Mannheim. Als auf dem Rasen noch die letzten Interviews gegeben wurden und vor dem Alsenweg-Stadion schon die Autogrammjäger warteten, löffelte Marcel Seegert vor dem Kabinengang bereits eine Alu-Schale Pasta in sich hinein. Die Kohlehydratspeicher sollten am Samstagnachmittag so schnell wie möglich wieder aufgefüllt werden, die Akkus mit neuer Energie versorgt werden.
Das schien nach dem ernüchternden 0:1 (0:1) im Test gegen die SV Elversberg bitter nötig, denn der SV Waldhof machte gegen den Liga-Konkurrenten aus dem Saarland einen ziemlich müden Eindruck. „Ich bin echt kaputt“, sagte Kapitän Seegert noch mit der Gabel in der Hand, das fünftägige Trainingslager im Schwarzwald hatte offenbar die entsprechende Energie aus den Waldhof-Knochen gesaugt.
„Irgendwann kommst du dann eben an einen Tiefpunkt - und der war heute. Das hat jeder gesehen“, hatte Trainer Christian Neidhart mit so einem Auftritt fast schon gerechnet, er wollte das Gesehene mit Blick auf seine Vorgeschichte aber auch nicht zu hoch hängen. „Dieses Spiel war kein Maßstab. Das ist Vorbereitung, das gehört dazu“, sagte der Coach. „Es hat komplett die Frische gefehlt. Der Kopf will, aber die Beine wollen nicht. Dann kommt so etwas zustande“, hakte Neidhart die schwachen 90 Minuten notgedrungen ab, er nahm aber auch ein paar weitere Erkenntnisse mit.
Ex-Waldhöfer Koffi trifft
Etwa, dass seine Mannschaft gegen die mannorientierte Spielweise der weitaus eingespielter wirkenden Elversberger im Mittelfeld keine Lösungen fand. „Da hätten wir es mehr in die Breite ziehen müssen. Das haben wir nicht gemacht. Und wenn die körperliche Frische nicht da ist, ist es schwer, sich da auch mal freizuspielen“, sah Neidhart, wie der SVW nur gegen Ende der ersten Halbzeit zwei mal über links nach vorne kam. Ansonsten war von den Mannheimern in der Offensive wenig bis gar nichts zu sehen. Und dass müde Beine auch für den Kopf nicht zuträglich sind, bewies der unkonzentrierte Ballverlust von Innenverteidiger Julian Riedel, der Elversberg das spielentscheidende Tor durch den Ex-Waldhöfer Kevin Koffi ermöglichte (19.).
Auch im zweiten Durchgang, als der SVW einmal komplett durchgewechselt hatte, wurde es nicht unbedingt besser. Zwar hatten die Mannheimer nun mehr Ballbesitz, aber eben da, „wo es nicht sonderlich gefährlich ist“, wie Mittelfeld-Antreiber Baxter Bahn treffend zusammenfasste. „Das Trainingslager war intensiv, wir hatten viele Sachen auf dem Zettel“, blickte Bahn auf die sechs Einheiten in den fünf Tagen von Lautenbach im Renchtal zurück, wollte aber nicht alles auf die Vorbelastung zurückführen.
„Testspiel hin oder her - das war von uns allen ein bisschen zu wenig“, räumte der Neuzugang aus Rostock ein. „Wir alle - und auch ich - können das besser“, sagte Bahn. „Das haben wir im Training und in anderen Tests schon bewiesen“, führte der 29-Jährige etwa die Partie gegen den FC Aarau (2:0) vor eineinhalb Wochen an. „Da hat man schon ein bisschen gesehen, wo es hingehen kann“, ließ sich Bahn von dem nun schwächeren Auftritt gegen den Aufsteiger nicht beirren.
Bukusu kein Thema mehr
„Ruhig bleiben, vernünftig analysieren“, hieß dann auch die Marschroute von Coach Neidhart, der seiner Mannschaft zwei Tage frei gab und die Waldhof-Profis erst wieder am Dienstag zum nächsten Training erwartet. Bis dahin werden sich Trainer und Sportliche Leitung auch weitere Gedanken über das Personal machen müssen, denn gerade auf den Außenverteidiger-Positionen deutet sich zwei Wochen vor dem Saisonstart ein wenig Notstand an.
So musste Niklas „Willy“ Sommer auf der rechten Seite schon nach 24 Minuten mit Problemen in der Oberschenkelrückseite vom Platz, Johannes Dörfler (Kniereizung) wurde das komplette Trainingslager über nur behandelt und ist Stand jetzt noch keine Option. Sollte sich Sommers Verletzung als langwieriger herausstellen, könnte es Richtung Auftakt gegen Viktoria Köln schon eng werden.
Und da auf der linken Seite Trainingslager-Gast Kevin Bukusu keine Lust darauf hatte, sich auf die Außenverteidiger-Position einzulassen und den Test gegen Elversberg gar nicht mehr mitmachte, sieht es hinter Stammkraft Alexander Rossipal hier auch nicht allzu rosig aus.
Doch trotz Testspiel-Niederlage und ein paar personellen Fragezeichen bricht beim Waldhof nun keine Hektik aus, wofür es laut Ex-Kapitän Kevin Conrad, der nun Spielführer bei den Elversbergern ist, auch gar keinen Grund gibt. „Mit dem Waldhof wird zu rechnen sein“, ist der Abwehrchef des Aufsteigers mit Blick auf den Mannheimer Kader und das Selbstverständnis der Blau-Schwarzen überzeugt - auch wenn dort wohl erst einmal wieder die Speicher aufgefüllt werden müssen.
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