Heidelberg. 50 Jahre lang mussten die Academics Heidelberg darauf warten, um gegen den FC Bayern Basketball, wie sie sich zur Abgrenzung gegenüber den Fußballern nennen, ein Erfolgserlebnis zu feiern. Am späten Donnerstagabend war’s endlich soweit. Durch ein sensationelles 89:78 (21:17, 23:25, 22:22, 23:14) in München knüpften die „Akademiker“ an eine Lehrstunde aus dem Jahr 1973 an, als der damalige USC die „Roten“ mit einem 117:55 aus dem Bundesleistungszentrum im Neuenheimer Feld fegte.
Am 33. Spieltag der Basketball-Bundesliga machten die Schützlinge von Headcoach Joonas Iisalo fast alles richtig. Im Grunde genommen war der fünfte Auswärtserfolg und 15. Saisonsieg nie ernsthaft in Gefahr. „Ich bin sehr stolz auf mein Team! Wir haben mit sehr viel Energie gespielt und sind über das gesamte Spiel fokussiert geblieben“, sagte Iisalo nach dem Überraschungscoup, „unser Game Plan ist bis zur Perfektion aufgegangen und wir haben es verdient, heute Abend zu gewinnen.“ In der Tat: Von Anfang an agierten die Kurpfälzer sehr zielstrebig und konsequent, ließen sich in keiner Phase der Partie vor 5667 Zuschauern im Audi Dome beirren. Die Gäste waren taktisch exzellent auf den Branchenkrösus aus München eingestellt.
Heidelberg Academics gewinnen gegen FC Bayern: Erste Hälfte relativ ausgeglichen
Während die erste Hälfte relativ ausgeglichen verlief (44:42 für die Academics), packten die „Jungs vom Neckar“ in der zweiten Hälfte sukzessive eine Schippe drauf. Die Bayern wirkten pomadig und schienen das für sie unbedeutende Heimspiel nicht ganz ernst zu nehmen. Cheftrainer Andrea Trinchieri ließ seinen Assistenten Adriano Vertemati im Coaching ran, sie verzichteten zudem auf einige Stars wie Nick Weiler-Babb, Othello Hunter, Vladimir Lucic und Freddie Gillespie, um sie für die ab 14. Mai stattfindenden Playoffs zu schonen. Dieser Umstand soll freilich nicht die famose Vorstellung schmälern. Playmaker Eric Washington (29 Punkte, zehn Assists) orchestrierte nicht nur alles, sondern er war als überragender Solist von den Bayern nie zu stoppen.
Ihm nicht viel nach stand Elias Lasisi (20 Punkte, vier Dreier). Der 31-jährige Belgier befindet sich seit Wochen in einer Topverfassung. „Es ist beeindruckend, was unsere Guards gerade zeigen“, lobte Kapitän Akeem Vargas seine beiden Teamkollegen. Die Entscheidung zu Gunsten der Heidelberger fiel zu Beginn des vierten Viertels. Mit einem 15:0-Lauf - von 66:64 (Ende 3. Viertel) auf 81:64 (34.) - schraubten sie das Ergebnis hoch. Ein Dreier von Lasisi wirkte hier wie ein K.o.-Treffer. Die großen Bayern hatten bis zum 89:78-Endstand keine Chance mehr.
Heidelberg Academics gewinnen gegen FC Bayern: Playoffs sind noch möglich
Die Euphorie ist nahezu grenzenlos. Das Team hat nunmehr am Sonntag (15 Uhr) im SNP Dome die Gelegenheit, durch einen Last-Minute-Erfolg gegen den Rivalen Niners Chemnitz sogar noch in die Playoffs einzuziehen. Grundlage dafür ist die Revanche für die Hinrundenniederlage (78:87) bei den Niners,
Voraussetzung sind ebenfalls die richtigen Ergebnisse aus anderen BB-Spielen am Freitag und Sonntag, die neben den Sachsen auch die Rostock Seawolves betreffen. Alles scheint in dieser turbulenten Spielzeit möglich zu sein.
Academics: Washington (29 Punkte, 3 Dreier, 10 Assists), Lasisi (20/4), McVeigh (10/2), Ugrai (9/1), Griffin (7), Kesteloot (7), Hundt (4), Vargas (3/1), Ely, Würzner, Herzog, Edwardsson. acaj
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