München. David Späth spürte etwas, das er eigentlich schon nicht mehr kannte. Was an sich schon eine Nachricht ist, wenn man bedenkt, dass der Torwart der Rhein-Neckar Löwen gerade einmal 21 Jahre alt ist. Aber er hat eben schon sehr viel erlebt. U-19-Europameister, U-21-Weltmeister und natürlich DHB-Pokalsieger mit dem Mannheimer Bundesligisten. Übrigens alles Erfolge, an denen er riesigen Anteil hatte.
Ein Länderspiel fehlte ihm bislang allerdings noch. Bis zum Freitag. Da stand der Schlussmann erstmals für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zwischen den Pfosten. Beim 31:31 (16:18) im Test gegen Ägypten in Ulm kam er in der zweiten Halbzeit zum Einsatz. „Und ehrlich gesagt war ich nach längerer Zeit mal wieder nervös“, gibt der Keeper zu. Anzumerken war ihm irgendeine Form von Aufregung indes nicht. Sechs Paraden in 30 Minuten - es hätte schlechter laufen können. Auch wenn der ehrgeizige Späth - was typisch für ihn ist - mal wieder nicht ganz zufrieden ist: „Die Leistung war in Ordnung, aber ich hätte gerne zwei, drei Bälle mehr gehalten.“
Platz im Kader bei EM
Mit seinem Auftritt gegen den Afrikameister brachte sich der Löwen-Senkrechtstarter dennoch in Stellung. Und zwar für einen Platz im Kader bei der Heim-EM im Januar. Andreas Wolff, der am Freitag nach seinem Bandscheibenvorfall ein zehnminütiges Comeback feierte, dürfte für das Turnier gesetzt sein, wenn er denn rechtzeitig wieder in Form kommt. Gegen Ägypten fehlte ihm bei seinem Kurzeinsatz deutlich sichtbar die Spielpraxis. „Ohne Frage hat er noch nicht die Schnelligkeit wie sonst, das wussten wir“, sagt Bundestrainer Alfred Gislason.
Der Isländer setzt aber darauf, dass Wolff bis zum Januar sein gewohntes Niveau erreicht, weshalb es nur noch um die Besetzung hinter ihm geht. Silvio Heinevetter sammelte am Freitag keinerlei Pluspunkte, Späth hingegen schon. Und am Sonntag (17.15 Uhr, live im ZDF) wird er ziemlich sicher eine erneute Chance bekommen. Dann geht es in München erneut gegen Ägypten.
Groß fiel nach seinem starken Debüt die Anerkennung für das Löwen-Eigengewächs aus. Vom Bundestrainer. Und auch von den Mitspielern. „David hat sich sehr gut verkauft, besonders in der Schlussviertelstunde. Er hat zwei ganz freie Bälle weggenommen, das war große Klasse“, freute sich Gislason, der ansonsten nicht für allzu viel öffentliches Lob bekannt ist. Insofern hatte dieses Statement schon eine gewisse Aussagekraft. Kapitän Johannes Golla schwärmte ebenfalls: „David war stark und hat uns genau das gegeben, was uns vorher gefehlt hat: Paraden, um ins Tempospiel zu kommen.“
"Weg bis dahin noch lang"
Späth weiß natürlich, dass er eine realistische Chance auf eine EM-Teilnahme hat. Denn wer in den letzten beiden Länderspielen vor der Kadernominierung dabei ist, gehört zwangsläufig zum engeren Kandidatenkreis. Nun möchte der Pfälzer diese Möglichkeit ergreifen: „Sein Land bei einem wichtigen Turnier zu vertreten, ist das Größte für einen Sportler. Dieses Ziel hat jeder, der jetzt hier dabei ist.“ Also auch der 21-jährige Senkrechtstarter, der sich seinen nächsten Traum erfüllen möchte: „Aber ich weiß auch, dass der Weg bis dahin noch lang ist. Ich werde das tun, was ich beeinflussen kann: Gut trainieren und hoffentlich gut spielen, die Entscheidung treffen die Trainer. Ich stehe noch lange nicht im Kader für die Europameisterschaft.“
Bei den Löwen profitiert der Junioren-Weltmeister, wie er nicht müde wird zu betonen, von der Zusammenarbeit mit dem Schweden Mikael Appelgren und Joel Birlehm, der noch bei der WM in diesem Jahr für Deutschland zwischen den Pfosten stand. Zwischen allen herrscht ein harmonisches Miteinander und Späth ist sich auch sicher, dass sich seine Kollegen am Freitag für ihn gefreut haben. Die Konstellation mit drei Top-Torhütern sei dennoch „schwierig“, meint der Neu-Nationalspieler, der auch in der DHB-Auswahl von den routinierten Kollegen Heinevetter und Wolff profitiert.
„Das sind zwei Weltklasse-Leute mit so viel Erfahrung, die viele Spiele in der Champions League und für die Nationalmannschaft bestritten haben. Sie geben mir wertvolle Tipps und auch eine gewisse Ruhe mit“, freut sich Späth über den „wertvollen“ Austausch mit den Kollegen, die er in jedem Training genau beobachtet. Um zu lernen. Und um besser zu werden. „Es ist schön zu sehen, wie solch erfolgreiche Torhüter arbeiten. Ich will einen ähnlichen Weg gehen wie die zwei, deswegen schaue ich mir so viel wie möglich von ihnen ab.“ Auch um es dann noch ein bisschen besser zu machen.
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