Ketsch. Wenn Steffen Bartsch von seiner deutschlandweiten Tätigkeit als Mattenrichter bei Ringsport-Wettkämpfen berichtet, ist ihm seine Leidenschaft förmlich ins Gesicht geschrieben. Der 45-Jährige aus Ketsch hat selbst jahrelang erfolgreich gerungen, angefangen beim RSV 91 Hockenheim und dann viele Jahre beim nordbadischen Topclub RKG Reilingen/Hockenheim, den er bis heute noch als Mattenrichter im ganzen Bundesgebiet vertritt.
„Ich möchte dem Sport etwas zurückgeben“, berichtet Bartsch, der in der Region unter Ringsportexperten noch für seine spektakulären Freistilkämpfe während seiner aktiven Zeit bekannt ist. Doch irgendwann machte die Physis nicht mehr mit und der Ketscher zog obligatorisch zum Karriereende seine Schuhe auf der Ringermatte aus.
Der Ketscher Steffen Bartsch wollte mit dem Ringsport verbunden bleiben
„Für mich war aber klar, dass ich weiterhin mit dem Ringen verbunden bleiben möchte. Zunächst habe ich überlegt, als Trainer zu arbeiten, doch dann wurde mir vom RKG-Geschäftsführer Michael Müller vorgeschlagen, als Mattenrichter anzufangen.“
Und so kam Bartsch wie die Jungfrau zum Kinde dazu, seine Fachkenntnisse gewinnbringend für den Ringsport einzusetzen. Etliche Lehrgänge und Prüfungen, Einsätze in den unteren Ligen und bei kleineren Turnieren, um Erfahrungen zu sammeln liegen inzwischen hinter dem ehemaligen Freistil-Experten. Und schon 2016, als er noch recht frisch der Mattenrichter-Riege des Deutschen-Ringer-Bundes (DRB) angehörte und gerade die Lizenz zum Pfeifen von Zweitligakämpfen erhalten hatte, setzte er sich ein Ziel: Bundesliga und vielleicht sogar internationale Turniere betreuen zu dürfen.
Ersteres hat er nun erreicht: Trotz seiner inzwischen 45 Jahre sieht der DRB sein Potenzial und hat Bartsch nochmals hochgestuft, was bedeutet, dass er nun in der Bundesliga und bei Deutschen Meisterschaften pfeifen darf. Da dürfte auch an seinem kommunikativen Stil liegen, den der Ketscher beschreibt: „Ich rede vor den Kämpfen mit den Athleten, mache ihnen klar, wie wir miteinander umzugehen haben und vor allem: Ich halte mich an das, was ich sage.“
Als Mattenrichter hat der Ketscher auch die Gesamtatmosphäre in der Halle im Blick
Das verschafft Bartsch den nötigen Respekt, um auch bei aggressiv geführten Kämpfen die Herrschaft auf der Matte zu behalten. Das gilt auch für den Rest der gegnerischen Mannschaft, der bei den Kämpfen am Mattenrand steht. „Oft kommt Unruhe von außen herein, es wird sich beschwert und Entscheidungen werden lautstark angezweifelt. Doch ich versuche immer, das Ganze mit Kommunikation statt mit Strafe zu lösen. Jemanden übereilt der Halle zu verweisen, kann der Gesamtatmosphäre oftmals nur schädlich sein“, so Bartsch.
Vor einiger Zeit war Bartsch Teil des Schiedsrichterteams bei einer deutschen Meisterschaft der Junioren. Hierbei sind die Richter im Dreierteam unterwegs: Es gibt je Kampf einen Mattenrichter, einen Punkteerfasser und einen sogenannten Mattenpräsidenten, der bei strittigen Situationen die endgültige Entscheidung trifft. „Hier wird während eines Turniers durchgewechselt, sodass jeder jedes Amt mindestens einmal einnimmt“, berichtet Bartsch, der tatsächlich am liebsten selbst auf der Matte ist und mit den Duellanten interagiert, statt abseits als Mattenpräsident eingesetzt zu werden. „Natürlich ist die Berufung als Mattenpräsident trotzdem eine hohe Wertschätzung, die ich immer gerne annehme“, lässt er wissen.
Beim Deutschen Ringerbund: Mattenrichter sind eine eingeschworene Gemeinschaft
Auch mit seinen Kollegen, nicht nur aus seinem nordbadischen Heimatverband, sondern aus ganz Deutschland, versteht sich Bartsch blendend. „Man lernt sich natürlich auf DRB-Lehrgängen immer besser kennen und wir sind eine wirklich gute Gemeinschaft“, so der Ketscher zur Atmosphäre zwischen den Mattenrichtern der Region. Man gebe sich gegenseitig Tipps, fachsimple, könne aber auch mal nur gemütlich zusammensitzen und über „Gott und die Welt“ reden, schildert Bartsch.
Doch der Familienvater hat dank der Aufstufung „Blut geleckt“ und seine Ziele nicht aus den Augen verloren. „Jetzt heißt es weiterhin gute Leistungen abrufen und dann wird sich zeigen, wo der Weg noch hingehen wird“, schließt Bartsch.
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