Fußball

Nach dem Haching-Fiasko: Dem SV Waldhof steht das Wasser wieder bis zum Hals

Sportchef weg, Stimmung im Keller, nur noch hauchdünn über der Abstiegszone: Das deprimierende 0:2 gegen Unterhaching stürzt den SV Waldhof Mannheim tief in die Krise.

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Alexander Müller
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Ein desolater Auftritt: Die Waldhof-Stürmer André Becker (l.) und Terrence Boyd nach dem 0:2 gegen Unterhaching. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Aus der Unterhachinger Kabine dröhnten laute Ballermann-Hits, als Bernhard Trares nebenan im Presseraum die wahrscheinlich schwerste Niederlage seit seiner Rückkehr ins Traineramt beim SV Waldhof im September 2024 aufzuarbeiten versuchte. „Das Ergebnis ist total enttäuschend für uns, total bitter“, sagte der Mannheimer Trainer nach dem deprimierenden 0:2 (0:2) gegen den designierten Absteiger SpVgg Unterhaching am Dienstagabend. „Wir müssen ehrlich sein, der Rückschlag wiegt schon schwer. Bei den Spielern und bei uns Trainern.“

Die Stimmung im Carl-Benz-Stadion fühlte sich ein wenig nach Weltuntergang an. Die drei Punkte gegen Haching waren in der internen Rechnung für den Klassenerhalt fest eingepreist gewesen. Und dann das. Zweimal näherte sich der konsequent defensiv eingestellte Tabellenletzte in der ersten Halbzeit dem Waldhof-Tor, zweimal schlug es ein. 0:1 Lenn Jastremski (22.), 0:2 Manuel Stiefler (43.). Der Rest war uninspiriertes und teils kopfloses Mannheimer Anrennen, ein fußballerisches Armutszeugnis gegen einen Gegner, der zuvor noch kein Auswärtsspiel in dieser Saison gewonnen hatte.

Im Abstiegskampf steht dem SV Waldhof nach diesem völlig missratenen Fußball-Abend das Wasser endgültig wieder bis zum Hals. Nur der parallelen 1:2-Niederlage des VfB Stuttgart II gegen Viktoria Köln war es zu verdanken, dass der SVW nach dem 32. Spieltag nicht auf einen Abstiegsplatz abrutschen kann. Je nach Ausgang der Partie SC Verl gegen Borussia Dortmund II am Mittwochabend trennt die Mannheimer aber nur noch ein Platz von der Todeszone. Die Luft ist nach drei Spielen ohne Sieg und nur zwei Punkten extrem dünn geworden.

Fans fordern Reaktion gegen 1860 München

Bei den Fans, die ihren Unmut über den desolaten Auftritt früh mit Pfiffen kundgetan hatten, machte sich nach der ersten Fassungslosigkeit schon kurz nach dem Abpfiff eine Jetzt-erst-recht-Haltung breit. „Diese Leistung war inakzeptabel“, rief der Anpeitscher auf der Otto-Siffling-Tribüne den Profis entgegen, als sie sich nach der Haching-Pleite dem harten Kern der blau-schwarzen Anhängerschaft stellten. „Gegen 1860 brennt ihr auf dem Rasen. Habt ihr das verstanden?“ Daraufhin verabschiedete aufmunternder Applaus die enttäuschten Spieler in die Kabine.

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Die überaus prekäre sportliche Situation ist das Eine, die Unruhe im Umfeld verschärft die Krisensymptome zusätzlich. Die Ouvertüre des verkorksten Unterhaching-Abends lieferte eine Personalentscheidung, die sich abgezeichnet hatte. Vier Stunden vor dem Anpfiff bestätigte der SV Waldhof am Dienstag in einer Pressemitteilung, dass die Zeit von Anthony Loviso als Sportchef nach dem Spiel gegen den TSV 1860 München am Sonntag zu Ende ist. Am Mittwoch bestätigte der SVW einen Exklusivbericht dieser Zeitung und gab bekannt, dass Gerhard Struber als neuer Geschäftsführer Sport nach Mannheim kommt. Der frühere Schalker Bundesliga-Torhüter Mathias Schober wird Direktor Sport.

Läuft Lovisos Vertrag doch bis ins Jahr 2026?

Loviso verabschiedete sich nach dem Haching-Fiasko kurz von den regionalen Pressevertretern, er wird schon am Sonntag gegen 1860 nicht mehr im Stadion sein. Ein Gehalt vom SV Waldhof könnte der 34-Jährige aber noch länger bekommen. Quellen im Umfeld zufolge verpasste die Vereinsspitze, fristgerecht eine Kündigung auszusprechen, womit sich der eigentlich am 15. April auslaufende Vertrag des scheidenden Sportchefs trotz der Trennung bis 2026 verlängert haben soll. Loviso wollte sich zu diesen Spekulationen am Mittwoch nicht äußern, der SVW dementierte die Gerüchte vehement.

Vermutlich sein letzter Auftritt als Sportchef des SV Waldhof: Anthony Loviso vor dem Haching-Spiel. © PIX-Sportfotos

Den Spielern war das Aus für den Sportchef schon am vergangenen Donnerstag, kurz vor dem 2:2 beim SV Wehen Wiesbaden, mitgeteilt worden. Trotzdem sorgte der Zeitpunkt der Verkündung in der Öffentlichkeit am Tag eines richtungsweisenden Spiels im Abstiegskampf für Verwunderung. „Der Verein hat sich dafür entschieden, es heute bekanntzugeben. Ich habe davon nichts gewusst und es nur mitbekommen“, sagte Trainer Trares. Der 59-Jährige wirkt alles andere als glücklich über diesen gärenden Nebenschauplatz im Abstiegskampf. Im Gespräch mit „MagentaSport“ vor dem Anpfiff des Haching-Spiels hatte Trares die Trennung von Loviso bedauert und seine stets gute Zusammenarbeit mit dem jungen Sportchef herausgestellt. So manches spricht dafür, dass die zweite Amtszeit des populären Aufstiegstrainers von 2019 beim SV Waldhof im Sommer enden könnte, selbst wenn am Ende der Klassenerhalt geschafft worden ist. Nach Informationen dieser Redaktion verlängert sich der Trares-Vertrag nur automatisch, wenn der SVW einen einstelligen Tabellenplatz erreicht. Das ist schon jetzt sehr unwahrscheinlich.

Klünter zum Loviso-Aus: „Das beeinflusst uns nicht“

Die Spieler nahmen die Loviso-Entscheidung indes nicht als Alibi für den teilweise beängstigenden Systemausfall gegen den abgeschlagenen Letzten. „Das beeinflusst uns nicht, weil wir es schon wussten. In der letzten Woche haben wir uns einen Tag damit beschäftigt, dann war das Thema gegessen. Das würde ich heute komplett ausklammern“, sagte Abwehrchef Lukas Klünter. Wahrscheinlich besteht zwischen der katastrophalen Leistung im Haching-Spiel und der Verkündung der Sportchef-Entlassung kurz davor tatsächlich kein kausaler Zusammenhang. Aber die Stimmung beim SVW wirkt seit Dienstag zum Zerbersten gespannt.

Stürmer André Becker und Spielmacher Arianit Ferati, der nach seinem überragendem Waldhof-Comeback im Februar und März mit einem Formtief kämpft, bemühten die altbekannte Floskel, man dürfe „den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken“. Die nächste Möglichkeit, im engen Rennen um den Klassenerhalt wieder in die Spur zu finden, bietet sich schon am Sonntag (13.30 Uhr). Dann tritt der TSV 1860 München mit Ex-SVW-Trainer Patrick Glöckner in Mannheim an. „Wir haben etwas gutzumachen, und zwar möglichst schnell. Uns war klar, dass wir sechs Spieltage vor Schluss nicht durch sind. Positiv bleiben“, postulierte Klünter. Damit lag er auf einer Wellenlänge mit seinem Trainer. „Wir müssen das Haching-Spiel jetzt schnell aufarbeiten und am Sonntag 1860 schlagen. Am Sonntag können wir es schon wieder in die andere Richtung drehen. Dann müssen wir anders auftreten, das ist uns schon bewusst“, sagte Trares. Damit nicht erneut aus der Gästekabine im Carl-Benz-Stadion laute Ballermann-Hits zu hören sind.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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