Mannheim/Freiburg. Thomas Stamm kennt es nicht anders. Der Schweizer weiß regelmäßig erst am Vortag, welcher Kader ihm für die Drittliga-Partien der U 23 des SC Freiburg zur Verfügung steht. Die Entscheidungshoheit liegt bei Profitrainer Christian Streich, der Coach der zweiten Mannschaft muss sich fügen. Das ist am Samstag (14 Uhr) nicht anders, wenn der Freiburger Talentschuppen (Durchschnittsalter 21,3 Jahre) beim SV Waldhof antritt. „Das ist völlig normal, wenn du dich an der Schnittstelle der U 23 zu den Profis bewegst. Das war auch schon letztes und vorletztes Jahr so. Unsere Aufgabe ist, Spieler auszubilden, die dann nach oben gehen“, sagte Stamm am Donnerstag.
Konkret ist bei der Partie in Mannheim offen, ob die Angreifer Maximilian Breunig und Mika Baur sowie Mittelfeld-Mann Fabian Rüdlin, die in der vergangenen Woche bei Streich mit den Profis trainierten, dabei sein werden. Oder ob sie vielleicht im Kader stehen, wenn das Freiburger Bundesliga-Team am Sonntag (17.30 Uhr) den FC Augsburg empfängt. „Da kann die Entscheidung erst kurz vor der Abfahrt fallen“, meinte Stamm.
„Ein bisschen eine Wundertüte“
Fest steht indes schon, dass die Südbadener ohne den Stürmer anreisen werden, den sie beim SV Waldhof fürchten. Vincent Vermeij hatte mit 15 Treffern in der Vorsaison einen gewaltigen Anteil daran, dass die Freiburger U 23 überraschend Vizemeister wurde. Seit dem Sommer spielt der Niederländer allerdings bei Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf.
Eine gute Nachricht für den SVW, denn gegen die Mannheimer traf Vermeij für Freiburg II und vorher für den MSV Duisburg fast nach Belieben. Sieben Tore gegen Waldhof stehen in den Statistiken, beim Spiel in Freiburg in der vergangenen Spielzeit (3:2) versenkte der Holländer die Kugel sogar aus über 50 Metern im SVW-Tor. Vermeij, der Waldhof-Schreck.
Seit er weg ist, kämpfen die Freiburger generell mit erheblichen Offensivproblemen. Die U 23 des Europa-League-Teilnehmers ist mit nur sechs Toren und fünf Punkten auf den vorletzten Platz der 3. Liga abgestürzt. Trainer Stamm beunruhigen die aktuellen Schwierigkeiten allerdings nicht. „Das ist ein normaler Prozess. In meiner ersten Drittliga-Saison hatten wir nach sechs Spieltagen auch nur fünf Punkte“, sagte der 40-Jährige, der vor der Verpflichtung von Christian Neidhart im Sommer 2022 auch auf der engeren Kandidatenliste bei Waldhof-Sportchef Tim Schork stand.
Stamm muss im Breisgau den nächsten großen Umbruch moderieren, nachdem Vermeij gewechselt ist und andere wie Torhüter Noah Atubolu oder Mittelfeld-Mann Merlin Röhl von Streich in den Profikader hochgezogen wurden. Vor dem nächsten Gegner zeigt der Freiburger Trainer Respekt, obwohl „Waldhof sicher andere Vorstellungen hatte, wie sie in die Saison starten wollen“. Stamm verweist vor allem auf die Heimstärke, die die Mannheimer in den vergangenen Jahren entwickelt haben. „Das ist eine Mannschaft, die zuhause immer wieder ein anderes Gesicht zeigt. Mit dem neuen Trainer muss sich das aber erst noch finden. Das wird ein richtig schwieriges Spiel. Aber nimmt man die sieben Minuten aus Ingolstadt weg, können wir auf Augenhöhe sein. Es wird um Kleinigkeiten gehen“, sagte Stamm. Beim 1:4 gegen Ingolstadt kassierten die Freiburger in der zweiten Halbzeit drei Tore innerhalb von sieben Minuten.
Waldhof-Trainer Rehm warnt davor, die Breisgauer Talente trotz des verpatzten Saisonstarts zu unterschätzen. „Man weiß nie, mit welchem Personal sie kommen. Das ist ein bisschen eine Wundertüte“, sagte er. Ein Umstand, den sein Kollege Thomas Stamm aus leidvoller Erfahrung kennt.
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