Mannheim. Für einige Momente vergaßen die Fans der Adler Mannheim, dass am Sonntag Heiligabend ist. Als Stefan Loibl die Blau-Weiß-Roten mit seinem Treffer in der Verlängerung zum 3:2-Derbysieg in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Löwen Frankfurt schoss, gab es auf den Rängen kein Halten mehr. Die Emotionen mussten raus. Statt an vorweihnachtliche Stimmung erinnerten sie eher an eine Mischung aus Freude, Erleichterung und Genugtuung. Denn aus Mannheimer Sicht bringt nichts eine größere Genugtuung als ein Erfolg im Derby.
Sieg der Alder Mannheim gegen Löwen Frankfurt: Analyse von Trainer Dallas Eakins
Die Analyse von Adler-Trainer Dallas Eakins fiel nicht ganz so euphorisch aus. „Wir wussten, was diese Begegnung dem Team, unseren Fans und dem Umfeld bedeutet. Wir wollten jeden glücklich nach Hause schicken“, sagte der 56-jährige US-Amerikaner und vergaß nicht, auf die Bedeutung des „Spiels der leuchtenden Herzen“ hinzuweisen: „Geld für bedürftige Menschen zu sammeln, ist eine Sache, wie sie wichtiger nicht sein könnte.“ Gleichzeitig legte Eakins aber auch den Finger in die - sportliche - Wunde: „Nach unserem frühen Führungstor haben wir es uns zu bequem gemacht. Wir müssen aber das Gaspedal über das komplette Spiel durchdrücken.“
Die Adler feierten vor 13 600 Zuschauern in der ausverkauften SAP Arena zwar den dritten Sieg in Folge, sie ließen aber einen Punkt liegen, weil sie nach dem 1:0 von Max Gildon (2.) auch die zweite Führung des Spiels durch Jordan Szwarz (48.) nicht nach Hause brachten. Unglücklicher hätte das 2:2 kaum fallen können: Nach einem Schuss von Ville Lajunen sprang der Puck von Korbinian Holzer in die Höhe - nur um sich hinter Torhüter Arno Tiefensee zum Ausgleich ins Netz zu senken (53.). Mannheims Siegtorschütze Loibl sprach hinterher von einem „krummen Ding“.
Obwohl die Adler ihre Siegesserie ausbauten, darf nicht darüber hinweggesehen werden, dass sie sich immer noch verdammt schwer damit tun, Offensive zu kreieren. Im ersten Drittel gegen Frankfurt bekam das Eakins-Team gerade einmal vier Schüsse auf das gegnerische Tor zustande. Dass immer wieder andere Stürmer ausfallen - oft auch noch die, die gerade dabei waren, eine aufsteigende Tendenz zu zeigen, ist eine Geschichte für sich. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Wir müssen es aber nehmen, wie es ist“, sagte Szwarz.
Die nächsten Spiele der Adler Mannheim: Es geht gegen Wolfsburg und Schwenningen
Gegen die Löwen fielen nicht nur die langzeitverletzten Angreifer Tyler Ennis, Matthias Plachta und Ryan MacInnis aus. Kurzfristig mussten die Adler auch ohne den erkrankten Daniel Fischbuch auskommen, der zuletzt bei den Erfolgen gegen die Düsseldorfer EG (3:2) und Eisbären Berlin (3:1) jeweils das Siegtor erzielt hatte. Und wäre das nicht bereits des Schlechten genug, fiel im Derby auch noch Kris Bennett ab dem zweiten Drittel aus. Eine genaue Diagnose steht aus, am Donnerstagabend ging der Club jedoch davon aus, zumindest am Samstag (16.30 Uhr) in Wolfsburg sowie am Dienstag (14 Uhr/SAP Arena) im Landesduell mit den Schwenninger Wild Wings auf den Kanadier verzichten zu müssen.
Gegen Frankfurt sprang jemand in die Bresche, der oft unter dem Radar fliegt: Szwarz. Bei Gildons 1:0 bewies er mit seinem genauen Pass ein gutes Auge, bei seinem Treffer zum 2:1 erkannte er die Situation richtig und Denis Reul verzögerte seinen scharfen Pass so lange, bis Szwarz in Position gelaufen war. Der Kanadier hielt den Schläger rein, vom Schlittschuh des Frankfurters Mike Schmitz und dem Innenpfosten sprang die Scheibe ins Netz. „Das war ein einstudierter Spielzug“, sagte Szwarz. „Als ich gesehen habe, dass die Augen von ,Robo’ größer und größer wurden, wusste ich, was unser Kapitän vorhatte.“
Yannick Proske: „Der Schritt nach Mannheim war genau der richtige“
Angesprochen auf die vielen Verletzungen sprach Assistenzkapitän Szwarz von einer „Next-Man-Up-Mentalität“. Das bedeutet: Fällt ein Spieler aus, bietet sich einem anderen die Chance, eine größere Rolle zu übernehmen. So übernahm der 20-jährige Yannick Proske im Powerplay Fischbuchs Position. „Der Schritt nach Mannheim war genau der richtige“, so Proske, der erst im Laufe der Saison aus Iserlohn zu den Adlern gewechselt war. „Ich freue mich über das Vertrauen, das mir die Trainer entgegenbringen und versuche, es zurückzuzahlen.“
Gegen Frankfurt fanden Proskes Direktabnahmen zwar noch nicht ihr Ziel, für Eakins ist es jedoch nur eine Frage der Zeit, wann der junge Außenstürmer sein zweites Saisontor erzielt. „Yannick arbeitet in jedem Training sehr hart. Ich bin überzeugt: Wenn mal einer oder zwei reinfallen, ist er ein Spieler, der auch mal eine Serie starten kann.“
Proske bestätigte diese Einschätzung. „Der Schuss gehört zu meinen Stärken. Mir fehlt aber noch die Routine beim Abschluss.“ Damit es in diesem Bereich eine Steigerung gibt, legt er Extraschichten mit den Assistenztrainern Marcel Goc und Curt Fraser ein. Vielleicht ist es ja Proske, der für den nächsten Jubelorkan der Adler-Fans sorgt?

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