Ulm. Mit dem Plastikstuhl vor der Ersatzbank des SV Waldhof hatte sich Luc Holtz schon das ganze Spiel über nicht anfreunden können. Nach der siebenminütigen Nachspielzeit hielt es Mannheims Cheftrainer endgültig nicht mehr auf seinem Sitz. Mit 2:1 (2:1) siegte der SVW am Sonntag bei Zweitliga-Absteiger SSV Ulm.
Für den Waldhof ist es der zweite Dreier im zweiten Drittliga-Spiel unter seinem neuen Coach. Ein erneuter Fehlstart, der nach nur einem Punkt aus den ersten zwei Partien gedroht hatte, ist damit abgewendet. Mit sieben Zählern aus vier Begegnungen nisten sich die „Buwe“ vor der Länderspielpause gar im oberen Tabellendrittel ein. „Wir haben den Fußball gespielt, den wir auf den Rasen bringen möchten“, sagte Holtz zur ersten Halbzeit: „In der zweiten Halbzeit habe ich dann schon erwartet, dass Ulm mehr Druck macht.“
Waldhof-Fans mit emotionaler Botschaft an Marcel Seegert
Wie schon beim 2:0-Heimsieg gegen Viktoria Köln vor einer Woche zeigte der SVW zwei unterschiedliche Gesichter über zwei Halbzeiten – auch wenn der Leistungsabfall nach der Pause diesmal weniger gravierend war. Letztlich brachte Mannheim vor 11.655 Zuschauern im Donaustadion wieder eine Führung über die Zeit, ohne ein Tor in Hälfte zwei zu kassieren.
Ulm - SV Waldhof 1:2 (1:2)
- SV Waldhof: Nijhuis - Klünter, Hoffmann, Sechelmann, Voelcke (55. Iwe) - Sietan, Ferati (55. Asallari), Diakhaby (84. Karbstein), Michel (84. Boyd) - Okpala, Lohkemper (64. Rieckmann).
- SSV Ulm: Ortag - David, Seegert, Boller (90. Kahvic) - Chessa (73. Meier), Brandt, Dressel, Scholze - Wenig (46. Westermeier) - Röser (46. Besong), Löder (83. Becker).
- Tore: 0:1 Lohkemper (2., Foulelfmeter), 1:1 Löder (17.), 1:2 Okpala (32.).
- Schiedsrichter: Weisbach.
- Zuschauer: 11.655.
Schon vor Spielbeginn wurde es emotional. Der mit 1761 mitgereisten Waldhof-Fans sehr ordentlich gefüllte Gästeblock rollte entlang der Kurve eine Widmung für den langjährigen SVW-Kapitän Marcel Seegert aus, der vor knapp drei Wochen nach Ulm gewechselt war – und am Sonntag durchspielte. Die Botschaft: „Dein Herz schlägt auch noch heute auf dem Waldhofplatz.“
Auch die Waldhof-Mannschaft – Holtz tauschte die Innenverteidigung aus, brachte Tim Sechelmann (nach Gelb-Rot-Sperre) und Niklas Hoffmann für Julian Rieckmann und Malte Karbstein von Beginn an – war gleich auf Betriebstemperatur. Vom Anstoß weg leiteten Adama Diakhaby und Arianit Ferati einen Angriff über die rechte Seite ein. Felix Lohkemper passte in die Mitte zu Kennedy Okpala. Dessen Abschluss ging am Pfosten vorbei, doch Schiedsrichter Eric Weisbach stufte ein Einsteigen von Ulms Torwart Christian Ortag gegen Okpala nach 28 Sekunden als elfmeterwürdig ein. Beim Strafstoß sprang Ortag in die richtige Ecke, doch Lohkempers Flachschuss war zu platziert – 1:0 für Mannheim (2.).
Für die Holtz-Elf war der Traumstart kein Grund, einen Gang runterzuschalten. Für Ulms Abwehr ging es weiter ein ums andere Mal zu schnell – so wie in Minute fünf, als Okpala einen Freistoß nahe der linken Strafraumecke herausholte, oder in Minute zwölf, als sich Seegert für ein Foul gegen Diego Michel früh Gelb abholte.
Vom „Spiel auf Messers Schneide“, das Holtz erwartet hatte, war genauso wenig zu sehen wie von der Ulmer Offensive. Das änderte sich – dank eines dicken Gastgeschenks. Waldhof-Keeper Thijmen Nijhuis spielte einen kurzen Abschlag zu Arianit Ferati. Mannheims ansonsten erneut zuverlässiger Ballverteiler ließ die Kugel abklatschen. Er übersah dabei jedoch Elias Löder, der seinen Pass abfing, Nijhuis umkurvte und zum 1:1-Ausgleich ins leere Tor einschob (17.).
Der SVW schüttelte diesen üblen Bock aber schnell ab. In Minute 31 verhinderte SSV-Goalie Ortag, dass Ferati seinen Fehler selbst korrigieren konnte. Eine Minute später bediente Kapitän Lukas Klünter den links im Strafraum freistehenden Lohkemper, der den Ball mit dem Kopf an den Fünfmeterraum weiterleitete. Dort stand Okpala goldrichtig und drückte das Spielgerät zum 2:1 über die Linie (32.).
In der Nachspielzeit muss der SV Waldhof um den Sieg bangen
Vor der Pause verpassten Lohkemper (45., Schuss gehalten) und Hoffmann (45.+2, knapp vorbei) das 3:1. Die zweite Halbzeit begann dann mit der ersten echten Ulmer Drangphase. Bis auf einen wuchtigen Abschluss von Joker Paul-Philipp Besong im Fallen (52.) brachten die Gastgeber zunächst aber wenig zustande. Für den SVW hatte der eingewechselte Emmanuel Iwe nach feinem Zuspiel von Okpala die erste Chance in Durchgang zwei (58.).
Wie gegen Köln zeigten die Blau-Schwarzen nun viel Leidensfähigkeit: Mal griff die Abseitsfalle, mal ein taktisches Foul – und im Zweifelsfall war irgendwie doch ein Waldhof-Bein im Weg. Nach der Einwechslung von SVW-Sturmroutinier Terrence Boyd (84.) entwickelte sich eine wilde Schlussphase. Erst verzog Ulms Max Brandt (86.). Dann scheiterte Iwe nach Boyd-Assist an Ortag (87.). Kurz darauf verarbeitete Boyd eine Okpala-Vorlage zu langsam (88.). Ortag war bei einem Gewaltschuss von Sechelmann auf der Hut (90.+1). In Minute 90+4 lief sich dann André Becker perfekt frei. Der Ex-Waldhöfer setzte die wohl beste Chance für Ulm aber hauchdünn neben den rechten Außenpfosten. Fast im Gegenzug verpasste Okpala auf Vorlage von Boyd das 3:1 (90.+5).
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/vereine_artikel,-sv-waldhof-sv-waldhof-nistet-sich-im-oberen-tabellendrittel-ein-_arid,2325487.html