Mannheim. Herbstferien. Der Boden auf dem Parkplatz vor dem Alsenweg ist dicht mit nassem Laub bedeckt, das in der Oktobersonne gelb, rot und orange schimmert. Beim Einparken muss man auf die vielen Kinder achten: Sie sind auf dem Weg zum Mannschaftstraining des SV Waldhof Mannheim. „Ja, man merkt, dass Ferien sind“, sagt Pressesprecher Yannik Barwig in die Sonne blinzelnd. Neben ihm stehen ein paar Dutzend Leute, viele davon im Grundschulalter, und warten, dass die Einheit losgeht.
Laune beim SV Waldhof Mannheim ist nach vier Siegen prächtig
Ist das schon die Waldhof-Euphorie? Dass die öffentlichen Trainingseinheiten gerade in der Ferienzeit gut besucht sind, sei nicht ungewöhnlich, sagt Barwig. Der SV Waldhof ist ein Verein zum Anfassen, die Rasenplätze liegen mitten im Wohngebiet zwischen Schulen, Blöcken und Einfamilienhäusern. Einmal über die Straße und man steht auf dem legendären Vereinsgelände, das jüngst 100 Jahre Bestehen feierte. Hier befinden sich Maschinenraum, Herz und Seele des SVW, drehen die Profis nach einer kurzen „Dienstbesprechung“ ein paar Runden um den Platz, bevor es an die Arbeit mit dem Ball geht.
Die Laune ist prächtig nach vier Siegen aus den letzten fünf Spielen. Und doch ist da noch etwas anderes. Das geht in die Richtung selbstauferlegte Zurückhaltung. Wie bei jemandem, der mit zu viel Euphorie und Rückenwind schlechte Erfahrungen gemacht hat. „Wir wissen, woher wir kommen. Die letzten beiden Saisons waren für den Waldhof nicht so einfach, deswegen gucken wir erst einmal, dass wir eine ruhige Saison spielen – egal, wie viele Spiele wir noch gewinnen.“ Dass diese Sätze nicht vom Trainer oder Sportdirektor, sondern von dem 20-jährigen Senkrechtstarter Kennedy Okpala stammen, zeigt, wie ernst es dem SV Waldhof mit Demut ist.
So wie gebrannte Kinder die glühende Herdplatte scheuen, so will man beim gebrandmarkten Drittligisten alte Fehler nicht mehr machen. Zweimal Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag – das hat seine Spuren hinterlassen. Gut so, möchte man bemerken. Zumal die Dritte Liga, wie Sportchef Gerhard Zuber sagt, „keine Fehler verzeiht“. Eine „unglaubliche Leistungsdichte“ zeichne die Spielklasse aus. Das mache es zugleich attraktiv und gefährlich. Aktuell liegen zwischen zwölf Mannschaften gerade mal sechs Punkte, steht der Waldhof mit 19 Zählern auf Rang sechs und der SSV Ulm mit 13 Punkten auf Platz 17.
Zwei Niederlagen hier, zwei Siege da, und alles kehrt sich wieder um. Zuber erinnert an die eigenen Erlebnisse oder an den SV Sandhausen, der vergangene Saison von Platz eins am elften Spieltag bis auf Platz 19 abstürzte und sich nun in der Regionalliga Südwest wieder zu berappeln versucht. So ein Extrem sei zwar die Ausnahme, so Zuber, zeige aber, wie schnell es gehen könne in dieser durchaus wilden Dritten Liga.
Eine schlechte Nachricht gibt es in Sachen Personal. Jascha Brandt hat sich im Training das hintere Kreuzband gerissen und fällt mehrere Monate aus. Der Bruder von BVB-Profi Julian, im Sommer aus Paderborn gekommen, hatte sich zuletzt in der U23 für den Profi-Kader empfohlen.
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