Wie haben sich die Adler bisher in den Special Teams geschlagen?
Mannheim. Die Kurve zeigt klar nach oben. Zu Saisonbeginn waren das Über- und Unterzahlspiel der Blau-Weiß-Roten noch große Sorgenkinder. Bis zur Deutschland-Cup-Pause Anfang November waren die Mannheimer nur das neuntbeste Team in Überzahl und das zweitschlechteste in Unterzahl. Elf Spiele später liegt man zur Halbzeit der Hauptrunde in Überzahl mit 22,22 Prozent auf Rang fünf. In Unterzahl sogar auf Position drei (82,56 Prozent). Das letzte Tor in einfacher Unterzahl kassierten die Adler am 27. November beim 4:1-Erfolg über die Iserlohn Roosters.
Bis zur jüngsten 2:5-Niederlage in Berlin kassierte man in den davor absolvierten vier Partien nur zwei Gegentore. Was macht die Mannheimer defensiv so stark?
Den einen Grund für den defensiven Aufschwung gibt es laut Stürmer Matthias Plachta nicht. „Alle helfen mit“, betonte auch Verteidiger Lukas Kälble und erläuterte: „Die Stürmer arbeiten hart nach hinten, alle stehen stabil in der eigenen Zone. Wenn einer mal einen Fehler macht, ist direkt ein anderer da und hilft aus. Zudem halten unsere Torhüter überragend.“ Sein Reiheinkollege Tobias Fohrler unterstrich: „Klar gibt es noch Sachen, die wir besser machen müssen, aber ich finde, wir sind auf einem guten Weg.“ Mit 64 Gegentoren stellen die Adler die zweitbeste Defensive der Liga (zusammen mit den Eisbären Berlin).
Wie sieht es bisher mit verletzten Spielern bei den Adlern aus?
Mit Blick auf die vergangenen Jahre muss man festhalten: ausgezeichnet! Während es in den beiden vorangegangenen Spielzeiten bis zu elf (!) Verletzte gleichzeitig gab, ist die Ausfallliste aktuell leer. Auch sonst gab es in der bisherigen Saison nie mehr als drei, vier Ausfälle gleichzeitig. Das liegt vor allem daran, dass die Adler ihren Athletikbereich vor der laufenden Spielzeit größer aufgestellt haben.
So haben die Mannheimer neben Jörn Krebs mit Robert Mager und Anton Blessing zwei weitere Athletiktrainer eingestellt. Zudem arbeitet dieses Trio eng mit der Leistungsdiagnostik der TSG Hoffenheim zusammen, die von Dr. Sascha Härtel geleitet wird. „Wir haben es geschafft, unseren ohnehin bereits starken Athletik-, Reha-, Kraft- und Konditionsbereich zu verbessern“, sagte Adler-Cheftrainer und Sportmanager Dallas Eakins, der viel Wert auf die Fitness seines Teams gelegt – und aktuell dafür belohnt wird.
Was macht die Mannheimer in der bisherigen Spielzeit aus?
Ganz klar die mannschaftliche Geschlossenheit. Egal wen man von den Spielern fragt, alle betonen den großen Zusammenhalt im Team. „Ich habe noch nie in einem Team gespielt, in dem sich alle Jungs so gut verstehen. Wir haben eine super Energie in der Kabine und im Training“, sagt der 27-jährige Fohrler.
Diese Einheit lässt sich auch beim Scoring ablesen. Denn den einen Überflieger gibt es nicht. Dafür haben bereits 13 Spieler mindestens zehn Punkte auf der Habenseite. Eine solche Tiefe hat bisher sonst niemand in der DEL aufzuweisen. Zudem stellen die Mannheimer das beste Bully-Team der Liga.
Wer hat sich bei den Adler-Spielern in den vergangenen Wochen besonders hervorgetan?
Neben den beiden Torhütern Arno Tiefensee und Felix Brückmann sowie Kapitän Marc Michaelis, der in den vergangenen sechs Spielen vier Tore erzielte, muss man hier auch Luke Esposito und Kristian Reichel nennen. Der nimmermüde Esposito sammelte in den vergangenen sieben Spielen zwei Tore und sechs Vorlagen. Kristian Reichel, der vor der Saison von den Manitoba Moose nach Mannheim wechselte, kurbelte indes seine Torproduktion deutlich an. Nachdem der Deutsch-Tscheche erst am zehnten Spieltag seinen ersten Saisontreffer erzielen konnte, hat er in den darauffolgenden 16 Partien gleich achtmal getroffen. „Ich habe die vergangenen sieben Jahre in Kanada gelebt und auf der kleineren Eisfläche gespielt. Da habe ich ein bisschen gebraucht, um mich hier an das Eishockey sowie die neue Umgebung zu gewöhnen. Aber jetzt komme ich immer besser rein“, sagte Reichel zu seiner steigenden Trefferquote.
Wie schlägt sich Eakins in der Doppelrolle aus Cheftrainer und Sportmanager?
Der US-Amerikaner verfolgt einen langfristigen Plan, den er bisher konsequent durchzieht. Dass dadurch auch mal das eine oder andere Spiel verloren geht, ist Teil des Prozesses, Teil „des Wandels“, wie Eakins die Neuausrichtung der Adler bezeichnet. Der 57-Jährige etabliert eine neue Kultur in Mannheim. Geprägt von harter Arbeit, Respekt, einer klaren Rollenverteilung innerhalb des Teams sowie Positivität.
Die Konzentration auf die eigenen Stärken, auf die eigene Entwicklung steht im Vordergrund. Die Negativität, die in den vergangenen Jahren rund um die Adler geherrscht hat, versucht er zu verdrängen. Zuletzt stimmten durch konzentrierte Defensivleistungen die Ergebnisse – wenn auch auf Kosten der Attraktivität. Es wird interessant, zu beobachten sein, was im März und April 2025 dann letztlich als Ergebnis herauskommt.
Doch die bisherige Saison kann nur der Anfang sein, was auch Eakins’ Aktivitäten als Sportmanager zeigen. Der ehemalige NHL-Coach hat sich bei den Transfers an die Gepflogenheiten in Europa gewöhnt, mit Maximilian Franzreb, Justin Schütz sowie Alexander Ehl bereits drei deutsche Nationalspieler für die kommende Spielzeit verpflichtet. Weitere Transfers werden folgen.
Wo holen die Adler mehr Punkte? In der heimischen SAP Arena oder in der Fremde?
Ganz klar zu Hause, wo die Mannheimer zuletzt siebenmal in Folge das Eis als Sieger verließen. Mit insgesamt 33 Punkten in 13 Spielen führen sie die Heimtabelle vor dem ERC Ingolstadt an. Dabei fuhren die Adler alle Siege nach 60 Minuten ein. In der Fremde schwächeln die Blau-Weiß-Roten dagegen sehr, liegen hier lediglich auf Rang acht. „Wir wissen natürlich davon. Warum das konkret so ist, kann ich aber nicht beantworten“, sagte Adler-Kapitän Michaelis.
Augenscheinlich ist zumindest die Strafzeitenstatistik. In der Fremde kassieren die Mannheimer im Schnitt mehr als 16 Strafminuten pro Spiel – mit Abstand die meisten der Liga. Zu Hause dagegen nur knapp über sieben Minuten im Schnitt – zusammen mit den Grizzlys Wolfsburg der zweitbeste Wert. Entsprechend ist auch der Gegentorschnitt in der Fremde deutlich höher. Hier mussten die Adler-Torhüter Tiefensee und Brückmann schon 42 Mal hinter sich greifen, in der SAP Arena waren es nur 22 Gegentreffer.
Sind die Adler in der DEL ein Titelanwärter?
Nein. Sie sind zwar auf einem guten Weg, noch gibt es aber Unterschiede zu den Plätzen eins bis drei, die durch Ingolstadt, die Eisbären Berlin und die Fischtown Pinguins Bremerhaven besetzt sind. Zwar holten die Mannheimer in den bisher sechs direkten Duellen gegen die Spitzenteams (gegen jedes der drei Teams zweimal) sieben Punkte, doch lediglich gegen Bremerhaven konnte man dabei (zweimal) gewinnen.

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Wie am vergangenen Sonntag in Berlin fehlte gegen das Spitzentrio bisher noch die nötige Abgezocktheit. Zudem sind Mannschaft wie der EHC München oder die Kölner Haie leistungs- und punktetechnisch nicht weit entfernt.
Apropos München: Der EHC gastiert am Freitag (19.30 Uhr) in der SAP Arena, ehe am Sonntag (16.30 Uhr) beim „Spiel der leuchtenden Herzen“ Bremerhaven kommt. „Zwei starke Gegner, auf die wir uns freuen“, sagte Kälble nach der Niederlage in Berlin und ergänzte mit Blick auf die Eisbären: „Wir haben zweimal in Berlin verloren. Wenn sie aber nach Mannheim kommen, machen wir es besser.“
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