Reilingen/Hockenheim. Obwohl Maren Ryll erst 23 Jahre alt ist, kann sie bereits auf eine vierjährige Erfahrung als Wettkampfrichterin in der Leichtathletik blicken. „Ich bin das seit 2019“, erklärt die Reilingerin, die Mitglied der DJK Hockenheim ist.
Ryll kann in allen Disziplinen eingesetzt werden. „Nur als Starter benötigt man eine Zusatzausbildung“, führt sie aus. Als Obfrau leitet sie das Kampfgericht und führt den Wettkampf bis zum Ende. „Wenn kein Schiedsrichter im Einsatz ist, unterweist man auch das Kampfgericht.“
Wie die 23-Jährige dazu kam, sich zur Wettkampfrichterin ausbilden zu lassen, ist zwar wenig spektakulär, aber vorbildlich: „Wir haben einen Lehrgang auf unserem Vereinsgelände veranstaltet, da der Bedarf an Kampfrichtern immer weiter steigt, denn mittlerweile wird vorausgesetzt, dass ein Verein zwei stellen muss, wenn deren Kinder an dem Wettkampf teilnehmen möchten. Da wollten wir uns gut aufstellen. Es haben sich einige Sportler, Betreuer und Trainer für diesen Kampfrichter-Lehrgang angemeldet – unter anderem auch ich.“
Leichtathletik-Karriere: Rylls Weg von den ersten Wettkämpfen zum Traineramt
Bedingung, um Kampfrichter zu werden, ist dieser Grundlehrgang als Tagesseminar. „Im Anschluss ist man angehalten, sich bei Wettkämpfen als Helfer zu melden. Bestenfalls hilft man bei verschiedenen Disziplinen, um Erfahrung zu sammeln“, erläutert Maren Ryll. Es gebe „leichte“ Disziplinen, aber auch solche, „bei denen man sehr aufmerksam sein muss – beispielsweise beim Hochsprung. Denn hier entscheiden die Anfangshöhe und die Fehlversuche über die Reihenfolge der Sportler.“ Nach vier oder fünf Einsätze erhalten die Ehrenamtlichen ein Buch und sind offiziell Kampfrichter. Wurde hier ausreichend Erfahrung gesammelt, folgt die Ausbildung zum Obmann oder zur Obfrau. Mit genügend Erfahrung kann schließlich die Ausbildung zum Schiedsrichter folgen.
Claudia Schäfer, Frau von DJK-Cheftrainer Bernhard Schäfer, ergänzt mit einem Schmunzeln: „Nur Maren ist bei uns ,echte‘ Kampfrichterin, denn es reicht nicht aus, einfach nur den Grundlehrgang für Kampfrichter zu machen, den zwar einige von uns vor ein paar Jahren mitgemacht haben. Man muss nach dem ersten Lehrgang innerhalb einer Frist bei einer gewissen Anzahl an Wettkämpfen in verschiedenen Disziplinen als Helfer fungieren, das wird dokumentiert und dann bekommt man erst das Kampfrichterbuch und ist ,richtiger‘ Kampfrichter. Das muss man dann auch immer wieder neu auffrischen. Und Maren ist die Einzige von uns bei der DJK, die das bei uns bisher komplett durchgezogen hat.“
Maren Ryll will für die Kinder da sein
Ambitionen aufzusteigen, habe sie nicht: „Als ich die Ausbildung zur Kampfrichterin begonnen habe, hatte ich nicht das Ziel, irgendwann mal bei einer DM, Europameisterschaft oder ähnlich größeren Veranstaltungen dabei zu sein“, betont Ryll. Ziel sei es eher, Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich bei Wettkämpfen miteinander zu messen. „Ich helfe also gerne aus, wenn Kampfrichter gebraucht werden, denn ohne die können keine Wettkämpfe stattfinden.“
„Da ist die Aufgabe von uns als Trainer, in den jüngeren Jahrgängen eine gute Grundlage zu schaffen und sie zu pushen, damit sie in jedem Training und Wettkampf ihr Bestes geben.“
Im Interesse der Hockenheimer Athleten solle entsprechend auch die sportliche Zielsetzung liegen. „Unser Cheftrainer hat den Wunsch, alle zwei Jahre mit einem Sportler an den deutschen Meisterschaften teilzunehmen. Da ist die Aufgabe von uns als Trainer, in den jüngeren Jahrgängen eine gute Grundlage zu schaffen und sie zu pushen, damit sie in jedem Training und Wettkampf ihr Bestes geben.“ Sie selbst wolle „einfach sportlich aktiv bleiben und den Verein durch ehrenamtliches Engagement weiter voranbringen“.
Maren Rylls Karriere beginnt beim TBG Reilingen
Ryll begann ihre eigene Leichtathletikkarriere zunächst bei der TBG Reilingen, bevor sie 2011 zur DJK wechselte. „In den ersten Jahren bin ich klassisch beim Dreikampf angetreten, später kam dann der Vierkampf mit Hochsprung dazu. In der U14 und U16 bestreitet man Blockwettkämpfe. Hier gibt es drei Arten: Block Sprint/Sprung, Block Lauf oder Block Wurf. Das sind jeweils fünf Disziplinen und wie der Name schon verrät, gibt es hier die ersten Spezialisierungen. Ab der U18 startet man dann bei Einzeldisziplinen.“ Bei Maren Ryll war es der Weitsprung.
Bernhard Schäfer konnte sich die Nachwuchsathletin gut im Trainerjob vorstellen, „wohl wegen meinem selbstbewussten Auftreten“, sagt Maren Ryll heute. „Er hat auch gesehen, dass ich gut mit Kindern umgehen und sie anleiten kann. Außerdem habe ich die Aufgaben auch immer gut gemacht, er hat mir daher zugetraut, dass ich auch alles gut vormachen kann. Und mir hat das sehr viel Spaß gemacht, weshalb ich kurze Zeit später auch das Trainerteam der Acht- bis 13-Jährigen unterstützt habe.“ Angefangen hatte sie dabei zunächst mit den Jüngsten ab vier Jahren, seit diesem Jahr trainiert sie nun auch die Sportler ab 14 Jahren.
Reiz als Kampfrichterin: Freude über Bestleistung der Sportler
Das Reizvolle an den Aufgaben als Kampfrichterin sei es, immer am Geschehen hautnah dabei zu sein. Beim Weitsprung lese sie als Kampfrichterin die ersprungene Weite laut vor, damit sie der Sportler und auch der Protokollant hören. „Wenn dann ein Sportler eine neue Bestleistung erreicht, ist das natürlich das Schönste.“
Beim Vermessen kribbele es zwar noch, selbst wieder zu springen, „aber eher im Training und nicht mehr auf Wettkämpfen“, fügt Ryll lachend hinzu. „Wenn ich an der Grube stehe, versetze ich mich eher in die Lage der Sportler und überlege mir, was ich mir früher von einem Kampfrichter gewünscht hätte beziehungsweise was mir Positives in Erinnerung blieb. So gehe ich dann auch mit den Sportlern um. Bei den Jüngeren spüre ich oft die Nervosität. Da gehe ich dann auf die Sportler zu und erkläre ihnen den Ablauf. Das hilft schon oft. Grundsätzlich gilt, den Sportlern gute Rahmenbedingungen und einen angenehmen Wettkampf zu ermöglichen sowie zum Wohl der Sportler zu entscheiden.“
Obwohl sie selbst keine sportlichen Bestleistungen mehr anstrebe, bleibe sie in der Leichtathletik aktiv und gehe gerne schwimmen. „Wenn keine Leichtathletik-Wettkämpfe anstehen, bin ich auch gerne auf den Fußballplätzen in der Region unterwegs, um meinem Freund Oliver Eck und der TSG Eintracht Plankstadt in der Kreisliga beim Spielen zuzuschauen.“
Balance zwischen Beruf und Ehrenamt: Maren Rylls Alltag
Viel Zeit bliebe der 23-Jährigen ohnehin nicht. Nach der Arbeit bei der Tourist-Information in Speyer führe sie ihr Weg „immer direkt ins Training. Gegen 7 Uhr gehe ich aus dem Haus und kurz vor 21 Uhr bin ich wieder daheim“. Trainiert wird montags, mittwochs und donnerstags. „14-Stunden-Tage habe ich dann also dreimal pro Woche. Das ist schon alles sehr stressig, aber nicht ins Training zu gehen, wäre auch keine Option. Der Ausgleich und das Training mit meiner Trainingsgruppe tun mir sehr gut“, beschreibt Maren Ryll.
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Das Engagement endet hier jedoch noch lange nicht. „Ich versuche, mich für die DJK Hockenheim möglich starkzumachen. Derzeit mache ich meinen C-Trainer-Schein Leistungssport – das wollte ich schon viel früher machen, durch die Schule und mein Studium war es vorher aber nie möglich, weil man dreimal eine Woche in der Sporthochschule sein muss. Mit der Arbeit lässt sich das vereinbaren, in der Schule wurde das nie genehmigt, weil man sonst zu viel verpasst hätte“, führt sie aus.
Seit 2017 ist Ryll zudem Vorstandsmitglied der DJK und für die Jugendarbeit zuständig. „Neben kleineren Veranstaltungen plane ich auch die Teilnahme am Faschingsumzug in Hockenheim. Zudem übernehme ich bei diversen Veranstaltungen die Moderation, wie beispielsweise bei Ehrungen oder bin als Stadionsprecherin bei Wettkämpfen im Einsatz. Bei unserem DJK-Sommerfest vergangenes Jahr habe ich bei einer Talkrunde die Sprinterinnen Jessica-Bianca Wessolly und Hannah Mergenthaler aus dem Olympiateam Paris 2024 interviewt.“ Bei der Leichtathletik-EM in Berlin 2018 und bei der EM in München 2022 war Ryll zudem als Volunteer dabei.
Mit ihren erst 23 Jahren hat Maren Ryll noch jede Menge Möglichkeiten, sich zu engagieren. Eventuell auch als Wettkampfrichterin bei einer Europameisterschaft oder einer ähnlichen großen Veranstaltung.
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