Fußball

Rückschlag im Abstiegskampf: Schiedsrichter-Ärger beim SV Waldhof nach 0:1 in Essen

Trotz einer anständigen Auswärtsleistung reißt die kleine Serie des SV Waldhof beim 0:1 in Essen. Die Mannheimer fühlen sich in einer entscheidenden Szene vom Schiedsrichter benachteiligt.

Von 
Alexander Müller
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Waldhof-Keeper Jan-Christoph Bartels fliegt hier vergebens. Der Freistoß von Ahmet Arslan schlägt unhaltbar zum 1:0 für Essen ein. Dabei sollte es bleiben. © PIX-Sportfotos

Essen. Der Ärger war groß, die Punkte dennoch weg: Der SV Waldhof hat das Abstiegsduell am Sonntagabend bei RW Essen mit 0:1 (0:1) verloren – ein Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt nach zuvor drei Spielen ohne Niederlage. Die Mannheimer beschwerten sich allerdings aus nachvollziehbaren Gründen über eine Szene vor dem 0:1, das Ahmet Arslan mit einem Traumfreistoß erzielte (24.). Es war ziemlich sicher kein Foul von Adrian Fein an Torschütze Arslan, das zu dem Freistoß und dann zu dem Treffer führte. In der Tabelle rutschte der SVW auf den drittletzten Rang ab, hat aber nur einen Punkt Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz.

„Das ist schade, dass so eine Szene wieder ein Spiel entscheidet“, haderte auch Trainer Bernhard Trares mit diesem Knackpunkt der Partie, wusste aber ebenfalls, dass bei seinem Team noch Luft nach oben war. „Bei dieser Überlegenheit müssen wir eben auch Tore machen“, betonte Trares mit Blick auf die Ballbesitz-Statistik. Doch bis auf die Möglichkeit von Felix Lohkemper (29.) hatten die Mannheimer keine richtig klaren Chancen.

Einen Drittliga-Spieltag mit der unter Fans unbeliebten Partie am Sonntagabend zu beschließen, bringt zumindest Gewissheit mit sich. Nach den Ergebnissen der anderen Konkurrenten im Abstiegskampf wusste der SV Waldhof genau, was welches Resultat im Stadion an der Hafenstraße in der Tabelle bedeuten würde. Platz 18 bei einer Niederlage, das Vorrücken auf den ersten Nichtabstiegsplatz 16 bei einem Remis, sogar der Sprung auf Rang 12 beim ersten Auswärtssieg seit 22. Oktober 2024 (1:0 bei Dortmund II).

Nach dem jüngsten Aufwärtstrend mit sieben Punkten aus drei Spielen setzte SVW-Trainer Bernhard Trares wieder auf die identische Startelf wie beim 2:1-Sieg gegen Alemannia Aachen. Das hieß für Kapitän Marcel Seegert erneut, dass für ihn kein Platz im Spieltagskader war - er trat die Fahrt ins Ruhrgebiet erst gar nicht an. Bei Essen standen drei Ex-Waldhöfer im Team: Angreifer Dominik Martinovic und Innenverteidiger Michael Schultz durften beginnen, Joseph Boyamba saß zunächst auf der Bank.

Emotionales Gedenken an die Amokfahrt von Mannheim

Aber bevor das Spiel begann, ging es zunächst um die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Die Waldhof-Fans hatten ein schwarzes Banner mitgebracht, auf dem das Stadtwappen und ein Kreuz prangte. In Erinnerung an die grausame Amokfahrt in der Mannheimer Innenstadt mit zwei Toten und vielen Verletzten am Rosenmontag spielten die SVW-Profis mit Trauerflor, vor dem Anpfiff wurde es bei einer Schweigeminute ganz ruhig unter den 16.457 Zuschauern. „Niemand ist allein. Mannheim steht zusammen“, hieß es auf einem Spruchband im Gästeblock.

Auf dem Platz und war schnell zu sehen, was in diesem wichtigen Duell um den Klassenerhalt auf dem Spiel stand. Es ging intensiv und rasant zur Sache, zu Beginn mit klaren Vorteilen für Essen, die in den vergangenen Wochen 16 von 18 möglichen Punkten geholt hatte. In der dritten Minute hatte der SVW Glück, dass das Kopfballspiel nicht zu den Stärken von Martinovic gehört – sein Versuch ging vorbei, obwohl er fast unbedrängt war. Es folgten weitere ordentliche Chancen für RWE, und für den Waldhof zwei verhängnisvolle Gelbe Karten: Adrian Fein und Arianit Ferati holten sich schon in der ersten Viertelstunde Verwarnungen ab – damit fehlt den Mannheimern am Mittwoch gegen den SV Sandhausen das komplette Kreativzentrum im Mittelfeld Gelb-gesperrt.

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Schiedsrichter Wolfgang Haslberger sollte auch vor dem Essener 1:0 eine entscheidende Rolle spielen. Eine Aktion von Fein gegen Arslan an der Strafraumkante wertete der Unparteiische als Foul, was Trares mächtig aufregte. Erst recht, nachdem Arslan den Freistoß aus 19 Metern technisch wunderbar in den linken Winkel schlenzte (24.). Trares war aufgrund des sehr zweifelhaften Pfiffs völlig außer sich, nahm immer wieder seine Brille von der Nase und lieferte sich an der Seitenlinie hitzige Wortgefechte mit Essens Trainer Uwe Koschinat

Kult-Coach Neururer kann Trares‘ Unmut verstehen

Die Mannheimer antworteten auf den Rückstand mit wütenden Angriffen. Ein Kopfball von Janne Sietan wäre fast in die lange Ecke gefallen (27.), RWE-Schlussmann Jakob Golz parierte stark, als Felix Lohkemper nach einem genialen Ferati-Pass vor ihm auftauchte (29.). Es ging mit einem knappen 0:1 für den SVW in die Kabine, die Entstehung des Essener Tores war aber auch nach Expertenmeinung fragwürdig.

„Es gab eine Berührung, aber eine Berührung ist nicht immer ein Foul. Diesen Freistoß muss man nicht pfeifen, da bin ich bei Bernhard Trares. Aber die Ausführung war überragend“, sagte Kult-Coach Peter Neururer in der Pause am Mikrofon von „MagentaSport“. „Aber Mannheim hat das Spiel nach dem Rückstand an sich gerissen. Die Chance zum Ausgleich muss Lohkemper eigentlich machen.“

Waldhofs Janne Sietan (links) im Zweikampf mit dem Essener Lukas Brumme. © PIX-Sportfotos

Stürmerfoul gegen Becker statt Handelfmeter für den SVW

Die zweite Halbzeit begann mit einer ausgezeichneten Gelegenheit für RWE, als nach einem schnellen Gegenstoß Klaus Gjasula freistehend drüber schoss (48.). Doch der Waldhof wehrte sich leidenschaftlich gegen die drohende Niederlage. Nach einer undurchsichtigen Situation klärte Golz knapp vor Sietan (59.), Lohkemper prüfte erneut den Essener Schlussmann (62.).

Es ging weiter mit der nächsten diskutablen Schiedsrichter-Entscheidung gegen den SVW: In einem handelsüblichen Zweikampf entschied Haslberger nach einem kleinen Schubser auf Stürmerfoul von André Becker statt auf ein Handspiel von Tobias Graulich, was einen Elfmeter zur Folge gehabt hätte (65.).

Doch die Mannheimer drängten RWE jetzt mit viel Druck tief in die eigene Hälfte. Torhüter Golz musste mehrfach heikle Situationen bereinigen, auch wenn die klaren Mannheimer Einschussgelegenheiten fehlten. Waldhof-Keeper Jan-Christoph Bartels musste erst in der 79. Minute bei Kaito Mizutas Schuss mal wieder eingreifen. Voelcke klärte direkt danach nach einer Ecke Graulichs Kopfball auf der Linie (80.). Auch in fünf Minuten Nachspielzeit schaffte es der SVW nicht mehr, den Ball über die Linie zu bringen - und verpasste damit ein durchaus leistungsgerechtes Remis.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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