Mannheim. Es gibt Menschen, die nah dran sind am Trainingsbetrieb des SV Waldhof und den Profis des Mannheimer Drittligisten zwei sehr unangenehme Wochen vorhersagen. Die angefressene Reaktion von Trainer Marco Antwerpen auf die bedenkliche 1:2 (1:0)-Niederlage gegen Viktoria Köln am Samstag legt nahe, dass die nächsten Trainingseinheiten am Alsenweg sehr knackig ausfallen werden. Diesen besorgniserregenden Auftritt wird Antwerpen nicht auf sich sitzen lassen.
„Da können Sie von uns ausgehen, dass das Thema bei uns sein wird“, knurrte der SVW-Coach in der Pressekonferenz, nachdem er in den Minuten zuvor hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gegangen war. Mangelhafte Einstellung, zu wenig Siegermentalität, schwache Verteidigung, fehlende Basics. Es waren Sätze wie schallende Ohrfeigen. „So werden wir Probleme bekommen“, meinte Antwerpen.
Das zarte Pflänzchen der Euphorie im Umfeld haben die Waldhof-Profis vor allem mit der desolaten zweiten Halbzeit gegen Köln jedenfalls schon wieder kaputt getreten. In einer Partie auf mäßigem Drittliga-Niveau führte der SVW durch ein Tor von Nicklas Shipnoski (41.) verdient mit 1:0, aber was dann nach der Pause passierte, ließ alle im Lager der Mannheimer fassungslos zurück.
Das sagt Sportdirektor Anthony Loviso zur Niederlage
Die zuvor völlig harmlose Viktoria schaffte innerhalb einer knappen Viertelstunde durch Tore von Lex Tyler Lobinger (53.) und Said El Mala (67.) die Wende. Mit Profifußball hatte die Abwehrarbeit beim SV Waldhof in dieser Phase nichts zu tun. Vor dem 1:1 klärte Adrian Fein den Ball nicht entschieden genug, beim 1:2 ließ sich Lukas Klünter trotz seiner 77 Bundesliga-Spiele abkochen wie ein Anfänger.
„Wir bekommen Gegentore, die schwierig zu verdauen sind“, seufzte Sportdirektor Anthony Loviso. Überhaupt: Die Vorstellung in der zweiten Halbzeit sei „nicht akzeptabel“ gewesen. Null Punkte nach zwei Spielen „nicht unser Anspruch“. Die hoffnungsfrohe Stimmung vor dem Saisonstart hat sich innerhalb von nur zwei Wochen in die Vorstufe der ersten Krise verwandelt. Der SVW ist vor dem dritten Spieltag wieder dort gelandet, wo er schon weite Teile der Vorsaison verbracht hat, bevor in einem Kraftakt noch die Rettung gelang: auf einem Abstiegsplatz. Da hilft auch die Einschränkung wenig, dass die Tabelle nach zwei Spieltagen nur eine sehr begrenzte Aussagekraft hat. Die Waldhof-Fans fragen sich: Geht der ganze Mist etwa wieder von vorne los?
„Wenn du die ersten beiden Spiele verlierst, ist das natürlich ein Fehlstart“, gestand Adrian Fein. Während Trainer Antwerpen den Saisonauftakt als „maximal schlecht“ bewertete.
Von den Ergebnissen zweifelsohne, beim Blick auf die Leistungen ergibt sich allerdings ein differenzierteres Bild: Das 1:2 in Ingolstadt beim Start ging trotz der Niederlage als anständiger Auswärtsauftritt mit vielversprechenden fußballerischen Ansätzen durch. Doch gegen Köln legte sich eine seltsame Schwere auf dieses umgekrempelte Team - am Samstag standen fünf Neuzugänge in der Startelf. Die Probleme begannen indirekt schon vor der Pause, was Antwerpen zurecht ansprach. „Wenn du Spiele gewinnen willst, musst du eine ganz andere Einstellung an den Tag legen, eine andere Siegermentalität. Das war schon in der ersten Halbzeit, wo uns Viktoria Köln viel angeboten hast, viel zu wenig. Da musst du den Gegner viel mehr fordern und auf Tore gehen“, erklärte der 52-Jährige.
Doch statt die bis dahin erschreckend schwachen Rheinländer frühzeitig zu demoralisieren, spielten die Mannheimer in der zweiten Halbzeit den Aufbaugegner. Haarsträubende individuelle Fehler in der Abwehr luden den Gegner zum Toreschießen ein. Alles alte Waldhof-Muster, die an die Vorsaison erinnern, die bis zur Trendwende unter Antwerpen im Frühjahr einem Horrorfilm glich.
Laut Antwerpen haperte es gegen Köln an ganz grundlegenden Dingen. „Du musst halt investieren. Das haben wir nicht gemacht, was auch die Laufdaten zeigen“, sagte der 52-Jährige. Wenn der Trainer schon am zweiten Spieltag die Einstellung und Laufbereitschaft seiner Spieler bemängelt, klingt das alarmierend.
Auch andere Probleme sind unübersehbar. Wie kann Mittelstürmer Terrence Boyd endlich gewinnbringend mit Flanken in Szene gesetzt werden? Und: Wann findet sich die Besetzung im zentralen Mittelfeld, das nicht umsonst die „Schaltzentrale“ im Spiel genannt wird?
Mittelfeld: Benatelli und Kobylanski außer Form
Der mit großen Vorschusslorbeeren geholte Rico Benatelli präsentiert sich bisher genau wie Martin Kobylanski außer Form, Abräumer Maximilian Thalhammer musste am Samstag in der Innenverteidigung aushelfen - und beim hochveranlagten Adrian Fein wechseln sich Licht und Schatten ab. Vor Antwerpen liegt in der zweiwöchigen Liga-Pause - unterbrochen vom Landespokal-Achtelfinale in Tauberbischofsheim am Samstag (17 Uhr) - sehr viel Arbeit. Und die Waldhof-Profis werden in diesem Zeitraum mutmaßlich sehr viel Schweiß auf dem Trainingsplatz lassen.
Der SVW muss in der Liga erst einmal Boden unter die Füße und seine löchrige Defensive in den Griff bekommen. Die nächste Aufgabe am Sonntag, 25. August (16.30 Uhr), beim SC Verl, ist in diesem Zusammenhang maximal undankbar. Kleiner Name, aber eine gute, eingespielte Mannschaft.
Die Mannheimer sollten sich auf jeden Fall die Warnung von Kölns erfahrenem Trainer Olaf Janßen ins Stammbuch schreiben. „Ich kann jedem versprechen: Diese 3. Liga wird so eng wie nie zuvor. Die Leistungsdichte ist abartig“, sagte Janßen vor der Abfahrt aus Mannheim. „Das wird für alle Mannschaften ein langer, steiniger Weg.“
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