Es ist einige Jahre her, dass die Heimspielstätte des Tischtennisclubs (TTC) Ketsch am Rathaus der Enderlegemeinde als „grüne Hölle“ bezeichnet wurde. Das war, als die Frauen in der Oberliga und die Männer in der Badenliga vor stets lautstarken Fans spielten. In der überwiegend in grün gehaltenen Halle sorgten sie häufig für einen Hexenkessel. Am Samstag tat sich die „Hölle“ wieder auf.
Die Ketscher Frauen trafen im Gipfeltreffen der Verbandsoberliga auf Tabellenführer TTC Suggental, der bis dahin alle Saisonspiele gewonnen hatte, das Hinspiel gegen Ketsch mit 8:5. Auch Ketsch hatte sonst alle Partien gewonnen, sodass die Ausgangslage klar war: Ein Sieg würde zur Tabellenführung reichen. Nach zwei Stunden und 40 Minuten war es geschafft, die Ketscherinnen hatten eine streckenweise hochklassige Partie mit 8:5 gewonnen und stehen nun nach Minuspunkten gleichauf mit den Südbadenerinnen, für die es das letzte Spiel war, auf Platz zwei. Ein Sieg nächsten Samstag beim VSV Büchig würde die Meisterschaft sichern.
Junge und talentierte Gegner
Suggental, ein 380-Seelen-Ortsteil der Stadt Waldkirch, hatte rund 30 Fans mitgebracht, die das blutjunge und hochtalentierte Team mindestens zum Unentschieden peitschen wollten.
Die 17-jährigen Zwillinge Antje und Finja Böhm sowie Megan Cytacki (16) und Leonie Kury (18) zeigten ihre spielerische Klasse, trafen jedoch auf ein routiniertes Ketscher Team mit ganz viel Oberliga- oder gar Regionalliga-Erfahrung.
Der TTC gewann überraschend beide Doppel, „damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Jasmina Simon. Im ersten Einzeldurchgang gingen beide Paarkreuze unentschieden aus. Dabei war vor allem der Sieg von Jasmina Simon gegen die gegnerische Nummer eins Antje Böhm bemerkenswert. Simon schlug auch Finja Böhm im einzigen Fünfsatzspiel 3:2. Doch die etwas überraschende Niederlage von Marion Ott gegen die sehr starke Cytacki und das 1:3 von Vanessa Moch gegen Kury sorgten für den 5:5-Ausgleich. „Da habe ich gedacht, wir verlieren das Spiel oder es geht unentschieden aus“, so Simon.
Die sichtlich angestachelte Ott schlug Antje Böhm, dann die Stunde von Melanie Berger. Sie wurde am Spieltag 28 Jahre alt, diesen Geburtstag wird sie sicherlich lange nicht vergessen. Gegen die sehr starke Cytacki gewann sie den ersten Satz, dann entwickelte sich ein unglaublicher Krimi. In Satz zwei wehrte Berger sieben Satzbälle ab, vergab selbst sechs und siegte letztlich mit einem Jubelschrei 23:21. Die Stimmung stieg, sogar eine Trommel kam zum Einsatz, und als Simon 3:0 gegen Kury gewonnen hatte, war klar, ein Sieg von Berger würde den Erfolg bringen. Und das Ketscher Eigengewächs schaffte es, gewann Satz Nummer drei 11:5 und fiel ihren Teamkameradinnen in die Arme. „Mir war bis zum 7:3 im dritten Satz nicht bewusst, dass es das entscheidende Einzel war“, sagte Berger. Sie hatte in Suggental alle drei Einzel verloren, diesmal die ersten beiden auch, „da ist der Druck im letzten Einzel natürlich besonders groß“.
„Heute hatte ich gute Nerven“, freute sich Berger und bedankte sich für die tolle Unterstützung. „Wir hatten selten so viele Zuschauer, das war geil“, strahlte das Geburtstagskind. Und Jasmina Simon meinte, während die ersten Sektflaschen kreisten: „Die ,grüne Hölle‘ ist wieder erwacht.“
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