Sandhausen. Präsident Jürgen Machmeier wurde nach dem nächsten Stimmungskiller beim SV Sandhausen mal wieder deutlich. In diesen Tagen muss er die Kritik beinahe im Wochenrhythmus wiederholen. Bislang ließen die Spieler des weiter kriselnden Fußball-Drittligisten den Worten ihres Chefs aber keine Taten folgen. „Bedrohlich“ sei die Lage, sagte der Clubchef nach dem 0:1 gegen den SV Wehen Wiesbaden, wodurch der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz nur noch drei Zähler beträgt. „Ab jetzt ist Abstiegskampf“, polterte er. „Wenn das nicht jeder versteht, wird es schwierig.“
Kocak nach Rot in der VIP-Loge
Trainer Kenan Kocak verfolgte den Dämpfer am Sonntagabend aufgrund einer Sperre mit düsterer Miene aus einer VIP-Loge heraus. Sein eigentlicher Vertreter, Dennis Diekmeier, stand aus privaten Gründen nicht zur Verfügung. Daher übernahm Kocak-Assistent Joti Stamatopoulos die Verantwortung – mit mäßigem Erfolg. Er schlug im Vergleich zu Machmeier aber sanftere Töne an. „Insgesamt kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben Moral gezeigt“, fand er.
Der 52-Jährige gestand aber auch ein, dass alle „brutal enttäuscht“ seien. „Wir haben uns viel vorgenommen und hatten gute Phasen“, so Stamatopoulos. „Die Teams haben sich in der ersten Hälfte neutralisiert. In der ersten Situation, in der wir nicht nah genug am Mann sind, fangen wir das Gegentor. Wir lassen dann die Köpfe nicht hängen und kommen gerade zum Ende der ersten Halbzeit und im zweiten Durchgang gut in die Box. Wir haben es jedoch nicht geschafft, den letzten Ball an den Mann zu bringen.“
Es fehlen Ideen, Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft
Vorne fehlten kreative Ideen, Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft. Und hinten leistete sich der SVS mal wieder die eine Nachlässigkeit zu viel. „Wir waren stets bemüht“, sagte Winter-Neuzugang Taylan Duman. Aber auch ihm dürfte bewusst sein, dass dieses Zeugnis selten Freudenschreie auslöst. „Manchen fehlt das Selbstvertrauen. Hinzu kommen falsche Entscheidungen, wie auch bei mir in der Nachspielzeit“, sparte der 27-Jährige nicht mit Selbstkritik.
Die Gäste aus der hessischen Landeshauptstadt taten nicht mehr als nötig und hätten noch höher gewinnen können, wenn sie den einen oder anderen Konter vernünftig zu Ende gespielt hätten.
Dass es aus SVS-Sicht nicht noch schlimmer kam, war auch Torhüter David Richter zu verdanken. „Wir machen kein schlechtes Spiel“, sagte der Keeper und ergänzte bezüglich des entscheidenden Treffers von Moritz Flotho (28.): „Wir laufen die ganze Zeit diesem Rückstand hinterher. Wenn wir ein Tor gemacht hätten, gewinnen wir die Partie – da bin ich mir sicher.“
Hoffnung auf Ingolstadt und Unterhaching
Richter ist weiter davon überzeugt, dass der SVS auf dem richtigen Weg ist. In den Partien beim aktuell sechstplatzierten FC Ingolstadt am kommenden Samstag und dann am 8. März daheim gegen den Tabellenletzten SpVgg Unterhaching müssen aber dringend Punkte her. Sonst droht am Ende sogar der Gau – der Absturz in die Regionalliga.
Machmeier hofft derweil, dass die Spieler den Ernst der Lage zeitnah erkennen. „Wir müssen endlich die Handbremse lösen“, forderte er. „Wenn die Mannschaft diese schwere Situation löst, wird sie gestärkt daraus hervorgehen.“
Allmählich drängt die Zeit, denn auch am vergangenen Wochenende holten diverse Konkurrenten Punkte – darunter der VfB Stuttgart II, Rot-Weiss Essen und der SV Waldhof Mannheim.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/vereine_artikel,-sv-sandhausen-ab-jetzt-ist-abstiegskampf-beim-sv-sandhausen-_arid,2287663.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,6.html