Hockey

Olympia-Hattrick für Oftersheimerin Cécile Pieper in Paris?

Mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft hat Cécile Pieper das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris gelöst. Wird sie nominiert, wäre es die dritte Teilnahme für die 29-Jährige.

Von 
Michael Rappe
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01.08.2018, Großbritannien, London: Hockey, Damen: WM, Deutschland - Spanien, Finalrunde, Viertelfinale im Lee Valley Hockey and Tennis Centre: Die Deutsche Cecile Pieper, oben, kämpft mit der Spanierin Maria Lopez. Foto: Matt Dunham/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ © Matt Dunham

Oftersheim. Rio, Tokio und nun Paris: Zum dritten Mal hat Cécile Pieper aus Oftersheim mit den deutschen Hockey-Frauen die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft. Nach dem Karrierehöhepunkt mit dem Gewinn der Bronzemedaille 2016 am Zuckerhut und der Enttäuschung 2021 mit dem Viertelfinale-Aus in Tokio gegen Argentinien wäre Paris, sofern sie im Juni für Olympia nominiert wird, der Hattrick. Ein besonderer Karrierehöhepunkt, vor allem wieder mit Zuschauern, denn in Tokio gab es wegen Corona keine.

Paris wäre für die ganze Familie Pieper etwas ganz Besonderes. Vater Patrick ist dort geboren, Schwester Julie ist gerade mit dem Mannheimer HC deutsche Hallenmeisterin geworden, und die ganze Familie würde vor Ort sein. „Ich habe Fotos vom Stadion gesehen, im Mai sind wir mit dem Nationalteam eine Woche dort“, erzählt Pieper. Die Eröffnungsfeier findet auf der Seine statt, auch das wäre ein Erlebnis für sie.

Qualifikationsweg und olympische Ambitionen von Cécile Pieper

Sich zum dritten Mal für Olympia zu qualifizieren, das erreichen nicht viele Sportlerinnen. Für die 29-jährige Cécile Pieper „ein schönes Gefühl, und es macht mich auch sehr stolz“. Im Hockey sei es fast eine Selbstverständlichkeit, dass sich deutsche Teams für das größte Sportevent der Welt qualifizieren, im Gegensatz zu den meisten anderen Mannschaftssportarten. „Wir gehören zur Weltspitze“, sagt Pieper und das weckt natürlich Träume nach einer weiteren Medaille. „Das wäre ein Traum“, so die 28-Jährige, „aber momentan mache ich mir darüber noch keine Gedanken.“ Erst wenn die Nominierung gelaufen ist, werde sie sich näher damit beschäftigen.

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Nervenkitzel in Indien: Das Halbfinale im Smog von Ranchi

Es war ein beschwerlicher Weg in der Qualifikation. Im indischen Ranchi galt es, einen der ersten drei Plätze zu belegen. Pieper beschreibt Ranchi als echte Sportstadt und sehr Hockey begeistert. „Es gab freien Eintritt, in der ganzen Stadt hingen Plakate und zu den Spielen wurden wir von der Polizei eskortiert.“

2016 gewinnt Cécile Pieper (r.) – hier mit Teamkollegin Nike Lorenz – aus Oftersheim mit der Nationalmannschaft Bronze bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und wird in Mannheim gebührend empfangen. © gerold

Nach überstandener Gruppenphase wartete im Halbfinale Gastgeber Indien. Und die Hockeynation war nicht der einzige Gegner. Neben 15 000 lautstarken und begeisterten Zuschauern war auch der Smog eine Herausforderung. „Durch den Smog hat man wenig gesehen und durch den Lärm sich kaum gehört“, erinnert sich Pieper. Schon als das Team in Delhi aus dem Flieger gestiegen war, konnte es vor lauter Smog fast nichts sehen, abends war es zumeist noch schlimmer. „Und man spürt ihn in der Lunge, aber die Ärzte hatten uns besten darauf vorbereitet.“

Es war ein nervenaufreibendes Halbfinale, das nach einem 2:2 erst im Sudden Death per Penaltyschießen entschieden wurde. Nach fünf Schützinnen auf jeder Seite hatte es immer noch Unentschieden gestanden, dann hielt die deutsche Torhüterin Julia Sonntag zwei Penaltys. „Ich werde das nie vergessen“, sagte Pieper zu dieser Nervenbelastung. Beim Penalty-Schießen läuft man auf die Torhüterin zu und hat acht Sekunden Zeit, den Ball im Tor unterzubringen. Pieper selbst gehörte nicht zu den Auserwählten. „Ich habe mal einen verschossen, seitdem halte ich mich zurück“, sagt die Oftersheimerin lachend.

Emotionale Momente und Olympia-Vorbereitung

Ihr taten die weinenden Inderinnen leid, die auch das Spiel um Platz drei gegen Japan verloren und damit den Traum von Olympia begraben mussten. „Wir haben mal mit ihnen zu Abend gegessen, sie waren sehr nett.“ Das 2:0 gegen die USA im Finale war nicht mehr ausschlaggebend, denn beiden Teams waren bereits qualifiziert.

Für Pieper beginnt nun die Olympia-Vorbereitung. Es folgen viele Spiele in der Pro League, dann der Ligaalltag mit ihrem holländischen Club Den Haag.

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Das olympische Hockeyturnier vom 27. Juli bis 9. August findet an historischer Stätte statt, denn das „Stade Olympique Yves-Du-Manoir“, zehn Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums der französischen Hauptstadt Paris, war bereits Austragungsort der Spiele 1924 und beim Finale der Fußball-WM 1938. Für die diesjährigen Spiele wurde es für 101 Millionen Euro in ein Hockeystadion umgebaut. Die deutschen Frauen treffen dort auf Olympiasieger Niederlande, Belgien, Japan, China und Gastgeber Frankreich. „Es gibt ohnehin keine einfachen Gruppen“, betont Cécile Pieper dazu. Aber Träume, und sei es von bronzenen, silbernen oder gar goldenen Medaillen, wären gerade in der Stadt der Liebe sicherlich erlaubt.

Freier Autor

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