Mannheim. Die schlechteste Halbserie des SV Waldhof seit der Rückkehr in den Profifußball liegt hinter uns. Die Dauerkrise schlägt sich wenig überraschend auch in den Noten für Spieler und Trainer im Halbjahreszeugnis nieder. Die Mannheimer, die als Tabellen-16. nur knapp über der Abstiegszone überwintern, sind akut versetzungsgefährdet. Bewertet werden nur die Torhüter und Feldspieler, die bis zur Winterpause mindestens fünf Mal auf dem Platz standen.
Tor
Jan-Christoph Bartels: Bartels startete als Nummer 1 in die Saison, wurde aber schon am zweiten Spieltag durch eine Gehirnerschütterung gestoppt. Endgültig ins zweite Glied versetzte ihn Trainer Rehm in den letzten vier Spielen vor der Pause, um einen neuen Akzent zu setzen. Bartels machte keine großen Fehler, war aber auch niemand, an dem sich der abwehrschwache SVW hätte aufrichten können.
Note: 3-
Lucien Hawryluk: Die Gegentorquote von Lucien Hawryluk war bei seinen zehn Einsätzen (1,3) besser als die von Bartels (1,7). Der Ex-Dortmunder hat mehr Reichweite, mehr Ruhe und konnte sogar zwei Elfmeter entschärfen. Der 23-Jährige wird auch die Rückrunde als Nummer 1 bestreiten – und das zurecht, wie seine Gala gegen 1860 (1:0) bewies.
Note: 2-
Abwehr
Julian Riedel: Mit 13 Einsätzen von Beginn an war Riedel bislang die große Konstante in der Innenverteidigung des SV Waldhof – leistungsmäßig kann das allerdings nicht behauptet werden. Trotz seiner Erfahrung gelang es dem 32-Jährigen nicht, die Abwehr in Abwesenheit von Marcel Seegert zu organisieren, seine Körpersprache ist selten die eines Führungsspielers. Handelte sich gegen Ulm die unnötigste Rote Karte der bisherigen Saison ein.
Note: 4
Laurent Jans: Dem Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft fehlte die Souveränität vergangener Tage, auch sein Beitrag zur Offensive blieb trotz zwei Treffern überschaubar. Jans passte sich dem Abwärtstrend in der Hintermannschaft an und konnte kaum Akzente setzen.
Note: 4
Marcel Seegert: „Cello“ musste mit der für ihn völlig neuen Situation zurechtkommen, dass ihn Trainer Rüdiger Rehm vom Start weg immer wieder auf die Bank verbannte – Kapitän hin oder her. Das mag seine fußballerischen Gründe gehabt haben, die ohnehin schon fragile Defensive war so aber lange ohne Hierarchie. Als Rehm Richtung Winterpause umdachte, zeigte Seegert, wie wertvoll er als Typ für den SVW ist.
Note: 4+
Malte Karbstein: Der Innenverteidiger deutete in der Vorbereitung seine Fähigkeiten an, wurde dann aber gleich von einer Bänderverletzung gestoppt. Stark im Zweikampf, stabil in der Luft, der Spielaufbau zählt allerdings nicht zu den Stärken des 25-Jährigen. Immerhin: mit zwei Treffern der torgefährlichste der Mannheimer Innenverteidiger.
Note: 4+
Jonas Carls: Seine Stärken liegen im Vorwärtsgang, in der Defensive ließ sich der Zugang vom FC Paderborn aber teilweise schwindlig spielen. Auch deshalb schaffte er es nur acht Mal in die Startelf. Viel zu wenig für einen Profi mit seiner Vita.
Note: 5
Jonas Albenas: Der in Frankreich groß gewordene Algerier wurde erst nach einer längeren Hängepartie verpflichtet, hatte mit der Sprachbarriere zu kämpfen und konnte sich nicht als unumstrittener Backup oder sogar ernsthafter Konkurrent für Laurent Jans auf der rechten Seite etablieren.
Note: 4

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Tim Sechelmann: Spielte bereits in der Vorbereitung mit Licht und Schatten, was sich in der Saison fortsetzte. Sechelmann agierte gleich auf mehreren Positionen und hatte ab November mit muskulären Problemen zu kämpfen. Zum erhofften Stabilisator entwickelte sich auch der 24-Jährige nicht.
Note: 4
Mittelfeld
Fridolin Wagner: Es war kein Zufall, dass es beim SVW so richtig bergab ging, als sich der zuverlässige Allrounder aus dem defensiven Mittelfeld am 14. Oktober in Bielefeld (1:3) am Knie verletzte und sechs Wochen ausfiel. Nach Wagners Comeback gab es im Dezember nur noch eine Niederlage für die Mannheimer (0:3 in Sandhausen). Das macht deutlich: Wagner ist in dieser Mannschaft mittlerweile unersetzlich geworden und einer der wenigen SVW-Profis, die in Normalform Top-Drittliga-Qualität darstellen.
Note: 3
Bentley Baxter Bahn: Seine Laufwege wirken manchmal unorthodox, aber was für Fridolin Wagner gilt, gilt auch für Baxter Bahn. Er ist trotz einer persönlich ziemlich durchwachsenen Halbserie ein enorm wichtiger Eckpfeiler in diesem Team. Als der SV Waldhof in den beiden letzten Spielen des Jahres gegen Erzgebirge Aue (3:0) und 1860 München (1:0) überlebensnotwendige Siege im Abstiegskampf einfuhr, steuerte der Hamburger insgesamt drei Tore bei.
Note: 3-
Julian Rieckmann: Der Ballklauer aus der Jugend des SV Werder Bremen hat sich in der Stammelf festgespielt. Trainer Rehm schätzt am 23-Jährigen seine Qualitäten im Zweikampf und seine körperliche Präsenz – mit diesem Attribut ist der aktuelle Waldhof-Kader wieder einmal nicht gerade gesegnet. Eine bessere Halbjahresnote verhindert nur die Tatsache, dass Rieckmann – wenn er den Ball mal wieder gewonnen hatte – noch zu selten etwas Gescheites im Umschaltspiel damit anzufangen wusste.
Note: 4+
Berkan Taz: Die Hoffnung auf den Durchbruch des Berliners nähert sich nach anderthalb Jahren in Mannheim langsam dem Nullpunkt. Berkan Taz kann mit dem Ball ganz wunderbare Dinge anstellen – er müsste es beim SV Waldhof nur irgendwann auch einmal auf dem Platz zeigen. Null Scorerpunkte in der Liga sprechen Bände.
Note: 5
Per Lockl: Der Hesse, von Borussia Mönchengladbach II gekommen, wirkt wie ein Spieler mit großartigen Anlagen, der in der falschen Mannschaft gelandet ist. Mit seiner Dynamik, Übersicht und Passqualität könnte sich der 22-Jährige als wunderbarer Achter beim SV Waldhof sogar für höhere Aufgaben empfehlen. Aber Trainer Rehm kam im Saisonverlauf zu der Einsicht, dass er statt Lockls Fähigkeiten im defensiven Mittelfeld Julian Rieckmann als kopfballstarken Abräumer benötigt. Und Fridolin Wagner sowie Baxter Bahn sind ohnehin gesetzt, wenn sie fit sind. Lockl fiel diesem Sicherheitsgedanken also zuletzt zum Opfer. Das ändert nichts daran, dass er ein großes Talent ist.
Note: 4
Angriff
Pascal Sohm: Der Absturz des SVW ab Anfang Oktober riss auch die Form des Routiniers aus Künzelsau mit in den Abgrund. Bis dahin hatte der 32-Jährige mit zwei Toren und zwei Vorlagen zwar auch nicht alles weggeknipst, aber danach ging fast gar nichts mehr. Das hing wie schon unter Rehms Vorgänger Christian Neidhart teilweise damit zusammen, dass sich Sohm als hängende Spitze in den Dienst der Mannschaft stellen musste, statt seine Stärken ausspielen zu können. Als körperlich starker Zielstürmer in der Box, der mit Flanken und Hereingaben gefüttert werden muss.
Note: 4-
Jesaja Herrmann: Seine Zeit beim SV Waldhof begann mit einer vergebenen Großchance beim 1:2 in Dresden, die aufgrund ihres Slapstick-Charakters im „Pleiten, Pech und Pannen“-Kapitel des Saisonrückblicks auftauchen dürfte. Zwischen Anfang September und Mitte Oktober hatte der Sohn des früheren Bundesliga-Torjägers Charles Akonnor dann eine gute Phase, in der er drei Tore erzielte und zwei weitere Treffer vorbereitete. Den Anspruch, als Martinovic-Ersatz ein echter Qualitätsspieler im Sturmzentrum zu sein, konnte der 23-Jährige aber nicht einlösen. Sein Potenzial blitzt gelegentlich auf – er muss es aber konstanter auf den Platz bringen.
Note: 4-
Minos Gouras: Er kam als Hoffnungsträger, der auf der offensiven Außenbahn jede Menge Tore vorbereiten und gerne auch selbst erzielen sollte. Doch der griechische Pfälzer von Zweitligist Jahn Regensburg brauchte eine sehr lange Anlaufzeit, um beim SVW sein Potenzial zumindest anzudeuten. Zwei Vorlagen gegen Aue (3:0) belegten seinen Aufwärtstrend kurz vor Weihnachten, an den Gouras im neuen Jahr sicher anknüpfen will. Mit nur einem Tor und insgesamt drei Assists ist der 25-Jährige jedoch grundsätzlich bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben – seinen eigenen, und denen des Vereins.
Note: 4
Samuel Abifade: Der Zugang aus Meppen spielte gerade in der ersten Saisonphase fast immer – und konnte das nur sehr selten mit guten Leistungen rechtfertigen. Eine Vorlage beim 1:1 in Saarbrücken sind zu wenig für einen Offensivspieler, selbst wenn der körperlich robuste Abifade zuletzt auch mal als Außenverteidiger aushelfen musste.
Note: 5
Kelvin Arase: Wer mit der Empfehlung von Europa-League-Einsätzen bei Rapid Wien in die deutsche 3. Liga wechselt, der muss dort eine Führungsrolle einnehmen. Den Status eines Unterschiedsspielers konnte Kelvin Arase beim SV Waldhof bisher nicht untermauern. Zwar ist der Österreicher mit nigerianischen Wurzeln der Topscorer bei den Mannheimern – allerdings sind ein Tor und vier Vorlagen nicht das, was der 24-Jährige von sich selbst erwartet. Wenn die Rettung im neuen Jahr gelingen soll, wird es auch auf einen klaren Formanstieg bei Arase ankommen.
Note: 4
Jalen Hawkins: Als es im Horror- Herbst darnieder ging und die Mannheimer Nackenschlag an Nackenschlag reihten, war der schnelle Tempodribbler fast der Letzte, der in der Waldhof-Offensive halbwegs stabile Form zeigte. Sein Thema bleibt die Effektivität: Zwei Tore und keine einzige Vorlage reichen einfach nicht, um Ansprüche auf einen Stammplatz zu formulieren – und seiner eigenen Karriere einen neuen Schub zu verleihen.
Note 4+
Kennedy Okpala: Wer dem mittlerweile 19-Jährigen bei der Unterschrift unter seinen ersten Profivertrag im August vorhergesagt hätte, dass er kurz vor Weihnachten Stammspieler beim Waldhof ist und bereits drei Saisontore erzielt hat, dem hätte man sicher zeitnah einen Arztbesuch empfohlen. Okpala ist die Entdeckung in dieser Saison, ein Vorbild für alle Talente in der SVW-Jugend, dass man es mit Fleiß und Willen nach oben schaffen kann. Technisch und taktisch muss der Pfälzer noch dazulernen, aber seine jugendliche Unbekümmertheit war einer der wenigen Lichtblicke in der verkorksten Hinrunde.
Note: 2
Der Trainer
Rüdiger Rehm: Er kam als Hoffnungsträger – und führte den SV Waldhof in den Tabellenkeller. In einem anderen Club würde sich der Ex-SVW-Profi die Drittliga-Spiele am Wochenende sicher schon wieder von der Couch aus ansehen. Das hat einerseits mit der Qualität des Kaders zu tun, die ihm Sportchef Tim Schork vorsetzte. Doch auch Rehm machte Fehler. Die Demontage von Kapitän Seegert ging nach hinten los, der für seine stabilen Teams bekannte Rehm bekam keine Struktur in den Abwehrverbund. System- und Personalwechsel trugen zur Verunsicherung bei, teilweise fragte man sich, ob das vorhandene Personal zu Rehms Idee von Fußball passt – und was diese Idee letztlich ausmacht. Sein Arbeitsethos, die Waldhof-DNA und zwei Siege am Ende retteten Rehm den Job.
Note: 4-
Ohne Wertung
Auf der Torhüterposition spielte Malwin Zok erwartungsgemäß keine Rolle, der 20-Jährige soll als Keeper für die Zukunft aufgebaut werden. Dass Luca Bolay dagegen eine Option als Linksverteidiger sein kann, deutete der 21-Jährige beim 3:0 gegen Aue an. Es war sein Heimdebüt in der 3. Liga, bislang stoppte ihn immer wieder seine Verletzungsanfälligkeit. In die Kategorie „Großes Missverständnis“ fallen bisher Angelo Gattermayer und Yann Mabella. Der Österreicher kam mit großen Vorschusslorbeeren und mit ebenso hohen Zielen nach Mannheim, brachte es aber nur im ersten Spiel zu einem 20-Minuten-Einsatz und sieben Mal in den Kader. Er ist im Winter deshalb ebenso ein Wechselkandidat wie der völlig wirkungslose kongolesische Franzose Mabella, den der SVW vor der Saison offenbar in einem Zustand von Torschlusspanik verpflichtet hatte.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Ohne echte Verstärkungen droht dem SV Waldhof ein Zittern bis zum Schluss