Mannheim. Kennedy Okpala wusste gar nicht wohin mit seinem ganzen Glück. Als sein abgefälschter Rechtsschuss in der langen Ecke des Freiburger Tores eingeschlagen war, rannte der 18-Jährige direkt vor die entfesselten Fans auf der Otto-Siffling-Tribüne. Es waren emotionale Szenen, wie gemacht für den Jahresrückblick beim SV Waldhof.
Kennedy Okpala mit seinem ersten Treffer im Profi-Fußball
Das Mannheimer Eigengewächs, gerade einmal 18 Jahre alt, hatte mit seinem ersten Treffer im Profifußball zum 2:1 in der 78. Minute die Weichen zum 3:1 (1:1)-Erfolg gegen den SC Freiburg II gestellt - und nicht nur sich, sondern alle Waldhof-Fans unter den 7307 Zuschauern sehr glücklich gemacht. „Das war der schönste Moment meiner Karriere“, sagte Okpala. „Ich spiele seit vier Jahren hier, habe bei jedem Heimspiel von oben zugeschaut. Wenn man dann auf dem Platz steht und trifft, fühlt sich das unglaublich an. Es ist einfach einzigartig, vor der eigenen Kurve so feiern zu können.“
Als Okpala Ende August seinen ersten Profivertrag beim SVW unterschrieb, wäre er schon froh gewesen, gelegentlich einmal in den Spieltagskader zu rutschen. Doch nur einen Monat später ist der Teenager aus Neustadt an der Weinstraße der Senkrechtstarter beim Drittligisten. Bereits drei Einwechslungen stehen in den Statistiken. Nachdem ihn Trainer Rüdiger Rehm in der Vorwoche beim 1:1 in Saarbrücken notgedrungen als rechter Außenverteidiger ausprobiert hatte, durfte Okpala gegen Freiburg mit Beginn der zweiten Halbzeit auf seiner Lieblingsposition in der Sturmspitze ran.
„Er hat sich in den Trainingseinheiten so aufgedrängt“, sagte Rehm, der an Okpala neben seiner Schnelligkeit seine Zweikampfstärke schätzt. „Ob als Rechtsverteidiger oder im Sturm - er gewinnt einfach Duelle. Und das ist das Ausschlaggebende, was du brauchst, um ein Spiel auf deine Seite zu ziehen.“
Der Trend beim SV Waldhof stimmt
Das Spiel auf ihre Seite zu ziehen gelang der Mannheimern gegen die Freiburger U 23 dank einer soliden Leistung, bei der der SVW im zweiten Abschnitt den Druck hochhielt und in der Schlussphase durch Okpala (78.) und Justin Hawkins (90.+2) noch zweimal zuschlug. Zur Pause hatte es nach dem 1:0 durch Fridolin Wagner (33.) und dem Ausgleich von Hamadi Al Ghaddioui (36.) 1:1 gestanden.
Auch wenn fußballerisch gegen Freiburg weiterhin etliche Wünsche offenblieben: Der Trend stimmt wieder beim Waldhof, der sich dank des dritten Saisonsiegs im Mittelfeld der Tabelle konsolidierte. „Wir haben aus den letzten fünf Spielen zehn Punkte geholt. Der Start ist ein bisschen vergessen. Wir sind auf einem guten Weg“, bekundete Rehm.
SV Waldhof geht mit Rückenwind in die Englische Woche
Die Dreierkette, die sowohl in Saarbrücken als auch am Samstag gegen Freiburg ein stabiles Abwehrfundament lieferte, dürfte künftig regelmäßig zur Anwendung kommen, wie der Trainer andeutete. „Wir haben die Spielertypen dafür und können gut nach vorne verteidigen“, sagte Rehm. Bei Gegnern, die mit zwei Stoßstürmern agierten, sei die Dreierkette mit einer zusätzlichen Absicherung eine gute Option. Aber eine Grundsatzentscheidung ist damit nicht verbunden. „Wir müssen immer schauen, was der Gegner macht. Wir haben aber auch schon sehr gut mit Viererkette agiert, von daher mache ich mir da überhaupt keine Sorgen“, sagte Rehm.
Die Kurpfälzer gehen mit sanftem Rückenwind in die Englische Woche, die nach dem Spiel bei Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg am Mittwoch (19 Uhr) am Samstag (14 Uhr) im Carl-Benz-Stadion gegen Viktoria Köln endet. Womöglich bekommt in diesen Partien auch Freiburg-Matchwinner Okpala weitere Bewährungschancen.
Trainer Rehm treibt den 18-Jährigen jedoch immer weiter an. „Er hat eine sehr gute Entwicklung genommen, die aber noch lange nicht fertig ist. Er hat noch sehr viele Baustellen, an denen wir weiter mit ihm arbeiten werden“, sagte der SVW-Coach. Zum Beispiel bei der Technik. „Vielleicht hätte er vor seinem Tor gar nicht so um den Ball kämpfen müssen, wenn er ihn besser angenommen hätte“, meinte Rehm.
Zurückhaltend und klar: Okpala will weiter lernen
Es spricht für Okpala, dass er weiter lernen will. „Das Trainerteam unterstützt mich überragend. Vor sechs Wochen war ich noch lange nicht da, wo ich jetzt bin. Ich bin jung und sauge alles auf“, sagte der gebürtige Bad Dürkheimer, den die damaligen U-17-Trainer Gil da Silva und Arthur Leneschmidt an den Alsenweg lotsten. „Ihnen bin ich sehr dankbar. Wer weiß, wo ich ohne die beiden jetzt wäre“, betonte Okpala.
Ein zurückhaltender, klarer Typ, bei dem man nicht den Eindruck gewinnt, dass ihm der Erfolg zu Kopf steigen könnte. Ob er sich als Vorbild für andere Waldhof-Jugendspieler sehe, dass man den Sprung zu den Profis schaffen könne, fragt ihn diese Redaktion am Samstag noch. Okpala antwortet reflektiert: „Vorbild ist ein großes Wort. Ich habe noch nicht viel gemacht. Aber es würde mich freuen, wenn jüngere Fußballer irgendwann sagen, sie wollen das auch schaffen.“ Momente des totalen Glücks erleben. Wie Kennedy Okpala gegen Freiburg.
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