Mannheim. An einem Sonntag vor zwei Wochen klingelte das Mobiltelefon von Benjamin Sachs. Auf seinem Display stand der Name des Anrufers: Bernhard Trares. Lange überlegen musste Sachs nicht, als ihn Trares darüber informierte, dass der SV Waldhof das Trainer-Duo zurück nach Mannheim holen wollte. Im Gegenteil: Der 43-Jährige war sofort elektrisiert. „Wir hatten hier so viele super Momente. Man erinnert sich einfach gern an diese Zeit. Es gab vielleicht vorher schon die eine oder andere Möglichkeit, als es hier schwierig war. Aber jetzt war das Momentum da, dass wir es wieder machen“, erklärt Sachs. Er sagte zu.
Seit zwei Wochen ist das Gespann, das mit dem Drittliga-Aufstieg 2019 den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte in die Wege leitete, zurück am Alsenweg. Trares als Chefcoach, Sachs als Co-Trainer. So wie früher. Und Benjamin Sachs wirkt mit dieser Konstellation sehr glücklich und zufrieden.
Nach dem Vormittagstraining am Dienstag kommt der Frankfurter entspannt zum Interview-Termin. Er erzählt von seinen ersten Tagen zurück in Mannheim, von der Herzlichkeit, mit der er und Trares wieder beim SVW aufgenommen wurden. Und von einem Start, der mit sieben Punkten aus drei Spielen fast perfekt verlief. „Es fühlt sich leicht an. Das ist ja auch ein neuer Lebensabschnitt. Aber dass die Leute einen mit so offenen Armen empfangen, sich so gefreut haben, das macht etwas mit dir als Mensch“, sagt Sachs. Auf anderen Stationen werde man mit „positiver Skepsis“ begrüßt. „Hier ist das durch unsere erfolgreiche Zeit natürlich ganz anders gewesen.“
„Lehrreiche Erfahrung“ beim VfB Stuttgart
Als sich Sachs und Trares im Sommer 2020 nach zweieinhalb Jahren aus Mannheim verabschiedeten, geschah dies eher durch die Hintertür. Die Corona-Pandemie sorgte zu jener Zeit für einen Zuschauerausschluss, in Erinnerung bleiben vor allem die ausschweifenden Feierlichkeiten in der Stadt am Osterwochenende 2019, als die Rückkehr in den Profifußball nach 16 Jahren durch die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest geschafft war.
Im November 2020 heuerte das Duo beim damaligen Zweitligisten Würzburger Kickers an, übrigens kurioserweise wie jetzt beim SVW als Nachfolger von Marco Antwerpen und Frank Döpper. Das Engagement beim Überraschungsaufsteiger aus dem Fränkischen blieb mäßig erfolgreich - und war im März 2021 schon wieder vorbei. Würzburg stieg am Saisonende ab. „Wir hatten auch da eine gute Performance, aber es hat am Ende nicht gereicht“, sagt Sachs im Rückblick.
Es folgte eine längere Pause. Bis im Dezember 2023 Bruno Labbadia seinen alten Kumpel Trares als Co-Trainer mit zum VfB Stuttgart nahm - und in dessen Schlepptau auch Benjamin Sachs als weiterer Labbadia-Assistent plötzlich in der Bundesliga arbeitete. „Das war eine super lehrreiche Erfahrung. Natürlich ist es auch nur Fußball, aber in der 1. Liga ist alles größer und schneller, ein anderes Level“, sagt Sachs.
Nach nur einem Vierteljahr war Labbadia in der baden-württembergischen Landeshauptstadt schon wieder Geschichte, mit ihm wurden auch Trares und Sachs freigestellt. „Manchmal brauchst du noch ein, zwei Spiele, um den Turnaround zu schaffen. Die haben wir dann nicht bekommen. Dann profitiert vielleicht ein anderer davon“, sagt Sachs. Der Andere war in diesem Fall Sebastian Hoeneß, der den VfB erst zum Klassenerhalt und danach zur Vizemeisterschaft führte.
Benjamin Sachs beim SV Waldhof: Rahmenbedingungen stimmen
Mit den branchenüblichen Auszeiten im Trainerberuf hat Benjamin Sachs umzugehen gelernt. „Ich habe zum Glück viele Hobbys, mir wird nicht langweilig. Ich schaue mir viele Spiele an, schaue aber auch über den Tellerrand. Ich habe zuletzt auch andere Sportarten angeschaut und gemacht, zum Beispiel Tennis. Die Psychologie des Spiels ist sehr spannend“, erzählt der A-Lizenz-Inhaber. Es komme in diesen Phasen darauf an, gleichzeitig abzuschalten, aber auch auf der Höhe des Geschehens zu bleiben, um beim nächsten passenden Angebot vorbereitet zu sein. „Es kommt der Anruf, dann muss es sofort gehen.“ Ein Spagat.
Im Fall SV Waldhof stimmten vor zwei Wochen die Rahmenbedingungen. Von den weichen Faktoren sowieso, aber auch vom Sportlichen. Sachs hatte sich mehrmals als Zuschauer im Carl-Benz-Stadion ein Bild von der aktuellen Mannheimer Mannschaft gemacht. „Mitten in der Saison ist immer ein schwieriger Zeitpunkt, ein Team zu übernehmen. weil wir auch gewisse Ideen haben. Da war es gut, die Mannschaft live und auch auf Video gesehen zu haben und zu wissen, dass das Team vom spielerischen Ansatz her zu uns passen kann“, sagt der gebürtige Offenbacher, der im November 2017 über die Bekanntschaft mit dem damaligen Spieler und Interimscoach Michael Fink als Co-Trainer zum SVW kam.
Jetzt wollen Benjamin Sachs und Bernhard Trares in Mannheim beweisen, dass ihre besondere Verbindung zum zweiten Mal eine sportliche Aufwärtsentwicklung anstoßen kann. „Wir sind eingespielt, das ist der Vorteil. Die Mischung ist einfach gut und da ist großes Vertrauen, weil wir uns schon so lange kennen. Es matcht einfach zwischen uns“, sagt Sachs über Trares.

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Während der Ex-Bundesliga-Profi Trares aus seinem großen Erfahrungsschatz zehrt, deckt der 16 Jahre jüngere Sachs die Bereiche Spielanalyse und Taktik ab. „Ich bringe noch einmal eine andere Perspektive rein. Bernhard mag, dass ich meinungsstark bin und respektiert auch meine Meinung. Und wir waren auf Anhieb nicht unerfolgreich, das spielt natürlich auch eine Rolle. Wir können uns intern alles sagen, das ist enorm wichtig. Danach bleibt nichts hängen“, beschreibt Sachs die Zusammenarbeit. Und: Was die Fußballidee angeht, ticken beide gleich. Es geht ihnen um Dominanz, Intensität, Mut, eine gute Balance zwischen Ballbesitz und Umschaltmomenten. „Wir können es nicht ertragen, wenn wir nur im Verteidigungsmodus sind“, sagt Sachs.
Optimistisch am Samstag zum SV Sandhausen
Auch die schwere Aufgabe am Samstag (14 Uhr) beim Tabellenzweiten SV Sandhausen will das Trainer-Duo deshalb unerschrocken angehen. „Das ist eine stabile Mannschaft, die sehr geordnet spielt und sehr schnell umschaltet“, sagt Sachs. „Aber es geht oft nicht um den Gegner, sondern darum, unsere eigenen Abläufe zu festigen. Wir fahren dahin und haben was vor.“ Er freue sich auf ein „cooles“ Duell mit einer Heimspiel-Atmosphäre vor bis zu 5000 mitgereisten Waldhof-Fans. In der zurückliegenden Trainingswoche sei nach dem vollgepackten Startprogramm endlich auch einmal genügend Zeit gewesen, im Detail an den Abläufen zu feilen.
Allzu weit in die Zukunft blicken will Benjamin Sachs nicht. Kann er sich vorstellen, irgendwann auch einmal als Cheftrainer zu arbeiten? „Im Moment ist die Rolle als Zuarbeiter ideal für mich. Solange wir die Welle reiten können, machen wir das.“ Wenn der mittlerweile 59-jährige Trares irgendwann seine Trainerkarriere beende, wolle er aber auf jeden Fall weitermachen. Dann schließt er auch einen Job in der ersten Reihe nicht aus. „Man soll sich nie festlegen“, sagt Sachs.
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