinem ersten Wettkampf eine neue Bestzeit gelaufen bin, über eine Sekunde schneller. Damals kam ich nach 60,3 Sekunden ins Ziel. Damit war mein Wunsch, 2023 auf jeden Fall noch unter 60 Sekunden zu laufen, was ich davor noch nie geschafft hatte. Mit meiner neuen Bestzeit hatte ich auch sofort die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft in Kassel geschafft und musste nicht wie vergangenes Jahr die ganze Zeit der Norm hinterherrennen, sondern konnte die Wettkämpfe so planen, dass ich topfit für die deutschen Meisterschaften war. Eineinhalb Wochen vor Kassel habe ich mich allerdings leicht verletzt, weswegen wir das Training zurückschrauben mussten, was am Ende aber eigentlich ganz gut war, da ich dadurch tatsächlich punktgenau topfit war und wusste, dass, wenn ich in Kassel ein perfektes Rennen im Vorlauf absolviere und auch ein bisschen Glück habe – zu diesem Zeitpunkt hatte ich es bei den süddeutschen Meisterschaften bereits geschafft, unter 60 Sekunden zu laufen – ich die Chance auf das Finale habe.

Wie haben Sie das Finale erlebt?

Braun: Ich war super nervös, habe aber auch daran geglaubt, dass ich es schaffen kann. Tatsächlich bin ich dann im Vorlauf in 58,89 Sekunden wieder persönliche Bestleistung gelaufen, eine Zeit, die ich mir 2022 nicht einmal erträumt hätte. Als Achte habe ich das Finale erreicht. Super surreal am Anfang, aber ich habe mich einfach mega gefreut. Im Finale am nächsten Tag hat es dann nicht mehr so flüssig funktioniert. Ich bin an einer Hürde hängengeblieben und kam dadurch komplett aus dem Tritt und in 60,3 Sekunden ins Ziel. Die Wettbewerbsergebnisse über die 400 Meter Hürden über die gesamte Saison hinweg waren natürlich für mich mein größter Erfolg und vor allem, das Finale zu erreichen, ansonsten habe ich die badischen und baden-württembergischen Meisterschaften gewonnen und bei den süddeutschen wurde ich Zweite. Ich bin also sehr zufrieden.

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Was hat es mit der „Aus-Versehen“-Qualifikation für die Mehrkampf-DM auf sich?

Braun: Immer einmal im Jahr, an Pfingsten, mache ich einen Siebenkampf mit. Da war ich auch ab der ersten Disziplin in einem richtigen „Flow“ drin, es lief und lief und lief und am Ende hatte ich auch die Qualifikation für die deutschen Meisterschaft in der Tasche. Da sie erst sehr spät in der Saison stattgefunden hat und sie nicht mit den Wettbewerben über die 400 Meter Hürden kollidiert ist, habe ich mich entschlossen, auch daran teilzunehmen. Der erste Tag lief nicht gut, der zweite schon deutlich besser und über 800 Meter habe ich sogar eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt. Ich hätte auch hier niemals gedacht, dass ich eine solche Zeit – 2:14,80 Minuten – laufen könnte. Aber ja. . . hat irgendwie geklappt. Und insgesamt bin ich einfach super zufrieden, es war bisher meine beste Saison und ich hoffe, dass ich daran anknüpfen kann.

Was steht nun an? Wie sieht Ihr Training aus und absolvieren Sie dieses Mal eine Hallensaison?

Braun: Erstmal Urlaub, ich gehe drei Wochen nach Costa Rica, um einfach mal den Kopf frei zu kriegen, auch bewusst weg vom Laufen und dann wird das Training im Oktober fortgesetzt mit der Vorbereitung. Eine Hallensaison werde ich wohl wieder nicht machen, da es die 400 Meter Hürden darin nicht gibt. Viele andere Hürdenläufer versuchen sich dann mal auf 400 Meter flach, die laufe ich persönlich aber nicht so gerne, deswegen wird es für mich wohl eher keine große Hallensaison geben. Vielleicht aber doch mal ein oder zwei Wettkämpfe – wenn überhaupt.

Welche Ziele haben Sie sich nach einer solch erfolgreichen Saison gesteckt?

Braun: Mein Ziel ist es auf jeden Fall, so weiter zu trainieren wie bisher. Ich gehe jetzt im Februar ins Referendariat, dadurch wird es für mich stressiger. Ich hoffe, dass ich dennoch alles unter einen Hut bekommen und so durchziehen kann und dann ist mein Wunsch einfach, an die Leistungen von dieser Saison anknüpfen zu können, wieder bei den deutschen Meisterschaften starten und eine persönliche Bestzeit erzielen zu können und, wenn es wieder so gut läuft und ich wieder Glück habe, hoffentlich nochmals das Finale zu erreichen.

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Sie sind nun auch Trainerin bei der HG Oftersheim/Schwetzingen. Wie genau sieht Ihr Engagement aus? Wie lässt es sich mit Handballern arbeiten?

Braun: Ich bin die Athletiktrainerin der Bundesliga-Jugendlichen und des Herrenteams und muss sagen, es macht sehr viel Spaß mit den „großen Jungs“ zu arbeiten – die sind echt sehr lustig. Auch wenn sie meine Trainingsprogramme nicht immer sooo sehr mögen, weil sie auf den ersten Blick eher weniger mit Handball zu tun haben und auch sehr anstrengend sein können, macht es wirklich ungeheuren Spaß, sie zu trainieren. Sie sind alle super lieb und cool drauf. Was ich ebenfalls sehr schön finde, ist, dass ich einen tollen Einblick in eine Mannschaftssportart bekomme und die Dynamik sowie das gesamte Drumherum natürlich ganz anders ist als bei uns in der Leichtathletik.

Warum hat Ihrer Meinung nach kein deutscher Leichtathlet eine Medaille bei der WM geholt?

Braun: Schwer zu sagen. Natürlich haben einige mit einem großen Namen wie Malaika Mihambo gefehlt, allerdings hat sich die Weltspitze in den vergangenen Jahren auch enorm verbessert und ist immer dichter zusammengerückt. Ich denke, teilweise hat bei den Deutschen die Tagesform entschieden und andere waren den kleinen Tick besser – zum Beispiel im Speerwerfen oder auch am zweiten Zehnkampf-Tag. Was man aber auch gesehen hat: Es waren viele Top-Ten-Plätze dabei, was ja auch schon ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Was könnte für Leichtathleten auf Vereinsebene verbessert werden?

Braun: Auch das ist schwer zu beantworten. Große Vereine haben eine bessere Förderung inklusive Leichtathletikhallen und so weiter. Was wir zum Beispiel nicht haben, ich aber auch gar nicht schlimm finde. Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich keine Verbesserung brauche, ich bin mit meinem Trainerteam wunschlos glücklich, denn es geht perfekt auf mich ein und ermöglicht mir alle und stellt mir alles bereit, was ich brauche, um meine Leistung abzurufen.

Redaktion

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