Sandhausen. Dass der Fokus in einem Trainingslager auf der Arbeit im Training liegen sollte, liegt auf der Hand. Für den SV Sandhausen glichen die sieben Tage im spanischen Jerez jedoch mehr einem Abreise- und Testspiellager.
Denn in der Woche von Samstag, 4. Januar, bis zum vergangenen Samstag blieben dem Fußball-Drittligisten lediglich drei Tage für die Trainingsarbeit. Zu wenig, meint Kenan Kocak. „Als neuer Trainer hätte man sich mehr Zeit gewünscht, um im Detail mit der Mannschaft zu arbeiten“, kritisiert der erst seit rund zwei Wochen im Amt befindliche Coach im Gespräch mit dieser Zeitung.
„Von den sieben Tagen fällt jeweils ein Tag für die Reise weg“, rechnet der 44-Jährige vor, der zum Jahresanfang seinen Geburtstag unter der strahlenden Sonne Andalusiens gefeiert hatte. Hinzu kamen die beiden Testspiele. „Das war schon sehr durchgetaktet“, resümiert Kocak, der kein Mitspracherecht bei der Planung hatte. Die war bereits vor seiner Amtszeit besiegelt worden.
Kocak zum SVS-Trainingslager: Ergebnisse nicht zu hochhängen
Alles schlechtreden will der Rückkehrer aber nicht. „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und ich habe mir ein Bild von den Spielern machen können“, berichtet Kocak. „Wir sind wesentlich schlauer als vor dem Trainingslager.“
Vorteil der beiden Testspiele gegen Duisburg (0:1) und Hertha BSC (0:2) war für den neuen Coach, seine Schützlinge unter Wettbewerbsbedingungen einzusetzen. Gegen den Regionalligisten und jahrelangen Bundesligisten sind dabei zwar weder Tore noch Siege herausgesprungen - dem angeknacksten Selbstvertrauen der Sandhäuser nach der Niederlagenserie hätte das sicher nicht geschadet - Kocak will den Resultaten aber nicht zu viel Bedeutung beimessen: „Man muss die Spiele in der richtigen Relation sehen, wir haben ja noch trainiert und hatten auch einige Kilometer in den Knochen.“ Dass wie schon in der Hinrunde mehrfach Torchancen liegengelassen wurden, ärgere den Deutsch-Türken.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger setzte Kocak in beiden Testspielen auf eine Viererkette. Personell sei das bei drei nominellen Innenverteidigern - Jakob Lewald, Jeremias Lorch und Niklas Lang - die sinnvolle Variante gewesen, erklärt der Coach. Marco Schikora und Alexander Fuchs hingegen sieht er eine Position weiter vorne im defensiven Mittelfeld. Auf ein System festlegen will sich Kocak aber nicht. So ließ er gegen den MSV mit Doppelspitze spielen, während gegen die Hertha lediglich Otto in vorderster Front begann.
Rehnen beim SV Sandhausen wohl zurück im Kasten
Beim ersten Rückrundenspiel am Samstag (14 Uhr) in Osnabrück wird voraussichtlich Nikolai Rehnen ins Sandhäuser Tor zurückkehren. Nach seiner schweren Knieverletzung im August hat der Torhüter alle Einheiten im Trainingslager vollumfänglich mitmachen können und stand auch bei beiden Tests von Beginn an zwischen den Pfosten. Neuzugang David Richter muss sich damit wohl hinten anstellen. Das gilt auch für die beiden Offensiven Lucas Ehrlich und Justin Butler, die noch keine Kandidaten für die erste Elf sind.
Die soll gegen den Zweitligaabsteiger, und eine Etage tiefer schon wieder in akuter Not befindlichen VfL, ein intensives Spiel liefern, „mit hoher Dominanz und der nötigen Aggressivität“, erklärt Kocak seine Idee von Fußball, die er den Schwarz-Weißen in Andalusien nähergebracht hat. Der 44-Jährige setze auf schnelle Balleroberungen und viel Vertikalität im Spiel nach vorne. „Abwarten war noch nie meine Philosophie.“ Stattdessen fordert er viel Spiel mit dem Ball.
Weiter warten muss Kocak jedoch auf einen zusätzlichen Stürmer. Mit Dominic Baumann steht nur ein echter Mittelstürmer im Aufgebot. „Das ist die Position, die uns momentan richtig wehtut“, richtet er einen Arbeitsauftrag an das Kompetenzteam rund um Vereinspräsident Jürgen Machmeier. Dem Gerücht um Marco Pledl, Flügelspieler und jüngerer Bruder des ehemaligen Sandhäusers Thomas Pledl (Saison 2016/2017) erteilt der Übungsleiter derweil eine Absage. Dort gebe es bereits genügend Personal. „Außen sind wir zu.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-sandhausen-trainer-kenan-kocak-kritisiert-trainingslager-nicht-viel-zeit-zum-trainieren-_arid,2277769.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,6.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-sv-sandhausen-legt-in-spanien-fruehstart-in-die-vorbereitung-hin-_arid,2274786.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/sport_artikel,-sport-kenan-kocak-neuer-cheftrainer-beim-sv-sandhausen-_arid,2273972.html