Mannheim. Auch an Fronleichnam gab es keine Unterbrechung. Täglich vermeldet der SV Waldhof momentan Neuigkeiten. Vertragsverlängerungen, Verstärkungen für die Mannschaft, Neuzugänge im Team hinter dem Team - die Planungen für die nächste Saison laufen mittlerweile auf Hochtouren.
Was die Mannheimer am Donnerstag in einer Pressemitteilung verkündeten, fiel in die Kategorie Überraschung. Der in der vergangenen Saison faktisch ausgemusterte Torhüter Lucien Hawryluk bleibt beim SVW – zwei Tage, bevor die Profis mit Laktat- und Leistungstests in die Sommer-Vorbereitung starten, ist der Dortmunder bislang sogar der einzige Keeper im Waldhof-Aufgebot. Die Verhandlungen mit Stammtorhüter Jan-Christoph Bartels konnten bisher zu keinem positiven Ergebnis gebracht werden.
Hawryluk bekommt indes eine unerwartete neue Chance, nachdem er unter den Trainern Marco Antwerpen und Bernhard Trares nicht mehr berücksichtigt worden war. Sein letzter Einsatz in der 3. Liga datiert vom 9. März 2024, beim 2:2 bei Viktoria Köln. In der vergangenen Saison sammelte der 24-Jährige nur noch bei drei Einsätzen in der Mannheimer Verbandsliga-Mannschaft Spielpraxis. „Zu Beginn der vergangenen Saison hatte er es nicht leicht, doch er hat nie aufgegeben und sich hier beim Waldhof durchgebissen“, sagte Sport-Geschäftsführer Gerhard Zuber.
Keeper überzeugt Trainer Glawogger und Ex-Bundesliga-Torwart Schober
Offenbar hatte sich der neue Trainer Dominik Glawogger für eine Weiterverpflichtung Hawryluks starkgemacht. „Lucien ist ein Torhüter mit sehr guten Anlagen, der uns seit unserer Ankunft im Trainingsbetrieb überzeugt hat“, sagte Zuber. Der Manager, Glawogger und Sportdirektor Mathias Schober sind beim SVW erst seit Mitte April in Verantwortung.
Auch der frühere Bundesliga-Torhüter Schober (FC Schalke, Hamburger SV) dürfte bei der Personalie Hawryluk ein gewichtiges Wort mitgeredet haben. „Lucien bringt insgesamt ein sehr komplettes Torwartspiel mit auf den Platz. Wir hatten in den letzten Trainingswochen das Gefühl, dass Lucien uns als Mannschaft helfen kann, weshalb wir uns für diese Vertragsverlängerung, unabhängig von der schwierigen vergangenen Saison, entschieden haben. Weiterhin ist er immer noch ein junger Torhüter, der nicht am Ende seiner Entwicklung ist“, sagte Schober.
Auch Co-Trainer Saric bleibt dem SV Waldhof erhalten
Für Hawryluk hat es sich ausgezahlt, trotz einer frustrierenden Saison nicht aufgegeben zu haben. „In meinen vier Jahren hier in Mannheim habe ich den Verein und sein Umfeld sehr zu schätzen gelernt. Die vergangene Saison verlief aus verschiedenen Gründen nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Umso mehr freue ich mich darüber, dass mir die Verantwortlichen weiterhin ihr Vertrauen schenken“, wurde der Schlussmann, der für den SVW bisher 21 Mal in der 3. Liga zwischen den Pfosten stand, in einer Pressemitteilung zitiert.
Wenn Hawryluk am Samstag mit dem Rest der Mannschaft mit einem Laktattest im Mannheimer Umland in die Vorbereitung startet, wird er neben Coach Glawogger auch dessen Assistenten Asif Saric wiedertreffen. Der 60-Jährige bleibt dem SV Waldhof ebenfalls erhalten. Sarif verfügt im Gegensatz zu Glawogger, der erst im Herbst seinen Abschluss machen wird, bereits über die in der 3. Liga nötige UEFA-Pro-Lizenz. „Es ist immer etwas Besonderes, im Carl-Benz-Stadion vor unseren großartigen Fans zu stehen und Siege zu feiern“, sagte Saric, der schon in der Saison 2022/2023 unter dem damaligen Chefcoach Christian Neidhart beim SVW gearbeitet hat.
Ein in der Szene bekanntes Gesicht komplettiert außerdem die sportliche Leitung. Christian Bönig (47) übernimmt die teilweise neu geschaffene Position des Leiters der Lizenzspielerabteilung. Er soll künftig die Organisation und Koordination rund um die Profimannschaft verantworten. Bönig arbeitete zuletzt fünf Jahre lang als Medienchef bei Zweitligist 1. FC Nürnberg, davor in gleicher Funktion beim FC St. Pauli und Hannover 96, von wo er Zuber kennt. „Uns war es in der Sommerpause besonders wichtig, den Verein auch abseits des Platzes mit kompetenten Persönlichkeiten zu stärken. Christian kennt die Strukturen und Abläufe im Profifußball sehr genau und wird uns mit seiner umfassenden Erfahrung bereichern“, sagte Sportgeschäftsführer Zuber.
Hat die Bönig-Verpflichtung Auswirkungen auf die Medienarbeit?
Nach Informationen dieser Redaktion soll Bönig im Gegensatz zu seinen vorherigen Stationen aber nicht in verantwortlicher Funktion in der Medienarbeit eingebunden werden. Diese bleibt in den Händen von Pressesprecher Yannik Barwig. Bönig ersetzt vielmehr den scheidenden Teammanager Yannick Heck, allerdings mit größeren Kompetenzen. „Die Gespräche mit Gerry und Mathias haben mich von Anfang an genauso überzeugt, wie ein erster Blick in das Innenleben des Vereins. In Mannheim wird der SV Waldhof von den Menschen geliebt und gelebt, das hat mich fasziniert. Ich hatte sofort das Gefühl, dass sich hier etwas bewegt – und dass es die Möglichkeit gibt, rund um die Profimannschaft aktiv mitzugestalten“, ließ sich Bönig zitieren.
Mit dem neuen Leiter Lizenzspieler, Zuber und Schober leistet sich der SVW künftig eine sportliche Führungsebene, die man in dieser Form sonst eher von Vereinen aus der 1. oder 2. Liga kennt. Sportdirektor Schober führt dabei bisher primär die Verhandlungen mit Spielern und Beratern, während Geschäftsführer Zuber für die strategische Ausrichtung zuständig ist.
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