Magdeburg. Als die 6600 Zuschauer in der ausverkauften Bördelandhalle ihre Lieblinge vom SC Magdeburg feierten, saßen die Rhein-Neckar Löwen schon in der Kabine. Schnell hatten sich die Bundesliga-Handballer aus Mannheim nach dem Schlusspfiff auf den Weg gemacht. Mit gesenkten Köpfen. Und hängenden Schultern. Und das aus gutem Grund. Denn zuvor war beim deftigen 24:34 (14:18) im Viertelfinale des DHB-Pokals nämlich nicht nur der Traum von der Titelverteidigung geplatzt, sondern der desolate Auftritt nach dem Seitenwechsel erinnerte stark an manch schlimmen Auftritt im vergangenen Jahr.
„Über 60 Minuten gesehen hatten wir hier keine Chance auf den Sieg. Aber dass es am Ende so deutlich wird, ist ein wenig frustrierend“, sagte Trainer Sebastian Hinze und dürfte dabei vor allem an den Spielbeginn gedacht haben.
20 gute Minuten zu wenig
Denn so blöd sich das nach dem deutlichen Endresultat anhört: Die Löwen machten im ersten Durchgang lange Zeit viele Dinge gut. Was ihnen aber entgegen der bisherigen Saison komplett fehlte, war eine Torwartleistung. Joel Birlehm startete zwischen den Pfosten, räumte seinen Platz aber bereits nach 13 Minuten. Sein Arbeitsnachweis: eine Parade. Für ihn kam Mikael Appelgren, der bis zum Seitenwechsel aber auch nur zwei Bälle abwehrte.
SCM – RNL 34:24 (18:14)
- SC Magdeburg: Portner (2 Tore), Hernandez – Mertens (5), Saugstrup (1), Hornke (5) – Claar (4), Smarason (4), Magnusson (8/4) – O’Sullivan (1), Weber, Lagergren (1), Musche (1), Damgaard, Bergendahl (2), Meister, Chrapkowski.
- Rhein-Neckar Löwen: Birlehm, Appelgren (ab 13. Minute und bis 39. Minute) – Móré (2), Kohlbacher, Reichmann (7/3) – Forsell Schefvert (2), Knorr (3), Kirkeløkke (2) – Gislason, Lindenchrone (2), Ahouansou, Davidsson (1), Holst Jensen, Plucnar (2), Zacharias (n.e.), Óskarsson (3).
- Schiedsrichter: Ch. vom Dorff/F. vom Dorff.
- Zuschauer: 6600 (ausverkauft).
- Strafminuten: Bergendahl (2) – Kirkeløkke (2).
- Beste Spieler: Magnusson, Portner – Reichmann.
Trotzdem gestalteten die Mannheimer die Begegnung zunächst ausgeglichen, weil sie mit Geschwindigkeit spielten. „Bis zum 10:9 für die Löwen kassieren wir sieben Tempotore“, ärgerte sich SCM-Trainer Bennet Wiegert.
Tobias Reichmann, vor knapp zwei Wochen als Ersatz für den verletzten Patrick Groetzki aus dem Ruhestand zurück in die Bundesliga geholt, erzielte im ersten Durchgang sechs Treffer für die Badener. Er war am Ende mit sieben Treffern bester Torschütze. Reichmann nahm sich auch die Siebenmeter, verwandelte drei von fünf Strafwürfen. „Es war überragend, wie er das hier angegangen ist. Das war saustark. Wir freuen uns, dass wir einen Spieler wie ihn für uns gewonnen haben“, sagte Co-Trainer Michael Jacobsen.
Bis zum 13:13 (20.) war für die Löwen noch alles in Ordnung. „Mit den ersten 20 Minuten bin ich sehr einverstanden“, sagte Hinze. Was aber wieder einmal fehlte: Torgefahr von der halblinken Position gibt es zu selten. In der ersten Halbzeit in Magdeburg war das wieder so: Philipp Ahouansou, Gustav Davidsson und Olle Forsell Schefvert, sie alle durften ran. Doch nur Letzterer traf ein Mal - und verrichtete noch dazu seinen Job im Abwehrzentrum. Da sollten wenigstens die Kollegen auch ein paar Tore beisteuern. Doch das taten sie nicht. Bis zur Pause blieben die Löwen fast zehn Minuten ohne eigenen Treffer, ehe Reichmann - wer sonst? - noch auf 14:18 verkürzte.
„Ich mache den Jungs keinen Vorwurf, aber es ist Fakt, dass wir in dieser Phase vor der Pause keine Chancen kreieren oder unsere Möglichkeiten nicht nutzen“, sagte Hinze mit Blick auf die zweite Reihe, die in diesen Minuten das Niveau einfach nicht halten konnte. Zwei schnelle Treffer brachten die Mannheimer nach dem Seitenwechsel in Überzahl auf 16:18 (33.) heran. Danach nahm das Unheil aber seinen Lauf. Gegenstoß um Gegenstoß rollte auf das Löwen-Tor, weil die Mannheimer im Angriff einen Ball nach dem nächsten verloren.
Magdeburg machte das Spiel schnell, der zweifache deutsche Meister aus Mannheim kam gar nicht in den Rückzug - und schon hatte der SCM beim 23:17 (38.) dank eines 5:1-Laufs wieder alles unter Kontrolle. Oder anders ausgedrückt: Wieder reichten den Bördeländern wenige Minuten, um zu enteilen. Die Löwen wechselten erneut den Torwart. Doch was sollen die Schlussmänner machen, wenn der Gegner ständig frei vorm Tor auftaucht? Eine rhetorische Frage.
In diesen Minuten nahm das badische Katastrophen-Karussell so richtig Schwung auf. Beim 18:26 ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Nach gerade einmal 44 Minuten. Und selbst dieses Vorhaben misslang.
Die Löwen griffen fortan mit sieben Feldspielern an - und lösten auch das nicht gut. Oder wie es Hinze nannte: „Das ging total daneben.“ Die Folge: Drei Gegentreffer ins leere Tor innerhalb von 87 Sekunden (!) - 18:29 (47.). Aus dem erwartbaren Qualitäts- wurde nun auch endgültig ein Klassenunterschied.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-rhein-neckar-loewen-sind-nach-pokal-aus-schon-wieder-im-debakel-modus-_arid,2172805.html