Sportkegeln-Bundesliga

Trotz 0:8 ein einmaliges Erlebnis

Rot-Weiß Zerbst lässt als beste Vereinsmannschaft der Welt Frei Holz Plankstadt keine Chance

Von 
Michael Rappe
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Die Bundesligapartie zwischen Frei Holz Plankstadt und Rot-Weiß Zerbst im Sportkegeln war längst entschieden, nur noch Gästespieler Timo Hoffmann war auf der Bahn. Andere hätten die Partie im Gefühl des sicheren Sieges locker ausklingen lassen, nicht so der 53-jährige Trainer des deutschen Männer-Nationalteams und frühere Mannschafsweltmeister. Bis zur letzten Kugel gab Hoffmann, der alles auf dieser Kegelwelt mehrfach gewonnen hat, alles, um noch die Tagesbestleistung zu erreichen.

Es wurden 667 Kegel – ein Weltklasseresultat. Robert Ernjesi (686) und Tim Brachtel (682) übertrafen ihn allerdings. Mit 8:0 bei 3916 Kegeln war ihr Zerbster Team turmhoch überlegen. Es zeigte, warum es die beste Vereinsmannschaft der Welt ist. Der Erfolgshunger ist unendlich: „Das sind alles Leistungssportler, die Pokale gewinnen wollen“, begründete RW-Betreuer Andreas Förster, „Manuel Weiß läuft Marathon, die leben komplett für den Sport.“ Der Konkurrenzkampf ist groß, neun internationale Topspieler kämpfen um sechs Plätze. „In 14 Tagen geht es zum Weltpokal, da möchte jeder dabei sein“, so Förster. Ziel ist die Titelverteidigung, elfmal haben die Sachsen-Anhalter den Weltpokal gewonnen, dazu sind sie seit 17 Jahren deutscher Meister, haben fünfmal die Champions League gewonnen und achtmal den Pokal.

150 000 Euro beträgt der Etat bei Rot-Weiß für alle Mannschaften und die Jugend. In der 21 000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist der Verein der größte Steuerzahler. Was für eine komplett andere Welt im Vergleich zum Bundesliga-Neuling. Plankstadt konnte sich nicht verstärken, weil kein Geld für Spieler gezahlt wird und Sponsoren wie zu den großen Zeiten nicht vorhanden sind. Mit der Aufstiegsmannschaft geht Frei Holz das Unterfangen Klassenerhalt an.

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Das Spiel gegen Zerbst war ein Erlebnis für alle. Fabian Sommer, Vorsitzender und Spieler in Personalunion, hatte letzte Woche in Markranstädt sein erstes Bundesligaspiel bestritten und nun seine erste Heimpartie. Mit 605 Kegeln war er bester FH-Akteur, wie auch schon in der Vorwoche. Sommer legte mit 173 Kegeln einen furiosen ersten Satz gegen Ernjesi hin. „Ich habe ihn etwas kitzeln können“, meinte er zufrieden. „Ich war sehr aufgeregt, die Nervosität war bei allen groß.“ Das Niveau konnte Sommer in den folgenden Sätzen nicht halten, sodass sein Gegner 81 Kegel mehr hatte als er. Was ihn besonders beeindruckte, war das Auftreten der Zerbster. „Die sind 100 000-fach fokussiert, das sind Sportler durch und durch.“

Eine etwas höhere Kegelzahl wollten die Plankstadter schon erreichen, die Schlussspieler Sascha Schränkler und Andreas Tippl konnten allerdings nicht überzeugen.

Immerhin gewann Frei Holz aber 3,5 Satzpunkte. Einen davon sicherte sich auch der junge Manuel Vörg. Mit 141:140 gewann er Satz Nummer zwei gegen den Alt-Internationalen Marcus Gerdau. „So etwas erlebt man nicht jeden Tag“, sagte er nach seinem ersten Heimspiel in der Bundesliga. „Und dann noch vor so einer Kulisse, das war echt ein Highlight für uns.“ Rund 100 Zuschauer waren gekommen, ganz zufriedenstellend war das bei der Klasse des Gegners nicht, aber samstags spielen eben auch alle anderen Kegelklubs. „Diese Erfahrung mitzunehmen, ist ganz viel wert“, meinte Manuel Vörg abschließend.

FH Plankstadt – Rot-Weiß Zerbst 0:8 (3452:3916 Kegel): Schneider – Weiß 0,5:3,5 Satzpunkte (589:654 Kegel), Koch – Brachtel 0:4 (576:682), Vörg – Gerdau 1:3 (558:600), Sommer – Ernjesi 1:3 (605:686), Schränkler – Hoffmann 0:4 (551:667), Tippl – Reiter 1:3 (573: 627).

Freier Autor

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