Mannheim. Drittliga-Fußball ist in Rostock eine große Nummer, die Heimspiele des ehemaligen Bundesligisten FC Hansa sind mit 22.000 Zuschauer im Ostsee-Stadion meistens ausverkauft. Doch wenn jeweils am zweiten August-Wochenende die Hanse Sail am Ostseehafen in Rostock steigt, ist das nochmals ein ganz anderer Publikumsmagnet. Monate im Voraus sind die Hotels mit Fans der Traditionssegler und Großboote ausgebucht. Wer darauf angewiesen ist, kurzfristiger unterzukommen, muss richtig tief in die Tasche greifen. Auch die Kicker des SV Waldhof haben das zu spüren bekommen. Mit einem kompletten Profi-Tross zu übernachten, war fast ein Ding der Unmöglichkeit, weshalb die Mannheimer nun direkt am Spieltag mit dem Flugzeug in Rostock Laage einschweben und sich gleich nach dem Spiel (16.30 Uhr) wieder auf den Rückweg machen.
Ob vor diesem Hintergrund Präsident und Mäzen Bernd Beetz zu seinem 75. Geburtstag am Freitag die Spendierhose anhatte, blieb offen. Die sportliche Führung griff vor der Partie beim Mitfavoriten Rostock dagegen nochmals in die allgemeine Budget-Kasse und präsentierte mit dem Niederländer Thijmen Nijhuis einen weiteren Torhüter, der angesichts seiner Vita als Nummer eins in die Saison gehen dürfte.
Stammtorhüter beim finnischen Rekordmeister HJK Helsinki
Der 27-Jährige wechselt ablösefrei vom finnischen Rekordmeister HJK Helsinki in die Kurpfalz. In seiner letzten Saison in der finnischen Hauptstadt bestritt der 1,97 Meter große Schlussmann 38 Pflichtspiele und blieb dabei elfmal ohne Gegentreffer. Zuletzt verpasste er mit HJK nur knapp den Einzug in die 3. Qualifikationsrunde der UEFA Conference League, in der er bereits im vergangenen Herbst zu sechs Einsätzen kam. In seiner Heimat sammelte er über 100 Einsätze in der zweiten niederländischen Liga sowie drei Spiele in der Eredivisie (1. Liga). „Thijmen war unsere Wunschlösung für die Torhüterposition – umso mehr freuen wir uns, dass wir ihn von einem Wechsel in die 3. Liga überzeugen konnten“, kommentierte Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber den Transfer.
Ausgebildet wurde Nijhuis in der Nachwuchsakademie des FC Utrecht, Waldhof-Sportdirektor Mathias Schober bezeichnete den Keeper als Torwart mit „komplettem Profi“, der auch die entsprechende fußballerische Note ins Waldhof-Spiel bringen soll. „Die Atmosphäre in den deutschen Stadien und die Begeisterung der Fans machen die 3. Liga für mich sehr attraktiv“, sagte Nijhuis selbst zu seinem Wechsel. Ob er die gleich am Sonntag die spezielle Atmosphäre in Rostock genießen kann, ist noch offen, da aufgrund des internationalen Wechsels am Freitag noch keine Spielberechtigung vorlag. Sollte es hier zeitnah grünes Licht geben, darf davon ausgegangen werden, dass die neue Nummer eins im Waldhof-Tor am Sonntag gleich sein Debüt gibt.
Glawogger zeigt Verständnis für Seegerts Entscheidung
Mit dieser Verpflichtung dreht sich der Scheinwerfer nun auch etwas weg von der Unruhe unter der Woche, als der langjährige Kapitän Marcel Seegert seinen Wechsel zum Liga-Konkurrenten SSV Ulm bekanntgab. Das Waldhof-Urgestein stand beim Auftakt gegen Verl am vergangenen Wochenende (2:2) nicht im Kader und zog daraus seine Konsequenzen. „Wir wussten schon etwas früher, was auf uns zukommt“, sah Trainer Dominik Glawogger keine größeren Verwerfungen mit Blick auf die internen Abläufe oder die Stimmung. Er zeigte Verständnis für den 31-Jährigen, den er als „überragenden Menschen“ bezeichnete.
„Wenn man dann aber merkt, dass es auf der Position Innenverteidiger ziemlich viel Konkurrenz gibt und so ein Angebot kommt, war das vielleicht eine Möglichkeit, die sich recht kurzfristig ergab. Deshalb kann man das gut nachvollziehen, dass er diese Chance in seinem Alter dann wahrgenommen hat“, spielte Glawogger auf Seegerts Zweijahresvertrag in Ulm an, der nach Informationen dieser Redaktion zudem noch eine Option beinhaltet. Seegert soll in Mannheim ebenfalls ein Anschlussvertrag ab 2026 in einer Vereinsfunktion vorgelegen haben, der Abwehrspezialist zog nun aber die Fortsetzung seiner Karriere vor.
Definitiv ohne Seegert, dafür eventuell mit einem neuen Torhüter – abseits dieser Personalien sind die Mannheimer am Sonntag sicher nicht der Favorit in Rostock. „Das ist auf jeden Fall eine sehr spielstarke Mannschaft, die auch immer versucht, über das Zentrum zu spielen“, beschreibt Coach Glawogger die Nordlichter, will das erste Auswärtsspiel aber dennoch erfolgreich bestreiten: „Es waren gegen Verl viele gute Ansätze zu erkennen, da wollen wir weitermachen.“
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