Oftersheim. „Ich schaue immer noch sehr zu ihr auf!“ Julie Pieper spricht mit Bewunderung und Hochachtung von ihrer Schwester Cécile, die im Sommer in Paris ihre dritten Olympischen Spiele erleben könnte. Dabei kann auch die 17-jährige „kleine Schwester“ aus Oftersheim bereits auf einige Erfolge zurückblicken. In diesem Jahr ist sie bereits zweimal deutsche Meisterin geworden.
Seit 2010, da war Julie drei Jahre alt, spielt sie Hockey beim Mannheimer HC. 2023 hatte sie den Sprung in die U18 des MHC geschafft, war aber durch einen Muskelfaserriss längere Zeit außer Gefecht. Sie gehörte zum Kader der Damen, die deutscher Feldhockeymeister wurde, kam dort jedoch nur wenige Spiele zum Einsatz. In der Hallensaison war das anders. Da viele Stammspielerinnen – die Argentinierinnen kommen beispielsweise nur zur Feldsaison – nicht in der Halle spielen, schlug die Stunde von Julie Pieper. „Vom Trainer war eigentlich das Ziel Nichtabstieg ausgegeben, doch wir haben schnell gemerkt, dass es gar nicht so schlecht lief.“ Der MHC wurde sogar Erster und erreichte die Endrunde. Nach einem Sieg gegen Köln im Viertelfinale fand das Final Four in Frankfurt statt, und nach einem Halbfinalsieg gegen UHC Hamburg gab es im Endspiel ein 3:2 nach Penalty-Schießen gegen den Favoriten Düsseldorf.
Meisterschaftserfolge und emotionale Momente für Julie Pieper
„Wir konnten es gar nicht fassen“, erinnert sich Julie Pieper an diesen besonderen Moment. Schließlich war sie die Jüngste im Team. „Am Montag nach dem Sieg haben wir uns zum Essen getroffen, Fotos angeschaut und waren so glücklich, dass wir alle geweint haben. Es war einfach ein schönes Erlebnis.“ Vor allem konnte Julie Pieper wahnsinnig viel lernen. Schließlich gibt es in der A-Jugend keine Spiele auf Bundesliga-Niveau. „Da habe ich nochmal einen großen Schritt gemacht.“
Dann stand die DM-Endrunde mit der A-Jugend an. Im Vorjahr war der MHC Dritter geworden, davor Sechster. Nach dem Gewinn der süddeutschen Meisterschaft war der MHC zwar nicht der Topfavorit, aber einer der Favoriten. Vor den Augen von Schwester Cécile, die aus Den Haag angereist war, und ihren Eltern gab es im Halbfinale einen souveränen 3:1-Sieg gegen die Zehlendorfer Wespen, im Endspiel war dann Gastgeber München der Kontrahent. „Da herrschte eine krasse Stimmung“, beschrieb Julie Pieper das Ambiente beim großen Finale. Nach einem 1:2-Rückstand zur Pause ging Mannheim 3:2 in Führung, kassierte aber noch den Ausgleich. Wieder musste das Penalty-Schießen entscheiden, und da hielt Mannheims Torhüterin Lea Triller den entscheidenden Penalty.
„Unser Jubel war grenzenlos“, blickt Julie Pieper mit leuchtenden Augen auf diesen großen Sieg zurück. Ein DM-Doppelpack in kürzester Zeit, das war gar nicht so leicht zu verkraften. „Man war noch gar nicht so richtig mit dem Verarbeiten des ersten Titels fertig“, so Pieper.
Nun hat die Feldsaison bei den Damen – es gibt in Mannheim auf dem Feld kein U18-Team – begonnen und auch da möchte sich Julie Pieper weiter verbessern. „Von den Argentinierinnen kann man viel lernen“, sagte sie über die Spitzenkönnerinnen aus Südamerika. Zudem war sie kürzlich auf einem Lehrgang des U18-Nationalkaders.
Zukunftspläne und internationale Erfahrungen für die Oftersheimerin Julie Pieper
Julie Pieper geht in die elfte Klasse des Ludwig-Frank-Gymnasiums in Mannheim. Ihre Lieblingsfächer sind – wen wundert’s – Sport und Französisch („weil die Lehrerin so nett ist“). Sie trainiert viermal die Woche, hinzu kommt ein Frühtraining. „Ich habe wenig Freizeit“, gibt sie zu. Nach dem Abitur möchte sie vielleicht auf Lehramt studieren. Man merkt sofort, Zielstrebigkeit ist bei ihr genauso vorhanden wie bei Schwester Cécile.
Und damit die Erfolge in der Familie Pieper auch weitergehen, schickt sich der nächste Sprössling an, seinen Schwestern nachzueifern. Der 15-jährige Matthieu hat beim U15-Vier-Nationen-Turnier an Ostern in der Nähe von Eindhoven sein Debüt in der französischen Nationalmannschaft gegeben. Wie auch Julie hat er beide Staatsangehörigkeiten. So lange er an keiner offiziellen Veranstaltung (EM, WM) teilgenommen hat, kann er sich auch noch fürs deutsche Team entscheiden. Von den Piepers aus Oftersheim wird man im Hockey bestimmt noch ganz viel hören.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-julie-pieper-aus-oftersheim-moechte-mit-deutschem-hockeyteam-zu-olympia-_arid,2208601.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-olympische-spiele-2021-in-tokio-_dossierid,246.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html