Sandhausen. Die Wutreden haben Wirkung gezeigt. Die rund 30 Minuten in der ersten Halbzeit, die über die 1:3-Niederlage des SV Sandhausen beim MSV Duisburg entschieden haben, hatte Trainer Jens Keller „Frechheit“ genannt, Sportdirektor Matthias Imhof sprach von einer „bodenlosen Leistung“. Die Minimalchance im Aufstiegsrennen der 3. Fußball-Liga hatte der SVS mit drei Niederlagen in Serie leichtfertig verspielt.
Im Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen am Samstag zeigten die Sandhäuser die richtige Reaktion und gewannen gegen die zuvor sieben Spiele lang ungeschlagenen Essener verdient mit 2:0 (0:0). Nach der deutlichen Kritik in der Vorwoche fand Keller diesmal lobende Worte: „Die Mannschaft hat heute über 90 Minuten ein ganz anderes Gesicht gezeigt.“
Reaktion auf Kritik: SV Sandhausen zeigt neues Gesicht gegen RWE
Keller selbst verpasste seiner Startelf mit vier Veränderungen im Vergleich zur Duisburg-Pleite ein neues Antlitz: Tim Maciejewski, David Otto, Joe-Joe Richardson und Richard Meier bildeten die erneuerte Offensivreihe - und wussten zu überzeugen: „Sie haben ihre Sache sehr gut gemacht“, urteilte der 53-Jährige über die zweite Garnitur.
Von Beginn an zeigte sich, dass die Heimmannschaft auf Wiedergutmachung aus war. Luca Zander verzeichnete früh den ersten Abschluss (5.). RWE brauchte Zeit, um ins Spiel zu finden, ging durch die Doppelchance von Sascha Voelcke und Sandro Plechaty kurz vor dem Pausenpfiff aber beinahe in Führung (45.+4).
Neulinge sorgen für Führung des SV Sandhausen
Aus der Kabine kamen die Hausherren erneut mit mehr Dampf. Nach einer Richardson-Hereingabe belohnte Otto die Sandhäuser mit seinem siebten Saisontreffer für ihre Bemühungen (61.). Der Stürmer agierte nicht als alleinige Spitze, sondern ließ sich hinter Meier immer wieder ins offensive Mittelfeld fallen. „So kann ich mehr am Spiel teilnehmen“, fand der 25-Jährige Gefallen an seiner neuen Rolle. „Das hat mir sehr gutgetan.“
Ottos Vorlagengeber Richardson stand nach der Einwechslung in Duisburg derweil erstmals in der Startelf des Drittligisten und hinterließ ebenfalls seine Visitenkarte. Immer wieder trieb der 22-jährige Amerikaner auf seiner linken Seite an.
Auch Offensivmann Maciejewski, der seit Kellers Amtsübernahme oft keine Berücksichtigung fand, knüpfte an seine Leistung an der Wedau an, wo er bereits einen Treffer erzielt hatte, und sorgte immer wieder für Gefahr. Neun Minuten nach dem Führungstreffer knöpfte er Essens Voelcke nach einem Stockfehler die Kugel ab und vollendete gegen Schlussmann Jakob Golz eiskalt zum vorentscheidenden 2:0 (70.). „Wir wollten heute Charakter zeigen. Das ist uns gelungen und wir haben verdient gewonnen“, zeigte sich der Torschütze entsprechend zufrieden.
In der Schlussphase hätten die eingewechselten Sebastian Stolze (76., 89.) und Markus Pink (90.+3) das Ergebnis noch deutlicher gestalten können.
Starke SVS-Defensive trägt zum Sieg bei und Aufstiegshoffnungen schwinden
Aufstiegsaspirant RWE hingegen trat im zweiten Durchgang offensiv kaum noch in Erscheinung - dank der kompakten Defensive der Hausherren. Die setzte sich aufgrund der Ausfälle von Alexander Fuchs (Hüftprobleme) und Max Geschwill (Fußverletzung) aus dem Innenverteidiger-Duo Tim Knipping und Felix Göttlicher zusammen. Beide sprangen erst aufgrund der Verletzungsmisere der vergangenen Wochen in die Bresche und lösten ihre Aufgabe laut Keller hervorragend: „Wir haben alles sehr gut verteidigt und keine Torchance zugelassen“, sagte er.
So erfreut, wie Spieler und Trainer sich über die gezeigte Reaktion am Samstagnachmittag auch freuten - sie kommt zu spät. Der Aufstiegszug zurück in die 2. Bundesliga ist abgefahren. Durch den Heimsieg sprangen die Sandhäuser zwischenzeitig auf Rang sieben und können maximal noch den vierten Platz erreichen, der zur direkten Qualifikation am DFB-Pokal berechtigt. Den entscheidenden Rang belegt mit drei Zählern mehr aktuell Rot-Weiss Essen und will ihn laut Trainer Christoph Dabrowksi auch nicht mehr hergeben, denn „das klare Ziel ist, diesen Platz zu halten.“
Der Zug in Richtung 2. Bundesliga fährt zwei Spieltage vor Saisonschluss bei einem Vier-Punkte-Rückstand auf Rang drei aber wohl nicht nur ohne den SV Sandhausen, sondern auch ohne Rot-Weiss Essen ab.
SVS: Klein - Zander, Göttlicher, Knipping, Weik - Ben Balla (85. Schuster), Greil - Maciejewski (90.+4 Diekmeier), Otto, Richardson (73. Stolze) - Meier (73. Pink).
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