Mannheim. Sein Herz schlägt blau-schwarz. Was nicht weiter verwundert. Denn Kenan Kocak spielte nicht nur in der Jugend und später bei den Profis in der 2. Fußball-Bundesliga für den SV Waldhof Mannheim, sondern stand beim Traditionsverein auch von 2013 bis 2016 als Trainer an der Seitenlinie. „Ich bin immer noch sehr emotional an den Waldhof gebunden, das ist mein Verein“, sagte Kocak noch vor einem Jahr im Gespräch mit dieser Redaktion und verriet: „Meine Söhne sind Waldhof-Nasen durch und durch.“
Im neuen Jahr könnte der Familienfrieden also mindestens einmal gefährdet sein. Nämlich genau dann, wenn die Mannheimer in der 3. Liga auf den SV Sandhausen treffen. Am Samstag gaben die ambitionierten Hardtwälder bekannt, dass Kocak der neue SVS-Trainer wird. Zuvor hatte sich der Verein von Sreto Ristic getrennt. Bereits von Juli 2016 bis Oktober 2018 hatte Kocak in Sandhausen gearbeitet und zu jener Zeit mit Rang zehn (2017) für die beste Abschlussplatzierung des Clubs in der 2. Liga gesorgt.
Kenan Kocak: „Für mich war klar, dass ich nach Hause zurückkehren möchte“
„Es ist schön, an meine alte Wirkungsstätte zurückzukehren“, sagte Kocak, der zuletzt noch für den türkischen Zweitligisten MKE Ankaragücü tätig war. Die Zusammenarbeit mit dem Verein wurde aber am 24. Dezember einvernehmlich beendet, weshalb der 43-Jährige frei für seine neue Aufgabe war. Er habe „nicht lange überlegen“ müssen, als ihn SVS-Präsident Jürgen Machmeier kontaktierte: „Für mich war klar, dass ich nach Hause in die Region zurückkehren möchte.“
Sein erstes Engagement am Hardwald habe er als „eine wundervolle Zeit“ in Erinnerung behalten, wurde Kocak in einer Mitteilung des Drittligisten zitiert. Daran möchte der 43-Jährige nun anknüpfen. „Wir haben wichtige Ziele vor uns, die wir mit harter Arbeit und einer klaren Strategie verfolgen müssen.“
Klar ist: Zuletzt verlor der SVS seine Ziele ein wenig aus den Augen. Nach elf Spieltagen war der Aufstiegskandidat noch Drittligatabellenführer. Nun steht Sandhausen auf Platz zehn und hat bereits fünf Zähler Rückstand auf Rang drei.
Was SVS-Präsident Jürgen Machmeier an Kenan Kocak schätzt
Präsident Machmeier schätzt an Kocak, dass der neue Trainer „die Region sowie das Potenzial und das Umfeld des SVS bestens“ kenne. Der frühere Waldhöfer passe genau ins geforderte Anforderungsprofil: „Neben der nötigen Erfahrung sind ein klarer taktischer Plan, den die Mannschaft aktuell dringend benötigt, die Fähigkeit, im Spiel reagieren zu können, sowie eine klare Linie in der Mannschaftsführung die ausschlaggebenden Faktoren.“
Kocak, der früher auch Türkspor Mannheim und den VfR Mannheim betreute, wird seine neue Mannschaft zum Auftakt der Rückrundenvorbereitung erstmals trainieren. Für ihn schließt sich mit der Rückkehr in die Rhein-Neckar-Region auch ein Kreis. Nach seinem ersten Engagement in Sandhausen übernahm er im November 2019 den Zweitligist Hannover 96, es folgte von September 2021 bis September 2023 der Job als Co-Trainer von Stefan Kuntz bei der türkischen Nationalmannschaft.
Warum Kocak mit der Assistenrolle unter Stefan Kuntz fremdelte
Eine „lehrreiche Erfahrung“ sei diese Aufgabe gewesen, sagte Kocak im vergangenen Jahr. Der Trainer gewann ganz neue Einblicke, nachdem er bis dahin nur Clubteams betreut hatte. „Ich war zwei Jahre auf einem internationalen Top-Niveau unterwegs, hatte mit Spitzentrainern wie Diego Simeone oder Filippo Inzaghi regelmäßig Kontakt“, sagte Kocak.
Auch die Zusammenarbeit mit Kuntz, unter dem Kocak Anfang der 2000er Jahre beim SV Waldhof in der 2. Liga schon als Profi gespielt hatte, habe auf menschlicher Ebene hervorragend funktioniert. Allerdings vermisste der 43-Jährige schnell das tägliche Training mit einer Mannschaft - und fremdelte mit der ungewohnten Assistentenrolle. „Nur alle drei Monate zusammenzukommen für ein paar Einheiten, und dann noch als Co-Trainer, das war schwierig für mich. Ich bin es gewohnt, Entscheidungen zu treffen und die dann umzusetzen“, sagte Kocak damals. „Mein Ehrgeiz ist groß, ich will etwas entwickeln und erfolgreich arbeiten.“
In Sandhausen hat er nun die Chance dazu.
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