Schiedsrichter im Porträt, Teil 2

Frank Rupprecht aus Ketsch ist Tennis-Oberschiedsrichter

Der Ketscher Tennis-Oberschiedsrichter Frank Rupprecht spricht über die Faszination des „Weißen Sports“ – auf und neben dem Platz.

Von 
Michael Wiegand
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Der 58-jährige Frank Rupprecht ist Mitglied des TC Ketsch und in der Region als Tennis-Oberschiedsrichter aktiv. © TC Ketsch

Ketsch. Es sei eine unschlagbare Kombination, Schiedsrichter im Tennis zu sein, betonte Frank Rupprecht mit einem Lächeln. Kombination? „Ja, als Tennis-Schiedsrichter habe ich die Gelegenheit, hochklassigen Sport zu sehen und einen aktiven Part während des Wettkampfes einzunehmen.“

Der 58-Jährige leitet als B-Oberschiedsrichter – der zweithöchsten Lizenzstufe des DTB – Spiele der Badenliga und Regionalliga. Schiedsrichter müssen dabei einem Verein des DTB angehören, in Rupprechts Fall dem TC Ketsch. Der Referent für das Schiedsrichterwesen des Badischen Tennisverbandes teilt die Schiedsrichter aus dem Personenpool für den Ligabetrieb oder Turniere ein. Rupprecht hat entsprechend auch Spiele für andere Vereine geleitet, darunter der HTC Heidelberg, die TSG Heidelberg, SG Heidelberg, der TC BW Leimen, Karlruher ETV, Post Südstadt Karlsruhe, der TC Sandhausen, TC RW Wiesloch oder der TC Oberweier.

Hobby und Leidenschaft zugleich für den Ketscher 

Einen genau definierbaren Auslöser, warum er damit beginnen wollte, als Schiedsrichter Spiele zu leiten, habe es nicht gegeben als er mit der Ausbildung begann, sinniert Frank Rupprecht im Gespräch mit dieser Zeitung. „Da bedurfte es keines speziellen Ereignisses. Ich finde Tennis-Schiedsrichter zu sein seit jeher und immer noch sehr spannend. Das Engagement als Schiedsrichter ist für mich Hobby und Leidenschaft zugleich.“

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Rupprecht ist Oberschiedsrichter. Diese leiten die Partie und sind verantwortlich für die ordnungsgemäße Durchführung des Spiels oder des Turniers und Ansprechpartner für Regelfragen sowie deren Auslegungen. „Nicht zu verwechseln mit dem Stuhlschiedsrichter, den die meisten Menschen wohl bei einem ,Tennis-Schiedsrichter‘ vor Augen haben dürften. Die Stuhl-Schiedsrichter kommen erst in der Bundesliga und großen Turnieren zum Einsatz.“ Bis zur Regionalliga werde das „Spiel ohne Schiedsrichter“ praktiziert. Die Sportler treffen die Tatsachenentscheidungen selbst, zum Beispiel, ob ein Ball im Aus gelandet ist. Lediglich bei strittigen Entscheidungen kann der Oberschiedsrichter auf den Platz gerufen werden.“

Der Ketscher durchlief die Ausbildung beim Badischen Tennisverband. „Erst wird man C-Oberschiedsrichter und kann sich nach einer Praxisphase zum B-Oberschiedsrichter weiterqualifizieren“, erläutert er. Hierzu durchlaufen die Absolventen zunächst ein mehrtägiges Seminar und legen schließlich eine schriftliche Prüfung über Regelkunde ab. Um Lizenzen aufrechtzuerhalten, muss alle zwei Jahre eine Auffrischungsprüfung abgelegt werden. „Man muss die entsprechenden Regelwerke und Ordnungen sehr gut kennen. Die muss man auch selbst lernen und das schafft man nicht in den Seminaren über ein oder zwei Wochenenden. Da wird quasi wiederholt und jeweils der Test geschrieben.“

Hoch selektiver Auswahlprozess für nächste Lizenzstufe

Für die A-Lizenz werden Schiedsrichter vom BTV vorgeschlagen. „Der DTB wählt diejenigen aus, die zur Prüfung zugelassen werden. Die Prüfung ist anspruchsvoll, der Auswahlprozess hoch selektiv“, erklärt Rupprecht. „Dafür muss man viel Zeit und Engagement mitbringen.“ A-Oberschiedsrichter werden in der Bundesliga eingesetzt und leiten die großen deutschen Turniere. „Bis dahin wäre für mich noch ein wenig Weg zu gehen.“ Über der A-Kategorie folgt der „Internationale Tennis-Schiedsrichter“ – derzeit lediglich zwölf in ganz Deutschland. „Das ist im internationalen Vergleich allerdings viel“, betont der Ketscher. „Nach oben wird die Luft dünner.“

Relevante Regelwerke und Ordnungen sind die ITF-Regeln, die Turnierordnung und der Verhaltenskodex des DTB, die Wettspielordnung des BTV, Regeln für Schieds- und Oberschiedsrichter sowie die Regionalliga- und Bundesliga-Statuten. Entsprechend sei das Schiedsrichterwesen ein nüchterner Job „und es kommt am Ende auf tiefe Regelkenntnis und die Auslegung der Regeln an“, betont Rupprecht.

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Selbst ist der 58-Jährige nach wie vor aktiv – oder besser: nach einem Vierteljahrhundert Pause seit einigen Jahren wieder. Angefangen hatte der Ketscher mit 14 Jahren in einem Vorort von Frankfurt und stand danach bis zu seinem 20. Lebensjahr auf dem Platz. „Allerdings nur hobby- und freizeitmäßig. Das war in den 1980er Jahren als Zweitsport, neben meiner damaligen Hauptsportart Handball, gedacht. Tennis wurde zu dieser Zeit fast ausschließlich im Freien und im Sommer gespielt. Danach habe ich wegen Zeitmangel und Studium sowie Beruf eine Tennispause eingelegt.“

Seit 14 Jahren steht er selbst wieder auf dem Platz. Warum? „Mein Sohn hat mich wieder zu diesem Sport gebracht. Ich hatte keine Lust mehr, ihm nur noch zuzusehen, und habe neu angefangen.“ Beim TC Ketsch startete Rupprecht im „Gentlemen Evening Cup“, einem Freizeitwettbewerb, in dem ausschließlich Doppel ausgetragen werden. Seit 2019 ist der 58-Jährige zudem in der Medenrunde – im Sommer bei den Herren 55 in der 2. Bezirksliga und im Winter als Teil der Herren 50 in der 1. Bezirksliga – aktiv.

Der Spaß steht nach wie vor im Vordergrund

„Bei mir steht der Spaß an erster Stelle. Erfolge sind eher, wenn man nach einem Match sagen kann ,Ich habe das abgerufen, was ich in der Lage bin zu spielen‘.“ Sein größter Erfolg sei auch die bitterste Niederlage gewesen, wobei „bitter“ relativ sei. „Der zweite Platz im Finale des ,Cups‘ um die badische Meisterschaft 2015“, blickt er zurück. „Das entscheidende Doppel haben mein Partner und ich im Tiebreak 10:12 verloren. Der Sieg ist zwar am Ende gar nicht so wichtig, den letzten Punkt will man natürlich dennoch irgendwie selbst machen.“

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Der Reiz am Tennis lässt Frank Rupprecht nach wie vor nicht los. „Dass es ein körperlich und mental fordernder Sport ist, dem man bei guter Gesundheit bis ins hohe Alter nachgehen kann, ist faszinierend“, betont er und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Manchmal frage ich mich aber, ob Tennis den Charakter festigt oder ihn verdirbt.“

Seine Erfahrungen als Oberschiedsrichter seien durchweg positiv, wobei er keinen Einsatz besonders hervorheben möchte – „Spannend sind natürlich die Spiele, in denen es wirklich um etwas geht. Ich habe Partien geleitet, in denen es direkt um den Aufstieg in die Regionalliga oder Bundesliga ging. Das ist schon eindrucksvoll.“

Redaktion

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