Oftersheim. Cécile Pieper hat im Hockey schon viel erlebt. Zwei Olympische Spiele, zahlreiche Welt- und Europameisterschaften zählen dazu. Krönung war die Bronzemedaille bei Olympia 2016 in Rio. Die 28-jährige Oftersheimerin hat mittlerweile 167 Länderspiele für Deutschland bestritten und ist die älteste Feldspielerin im deutschen Team. An diesem Freitag, 18. August, beginnt in Mönchengladbach die Europameisterschaft, die als Doppelveranstaltung mit Männern und Frauen stattfinden wird. Cécile Pieper ist bereits voller Vorfreude.
Was macht die EM in Mönchengladbach für Sie und Ihr Team so besonders?
Cécile Pieper: Das ist die erste Heim-EM auf dem Feld für mich. Insgesamt werden wir eine große Aufmerksamkeit bekommen, weil auch die Männer als amtierender Weltmeister ihre Titelkämpfe dort austragen. Der Hockeypark in Mönchengladbach wird mit Zusatztribünen auf 12 000 Zuschauer ausgebaut, die Finaltage sind bereits ausverkauft. ARD und ZDF übertragen die deutschen Spiele live. Das wird eine richtige Hockey-Party, zumal Belgien und Holland nicht weit weg sind.
Zur Person
- Geboren am 31. August 1994 in Heidelberg. Aufgewachsen in Oftersheim.
- Schwester Julie Pieper ist auch Hockey-Nationalspielerin – in der U18.
- Abgeschlossenes Studium der Psychologie an der Uni Mannheim. Derzeit arbeitet Pieper stundenweise für die Firma Wholey im Retail Marketing.
- Bisherige Vereine: HC Heidelberg, Mannheimer HC, Rot-Weiß Köln, HGC Wassenaar (Holland).
- Erfolge: Olympia-Bronze 2016, EM-Zweite 2019 und 2021, EM-Dritte 2015, WM-Vierte 2022, Hallen-Weltmeisterin 2018, Hallen-Europameisterin 2022, Hallen-Vize-Europameisterin 2014. Hallen-Europapokalsiegerin 2017 mit dem MHC.
- Seit November 2013 spielt Pieper für die A-Nationalmannschaft und hat 167 Länderspiele sowie 19 Hallenhockey-Länderspiele bestritten.
- Ehrungen: Silbernes Lorbeerblatt 2016.
Was ist das Ziel für die deutschen Frauen?
Pieper: Zunächst möchten wir von Spiel zu Spiel unser Hockey durchdrücken. Dann habe ich großes Vertrauen in die Mannschaft, dass wir Großes erreichen können. Von der WM sind noch 15 von 18 Spielerinnen dabei, dazu drei Neue. In unserer Gruppe spielen Schottland, England und Irland. Die ersten beiden Teams kommen ins Halbfinale. Topfavorit sind wieder die Niederlande als Welt- und Europameister.
Sie sind eine enorm flexible Spielerin. Auf welcher Position werden Sie eingesetzt?
Pieper: Im Nationalteam spiele ich zumeist offensives Mittelfeld, also Aufbauspielerin oder Flügel. Im Verein spiele ich oft Stürmerin.
Seit 2021 spielen Sie für HGC Wassenaar. Was hat Ihnen der Wechsel in die Niederlande sportlich gebracht?
Pieper: Ich wollte damals etwas anderes ausprobieren. In den Niederlanden ist das Tempo viel höher, das Spiel ist sehr laufintensiv. Ich bin auf jeden Fall handlungsschneller geworden.
Wie schätzen Sie Ihre aktuelle Form ein?
Pieper: Nach einem Muskelfaserriss und einer Mandelentzündung geht es mir jetzt wieder gut. Es war schön, dass mich meine Eltern in Oftersheim gepflegt haben. Darüber war ich so froh. Ich habe zuletzt viel Athletik gemacht und fühle mich fit für die EM. Mittlerweile bin ich die älteste Feldspielerin, nur eine Torfrau ist älter.
2024 finden die Olympischen Spiele in Paris statt. Es wären Ihre dritten Olympischen Spiele. Haben sie schon ein Karriereende im Hinterkopf?
Pieper: Ich plane erstmal bis Paris. Zunächst müssen wir uns dafür qualifizieren. Nur der Europameister ist direkt dabei, die anderen Länder müssen noch Qualifikationsturniere im Januar bestreiten. Der Gedanke an die Eröffnungsfeier an der Seine ist schon da, es kribbelt auch schon, aber es steht noch so viel davor. Paris könnte, muss aber nicht mein Karriereende im Nationalteam sein. Ich spiele ja vor allem wegen der Mädels um mich herum, mit manchen spiele ich seit zehn Jahren zusammen. Nike Lorenz ist meine beste Freundin, bei Lehrgängen sind wir immer noch gemeinsam auf dem Zimmer. Vielleicht höre ich erst im Nationalteam auf und spiele im Verein noch weiter. Mal sehen. Derzeit liegt mein Fokus noch auf Hockey.
Sie sind ja auch großer Fußball-Fan. Wie haben Sie das Aus der deutschen Frauen bei der WM in Australien erlebt?
Pieper: Vor Olympia 2016 in Rio haben wir mit den Frauen trainiert, seitdem fiebern wir immer mit. Es war so schade, dass sie ausgeschieden sind. Wenn es nicht läuft, fühlt man sich irgendwie gehemmt. Wir haben das im Viertelfinale von Tokio 2021 selbst erlebt. Man kann nicht glauben, was gerade passiert ist, fühlt sich wie taub, wie gelähmt. So etwas möchte man nie wieder fühlen.
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