Mannheim. Zwei Wochen hat Marco Antwerpen seit seiner Beurlaubung als Trainer des SV Waldhof geschwiegen. Jetzt äußert sich der 52-Jährige erstmals wieder in der Öffentlichkeit – und zeigt Unverständnis über seinen Rauswurf beim Drittligisten. „In Mannheim haben wir ein Team übernommen, das schon abgeschrieben war - und den Klassenerhalt trotzdem geschafft. Vielleicht war der Umbruch danach etwas zu groß, das mag sein, aber die Mannschaft hat sich stabilisiert“, sagte Antwerpen im Interview mit „Kicker+“. Beim SVW habe ihm niemand die Gründe für seine Beurlaubung genannt.
Antwerpen war am 17. September nach einem 1:1 bei Hansa Rostock von seinen Aufgaben entbunden worden. Der SV Waldhof stand zu jenem Zeitpunkt sieglos auf dem letzten Platz der 3. Liga und hatte sich eine Pokal-Blamage bei Siebtligist VfR Gommersdorf (0:1) geleistet. Zudem bestanden nach Informationen dieser Redaktion erhebliche atmosphärische Spannungen zu Sportchef Anthony Loviso und im Binnenverhältnis zu großen Teilen der Mannschaft. Den SVW hatte der Fußballlehrer in der Rückrunde der vergangenen Saison in einem Kraftakt vor dem Abstieg gerettet. Zu den Hintergründen seines Rauswurfs in Mannheim spricht der Münsteraner in dem Interview nicht konkret, was wohl auch mit juristischen Aspekten rund um mögliche Abfindungsverhandlungen zusammenhängen dürfte. Nach Informationen dieser Redaktion hatte der SVW den Coach aus dem gleichen Grund nur mit einer dünnen zweizeiligen Pressemitteilung verabschiedet, statt ihm wie sonst branchenüblich für seine Verdienste um den Verein zu danken und ihm für die Zukunft alles Gute zu wünschen.
Wie schon in seiner denkwürdigen Pressekonferenz vor dem Spiel in Rostock versuchte Antwerpen in dem „Kicker“-Gespräch vor allem, sein Image als „harter Hund“ zu widerlegen, der auf seinen Stationen „verbrannte Erde“ hinterlasse und als Typ schwierig sei. „Ich scheine in einer medialen Schublade zu stecken, aus der man nur schwer rauskommt“, sagte der Trainer und ergänzte: „Wenn Sie den Busfahrer, den Pressesprecher von Kaiserslautern, die Physiotherapeuten in Braunschweig oder die Mitarbeiter in Mannheim fragen, glaube ich nicht, dass Sie schlechte Dinge über mich hören werden.“ Als er 2022 in Kaiserslautern gehen musste, obwohl er sich mit dem Verein für die Relegation zur 2. Liga qualifiziert hatte, seien auf der Geschäftsstelle sogar „Tränen geflossen“. „Ich glaube nicht, dass die Mitarbeiter jetzt sagen würden, dass ich menschlich schwierig bin. Ich hatte einen sehr, sehr guten Draht zu ihnen.“
Antwerpen noch mit Vertrag beim Waldhof bis mindestens Juni 2026
Und verbrannte Erde? Für ihn bedeute der Begriff, „entlassen zu werden, weil der Verein sportlich in einer Krise steckt und die Krise aussichtslos ist. Das war bei mir nie der Fall. Im Fußball wird man es nicht immer allen recht machen können, aber der Fußball sollte für Erfolg und positive Emotionen stehen. Beides verkörpere ich. Es brennt nichts ab, wenn ich gehe“. Der „Kicker“ hatte eine Geschichte über Antwerpen kurz nach seiner Entlassung beim SVW mit „Der Brandstifter“ übertitelt.
Dass sein Ruf beschädigt ist, glaubt Antwerpen, der nach Informationen dieser Redaktion beim SV Waldhof genau wie sein Co-Trainer Frank Döpper noch einen Vertrag bis mindestens Juni 2026 besitzt, nicht. „Die Branche weiß um meine Qualitäten und beurteilt die Ereignisse um meine Person differenziert. Ich habe bei großen, traditionsreichen Vereinen gearbeitet. Da war der Druck hoch, aber ich habe die Mannschaften immer entwickelt und sportlichen Erfolg vorzuweisen. Deswegen bin ich zuversichtlich und schaue optimistisch in die Zukunft“, sagte der 52-Jährige dem Fußball-Magazin.
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