Sandhausen. Wortlos stapfte Kenan Kocak erst einmal in die Katakomben, um sich zu sammeln. Erneut saß beim Coach der Stachel der Enttäuschung tief, nachdem Fußball-Drittligist SV Sandhausen einmal mehr nicht die nötige Konzentration bis zum Abpfiff an den Tag gelegt hatte – und beim 2:2 bei der zweiten Mannschaft von Hannover 96 zum siebten Mal in dieser Saison ein Gegentor in der Nachspielzeit kassierte. Nur Schlusslicht SpVgg Unterhaching und der FC Erzgebirge Aue waren ähnlich anfällig in der Schlussphase. Und Veränderungen im Kader, die der Übungsleiter sich so sehr gewünscht hatte, gab es am letzten Tag der Wintertransferphase ebenfalls nicht zu vermelden.
„Wir dürfen so ein Spiel nicht aus der Hand geben und uns nicht von der Hektik anstecken lassen. Das ist sehr bitter, zwei Wochen hintereinander einen Gegentreffer im letzten Moment zu kassieren“, ärgerte sich Kocak. Seine Geduld wird weiter auf die Probe gestellt, wartet der 44-Jährige doch weiter auf das erste Erfolgserlebnis seit seiner Rückkehr.
Der Coach schoss sich aber auch auf Schiedsrichter Tobias Wittmann ein. Beim späten Ausgleich von Lukas Wallner sei es in der Entstehung laut Kocak „nie und nimmer ein Foulspiel“ gewesen. Auch habe er anders als der Schiedsrichter ein Handspiel vom Torschützen erkannt, so Kocak weiter. Er hatte sich ein paar Minuten Zeit gelassen, ehe er seine Analyse kundtat.
Problematisches Positionsspiel
Die Schuld allein beim Unparteiischen zu suchen, ist jedoch schlichtweg falsch. Viel mehr hatten die Schwarz-Weißen erneut große Probleme im Positionsspiel. Der Doppelschlag zur Führung von David Otto und Patrick Greil war glücklich. Zumal die Niedersachsen sogar in Unterzahl zum Ausgleich kamen. „Der Bruch ist nicht zu erklären und darf uns so nicht passieren. Trotzdem passiert es Woche für Woche“, haderte Otto. Greil nannte den späten Dämpfer „unfassbar ärgerlich“.
Auffällig auch: Gleich mehrere SVS-Akteure hatten im Verlauf der Partie im Eilenriedestadion mit Krämpfen zu kämpfen. Sandhausen war also nicht nur vom Kopf her nicht frisch genug, sondern hatte auch körperliche Probleme.
Nun geht es darum, das achte sieglose Spiel nacheinander abzuhaken und sich auf das Duell mit Arminia Bielefeld am Freitagabend vorzubereiten. Anpfiff am Hardtwald ist um 19 Uhr.
Vorher, so war es erwartet worden, hätte für die Verantwortlichen am sogenannten Deadline-Day noch einmal Arbeit anstehen sollen. Kocak hatte nämlich zuletzt immer wieder gehofft, dass der aufgeblähte Kader – 35 Spieler stehen unter Vertrag – sich verkleinert. In Erfüllung ging der Wunsch nicht. In Sandhausen passierte nichts mehr, obwohl derzeit fünf Torhüter unter Vertrag stehen und auch Angreifer Dominic Baumann und Lion Schuster, das Interesse anderer Clubs geweckt haben sollen.
Aufgeblähten Kader bei Laune halten
Bei Baumann dürfte die Verletzung eine Rolle spielen. Denn der Liga-Konkurrent TSV 1860 München nahm Abstand von einer Verpflichtung und holte stattdessen Dickson Abiama vom 1. FC Kaiserslautern. Bei Teamkollege Schuster, dem frühzeitig nahegelegt worden war, sich einen anderen Verein zu suchen, bahnte sich ebenfalls kein Vollzug an.
So geht der SVS die Mission „Kehrtwende“ mit einem Überangebot an Spielern an. Kocak betonte, niemanden ausgrenzen zu wollen. Alle bei Laune zu halten, dürfte neben der sportlichen Challenge aber eine weitere Herausforderung werden.
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