Dresden. Zur Vorweihnachtszeit platzt der Touristenmagnet Dresden traditionell aus allen Nähten, auf dem Striezelmarkt geht der berühmte Stollen im Minutentakt über die Ladentheken und in der Innenstadt sind Hotelzimmer zu angemessenen Preisen Mangelware. Für die Fußball-Profis des SV Waldhof war die lange Fahrt Richtung „Elbflorenz“ dagegen keine Reise wert. Mit dem 1:2 (0:1) bei Dynamo Dresden bezogen die Mannheimer bereits die dritte Niederlage in Folge und könnten im weiteren Verlauf des 18. Spieltags auf einen Abstiegsplatz rutschen. Allerdings war vor allem im zweiten Durchgang für die nach dem frühen Rückstand aufopferungsvoll kämpfenden Waldhöfer mehr als nur der zwischenzeitliche Ausgleich von Sascha Voelcke (51.) drin.
Dynamo Dresden - SV Waldhof 2:1 (1:0)
- SG Dynamo Dresden: Schreiber – Sterner, Boeder, Kubatta, Risch (66. Heise) – Hauptmann (88, Bünning) , Sapina, Casar (66. Menzel) – Oehmichen, Daferner, Lemmer.
- SV Waldhof: Bartels – Klünter, Karbstein. Seegert (72. Yigit), Voelcke – Sietan (72. Okpala), Rieckmann, Thalhammer (86. Kobylanski) – Shipnoski (71. Boyd), Benatelli (86. Arase), Abifade.
- Tore: 1:0 Hauptmann (10.), 1:1 Voelcke (51.), 2:1 Lemmer.
- Gelbe Karten: Kubatta, Sapina – Shipnoski, Sietan, Seegert, Rieckmann.
- Beste Spieler: Daferner, Lemmer – Bartels, Abifade.
- Schiedsrichter: Felix Wagner (Glött)
- Zuschauer: 28 685.
- Nächstes Spiel: SV Waldhof – Arminia Bielefeld (Sonntag, 22. Dezember, 13.30 Uhr).
„Hier wäre mindestens ein Punkt verdient gewesen. Wir haben ein gutes Auswärtsspiel gezeigt und haben uns leider nicht belohnen können. Das ist sehr enttäuschend“, sagte Torschütze Voelcke. Jakob Lemmer (65.) traf mit einem Distanzschuss zum Dresdner Sieg, Dynamo war durch Niklas Hauptmann (10.) früh in Führung gegangen – doch die Mannheimer kämpften sich gegen ein Topteam der 3. Liga mit einer imponierenden Leistung zurück ins Spiel.
Deshalb war auch Bernhard Trares nach 90 intensiven Minuten enttäuscht. „Nach dem 1:1 hat man das Gefühl gehabt, dass wir auch als Sieger vom Platz gehen können. Es tut natürlich weh, dass wir das Spiel verloren haben, weil mehr drin war. Uns fliegt das Glück gerade nicht zu. Wir müssen weiter arbeiten und weiter an uns glauben. Insgesamt fehlen einfach drei, vier Punkte“, sagte der 59-Jährige. Im letzten Spiel des Jahres empfangen die Mannheimer am Sonntag, 22. Dezember (13.30 Uhr) Arminia Bielefeld im Carl-Benz-Stadion.
Trares veränderte seine Elf aus der Vorwoche auf drei Positionen. Malte Karbstein ersetzte wie angekündigt den gelbgesperrten Henning Matriciani, Rico Benatelli spielte für Martin Kobylanski und Samuel Abifade ersetzte den grippegeschwächten Terrence Boyd, der zwar im Kader stand, aber zunächst nur auf der Bank saß. Damit hatte der SV Waldhof keinen nominellen Stürmer auf dem Platz, was zumindest zur Hoffnung berechtigte, dass zumindest eine gewisse Stabilität die Basis für mehr sein könnte. Doch die Mannheimer gerieten vom Anpfiff weg unter Druck und nach Vinko Sapinas Distanzschuss (5.) und Christoph Daferners Kopfball (8.) klingelte es schon nach zehn Minuten im Waldhof-Tor. Nach einer Hereingabe von Jakob Lemmer kam in der Mitte Niklas Hauptmann einen Tick vor Marcel Seegert an den Ball und der Ball fand den Weg über den Innenpfosten ins Netz (10.).
Waldhof kämpft sich nach Rückstand zurück, doch Dresden zeigt Effizienz
Erst nach diesem frühen Rückschlag legte der Waldhof den anfänglichen Respekt ab und hatte kurzzeitig ebenfalls seine Szenen nach vorne, weil Dresden in der Hintermannschaft Fehler machte und keinesfalls unverwundbar war. Die beste Möglichkeit hatte Julian Rieckmann nach einer Ecke (17.), danach flaute das Aufbäumen der Blau-Schwarzen aber wieder ab, weil hinter der Offensivreihe oft die Räume viel zu groß waren und den nachrückenden Spielern die Spritzigkeit fehlte, um noch mehr Druck aufzubauen.
Deshalb gewann Dresden schnell wieder die Kontrolle über das Geschehen zurück, auch wenn der Waldhof kurz vor der Pause nochmals eine gute Gelegenheit zu Ausgleich bekam. Doch Lukas Klünter traf auf der rechten Seite frei im Strafraum den Ball nicht richtig (42.) und im direkten Gegenzug hätte Daferner diese Nachlässigkeit per Kopf fast bestraft. Doch SVW-Keeper Jan-Christoph Bartels war gegen den Dynamo-Torjäger ebenso zur Stelle wie gegen Hauptmann (45.). Auch angesichts dieser beiden Szenen ging die Dresdner Halbzeitführung in Ordnung.
Die Tatsache, dass Dresden in der Hintermannschaft zumindest phasenweise anfällig war, schien den Waldhöfern in der Halbzeitpause allerdings Mut gemacht zu haben. Lange vor dem Gegner standen die Mannheimer wieder auf dem Platz und vor allem Abifade spielte unbekümmert weiter. Der Flügelstürmer hatte zwar zunächst mit einem frechen Schuss aus der Drehung Pech, der an die Unterkante der Latte krachte (49.), der 25-Jährige blieb aber der Aktivposten im Waldhof-Spiel. Seinen nächsten Schuss konnte die Dresdner Abwehr zwar blocken, doch der Ball kam zum aufgerückten Sascha Voelcke, der in den Strafraum zog und den Ball zum 1:1 in die Maschen drosch (51.). Der Ausgleich war der Lohn für das nun offen geführte Spiel des SV Waldhof – das nun aber natürlich auch Dresden weitere Räume bot. Und das Spitzenteam der 3. Liga zeigte sich effektiver als die Gäste, als Daferner Jakob Lemmer auf der rechten Seite bediente und der Vorbereiter des 1:0 über den vielleicht etwas zu weit vor seinem Tor stehenden Bartels zum 2:1 traf (65.). „Das war ein Sonntagsschuss unter die Latte. Wir hatten denselben Schuss, der geht dann raus“, sagte Trares mit Blick auf die Abifade-Chance kurz zuvor.
Enttäuschung bei Sportchef Loviso
Doch auch davon ließ sich der Waldhof nicht entmutigen, sondern bot dem Aufstiegskandidaten weiter einen offenen Kampf an. Mittlerweile standen mit Boyd und später auch Okpala gelernte Stürmer auf dem Platz, bis zur 76. Minute wurden für beide Teams 14 Torschüsse notiert, was viel über die Partie aussagte. Näher als mit Okpalas Versuch nach einer Ecke, der im letzten Moment geblockt wurde, kam der SVW dem Ausgleich nicht mehr (79.).
Ein bitterer Abend für den SVW. Wie schon beim 0:1 gegen Cottbus in der Vorwoche reichte eine gute Leistung nicht zu Punkten. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und hatten unsere Chancen. Was will man heute sagen? Wir hätten unsere Chancen nutzen müssen, ein Punkt wäre auf jeden Fall verdient gewesen“, sagte Kapitän Seegert. Und Sportchef Anthony Loviso bilanzierte: „Das tut weh. Man kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Wir kriegen nichts geschenkt und müssen zurzeit das eine oder andere ertragen.“
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