Hoffenheim. Wie bitter kann man ein Spiel verlieren? Der SV Waldhof Mannheim zeigt am Sonntag bei der TSG 1899 Hoffenheim II eine starke Leistung und unterliegt 0:2 (0:0), weil er regelrechten Chancenwucher betreibt und die U23 des Bundesligisten zwei Patzer in der Waldhof-Defensive spät bestraft. In der Tabelle bleibt Blau-Schwarz bei 19 Punkten stehen und sortiert sich damit im breiten Mittelfeld der ausgeglichenen Spielklasse ein.
„Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, außer dem, dass sie kein Tor gemacht hat aus den vielen Chancen, die wir hatten", fasste ein tief enttäuschter Waldhof-Cheftrainer Luc Holtz zusammen. Kennedy Okpala, der einen Hochkaräter selbst auf dem Fuß und viele weitere vorbereitet hatte, sah es genauso: „Wir machen ein gutes Spiel und belohnen uns dafür nicht." Hoffenheim-Trainer Stefan Kleineheismann sprach ebenso von einem „glücklichen Sieg“ und lobte wie Kollege Holtz das hohe Niveau zweier spielstarker Mannschaften.
SV Waldhof unterstützt verletzten Jascha Brandt: Alle laufen mit der Nummer 19 auf
Große Geste Richtung Jascha Brandt: Zum Warmmachen tragen alle Spieler das Jersey mit seinem Namen und seiner Nummer 19. Unter der Woche hatte sich der jüngere Bruder von BVB-Profi Julian Brandt das Kreuzband gerissen. Wie erwartet ändert Waldhof-Coach Luc Holtz nichts an der Statik der Mannschaft und nimmt lediglich einen Wechsel vor: Für Julian Rieckmann rückt Diego Michel auf die Position neben Janne Sietan im defensiven Mittelfeld. Im TSG-Tor steht Lukas Petersson, Sohn von Rhein-Neckar-Löwen-Legende Alexander Petersson. Er bekommt direkt einiges zu tun.
Fünf Minuten Abtasten reichen dem Waldhof. Dann bricht Okpala auf der rechten Seite durch, legt den Ball vors Tor – wo lediglich jemand fehlt, ihn über die Linie zu drücken (6.). Zwei Minuten später kommen die Hoffenheimer das erste Mal nach vorne, ebenfalls über rechts. Paul Hennrichs Schuss wird zur Ecke abgewehrt (8.). Die Partie nimmt Fahrt auf. Ferati findet von der rechten Außenbahn Lohkemper im Zentrum, sein Abschluss geht knapp vorbei (9.). Den nächsten Waldhöfer Angriff will Masca im Tor unterbringen – wieder ist ein Hoffenheimer dazwischen (11.).
Der erste Schlagabtausch geht an die Mannheimer, genauso wie das Duell auf den Rängen, wo rund 3500 SVW-Fans für reine Heimspielstimmung sorgen. Die Buwe auf dem Feld werden davon beflügelt. Ferati bedient Michel, der zieht ab und scheitert aus 14 Metern am glänzend reagierenden Petersson (12.). Auf der Gegenseite braucht Mannheim erst Nijhuis und dann ein bisschen Glück gegen Hennrich und Erlein (14.). Was dieses Spiel in der ersten Viertelstunde zu bieten hat, ist phänomenal und unterstreicht den offensiven Ansatz beider Mannschaften.
SV Waldhof lässt Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor der TSG Hoffenheim II vermissen
Petersson will weit im Feld einen Konter auf Lohkemper abfangen, tritt am Ball vorbei und hat Dusel, dass Kollege Lässig aufpasst und klären kann (16.). Okpala schickt Lohkemper gleich wieder. Der lässt Lässig aussteigen, zielt aufs lange Eck und scheitert an Petersson, der seinen Fehler direkt wieder gutmacht (25.). Lohkemper, der eine Flanke von Klünter per Kopf nicht aufs Tor bekommt, verpasst die nächste gute Gelegenheit (27.). Wenn der Waldhof etwas vermissen lässt, ist es die Kaltschnäuzigkeit vor dem TSG-Kasten. Das rächt sich fast vor der Pause.
Zwei Wahnsinnsreflexe von Torwart Nijhuis, beide Male gegen Ruben Reisig, verhindern einen Rückstand zur Halbzeit. Reisig kommt jeweils aus kurzer Distanz zum Schuss. Da sieht es mit Zuordnung und Aufmerksamkeit nicht gut aus beim SVW, der trotz teils klarer Überlegenheit und Chancenplus froh sein kann, ohne Gegentor in die Kabine zu gehen. Fünf Minuten nach der Rückkehr auf den Platz muss der Waldhof 1:0 führen: Okpala geht wieder auf rechts durch, legt flach quer für Lohkemper, der aus wenigen Metern nur einschieben muss, stattdessen aber zu ungenau schießt und an Petersson scheitert (50.).
1899 II – SVW 2:0 (0:0)
Hoffenheim II: Petersson – Erlein (90., Hör), Lührs, Lässig, Bähr – Amaimouni, Duric, Reisig, Hennrich (90., Dagdeviren), Zeitler (75., Opoku Labes) – Mokwa (62., Llugiqi).
SVW: Nijhuis – Klünter, Hoffmann, Karbstein (87., Boyd), Abifade – Masca (62., Diakhaby), Sietan (62., Rieckmann), Michel, Ferati – Lohkemer, Okpala.
Tore: 1:0 Llugiqi (85.), 2:0 Amaimouni (90.+5).
Gelbe Karten: Reisig, Erlein - Sietan, Ferati, Masca.
Beste Spieler: Erlein, Hennrich, Petersson - Okpala, Lohkemper, Michel.
Schiedsrichter: Michael Näther.
Zuschauer: 4.111.
Auf der Gegenseite meldet sich Hoffenheim zurück, serviert der so gut wie abgemeldete Top-Scorer Amaimouni von rechts für Zeitler, der frei zum Kopfball kommt und an Nijhuis scheitert (57.). So hoch sind Tempo und Chancendichte nicht mehr wie noch vor dem Seitenwechsel. Beide Teams haben an Respekt voreinander eher noch gewonnen nach der etwas wilden ersten Hälfte. In der 62. Minute nimmt Holtz die beiden mit Gelb vorbestraften Sietan und Masca raus, bringt dafür Rieckmann und Diakhaby. Bähr bricht auf links durch, findet den eingewechselten Llugiqi und wieder muss sich Nijhuis strecken (66.). Wichtig, dass Klünter aufpasst gegen Erlein (68.).
Okpala ist frei durch und schießt dennoch rechts vorbei
Es ist die erste Drangphase der Gastgeber, zum ersten Mal hört man die 1899-Fans. Der Waldhof antwortet erst von der Tribüne, dann auf dem Feld mit einer Dreifachchance durch Abifade, Rieckmann und Okpala (70.). Letzterer hat nach feiner Vorarbeit von Michel und Rieckmann die nächste Schusschance, trifft aus spitzem Winkel das Außennetz (74.). Ziemlich absurd, dass immer noch kein Tor gefallen ist in dieser nach wie vor unterhaltsamen Partie. Die Krone setzt dem Okpala auf: Frei durch, zentral vor Petersson, schießt er rechts am Tor vorbei (76.).
Karbstein klärt eine starke Flanke von Amaimouni zur Ecke (78.). Hoffenheim bleibt vor allem über Umschaltmomente gefährlich. Am Drücker sind die Mannheimer. Auch wenn sie vor dem Tor sehr unglücklich wirken, macht das Duo Lohkemper / Okpala ein Riesenspiel, hält die gegnerische Defensive unter Dauerfeuer. Zentral zeigt Diego Michel, wie wichtig er mit und ohne Ball für die Stabilität ist. Umso schmerzhafter wird die Unaufmerksamkeit in Minute 85 bestraft. Joker Llugiqi steht goldrichtig, als der SVW eine Linksflanke sowie den ersten Kopfball von Lührs nicht verteidigt bekommt.
Maximal bitter dieses 1:0 für Hoffenheim aus Waldhof-Sicht. Lohkemper köpft eine Ferati-Freistoßflanke neben das Tor, belohnt sich wie der Rest der Mannheimer nicht für großen Kampf und Einsatz. Michel schnippelt zu Boyd, dessen Kopfball geblockt wird (90.+1). Michel verliert ausnahmsweise einen Zweikampf, Amaimouni ist auf und davon und sorgt mit dem 2:0 für die Entscheidung (90.+5).
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