Mannheim. Als Marco Antwerpen vor ein paar Jahren mal als Trainer des Gegners auf den SV Waldhof traf, artete die Partie in ein echtes Skandalspiel aus. Gegenseitige Beleidigungen unter den Funktionären und Ersatzspielern mit Platzverweisen für Jochen Kientz und Florian Dick, ein Stinkefinger von Antwerpens Co-Trainer Frank Döpper in Richtung der Waldhof-Kurve nach dem Abpfiff, ein überhartes, hitziges Spiel mit acht Gelben und zwei Roten Karten. Am 13. September 2021 brachte der 1. FC Kaiserslautern mit Antwerpen im Derby gegen den SVW mit Trainer Patrick Glöckner trotz zweifacher Unterzahl ein 0:0 über die Zeit.
Wenn die Mannheimer am Sonntag (16.30 Uhr) beim VfL Osnabrück auf ihren Ex-Trainer Antwerpen treffen, ist die brisante Ausgangslage mit dem unschönen Duell der Erzrivalen damals am Betzenberg vergleichbar. Zum Saisonstart coachte Antwerpen nach einer erfolgreichen Rettungsmission in der vergangenen Rückrunde noch den SV Waldhof, die schnelle Trennung nach dem fünften Spieltag wirbelte mächtig Staub auf. Im Guten gingen beide Parteien definitiv nicht auseinander.
Antwerpens Berater: „Für uns ist das sehr überraschend gekommen“
„Für uns ist das sehr überraschend gekommen. Ich habe damit nicht gerechnet, Marco selbst auch nicht“, sagte Antwerpens Berater Toni Kierakowitz damals dieser Redaktion. Vorausgegangen waren heftige interne Turbulenzen mit Sportchef Anthony Loviso sowie im Verhältnis zu weiten Teilen der Mannschaft. Der SVW stand zum Zeitpunkt der Beurlaubung des Trainers auf dem letzten Platz in der 3. Liga und hatte sich im Verbandspokal bei Siebtligist Gommersdorf übel blamiert (0:1).
Im Dezember sicherten sich dann die zu jenem Zeitpunkt ganz ans Ende der Tabelle abgestürzten Osnabrücker die Dienste des in Mannheim freigestellten Fußballlehrers, der seinen Ruf als Experte für fast aussichtslose Fälle auch beim Zweitliga-Absteiger bestätigt. Mit Antwerpen hat Osnabrück eine fast unglaubliche Aufholjagd gestartet, in nur sieben Spielen (5 Siege/2 Unentschieden) elf Punkte auf den SVW gutgemacht und die Kurpfälzer in der Tabelle überholt.
So weit, so brisant ist die Konstellation vor dem wichtigen Duell im Abstiegskampf, das am Sonntag an der Bremer Brücke steigt. Waldhof-Sportchef Loviso zeigt sich jedoch bemüht, die emotionale Seite des Wiedersehens mit Antwerpen zu entschärfen. „Das ist ein Spiel, in dem es um drei Punkte geht. Für mich ist es kein besonderes Spiel“, sagte der 33-Jährige dieser Redaktion. Trotz der erst wenige Monate zurückliegenden Trennung mit etlichen Nebengeräuschen wolle er Antwerpen ganz normal „die Hand reichen und Hallo sagen“.
Der SVW muss die Leistung gegen Rostock bestätigen
Während Osnabrück das Feld von hinten aufgerollt hat, ist der SV Waldhof in den vergangenen Monaten immer tiefer in eine Krise gerutscht – bis zum in dieser Art und Weise unerwarteten Befreiungsschlag beim 5:0 gegen Hansa Rostock am Samstag, dem ersten Erfolgserlebnis nach acht Partien ohne Dreier. „Der Sieg war extrem wichtig, auch emotional für alle Beteiligten. Für die Mannschaft, die Fans, den Verein. Das war eine kleine Befreiung. Das hat einfach gut getan. Der Kopf ist auf jeden Fall etwas leichter geworden“, sagte Loviso. Dann kommt das große Aber: „Dennoch befinden wir uns weiterhin auf einem Abstiegsplatz.“
Weil das so ist und Antwerpens neuer Club mit einem Heimsieg schon auf fünf Punkte davonziehen könnte, lastet der etwas größere Druck auf dem SVW. Es gilt, die starke Leistung gegen Rostock zu bestätigen. „Osnabrück hat sicher eine gute Form, aber wir fahren dahin, um etwas mitzunehmen“, erklärte Loviso.
In Osnabrück beginnt eine richtungsweisende Phase für den Waldhof
Der Sportliche Leiter hofft weiter darauf, dass der zuletzt überragende Spielmacher Arianit Ferati (Knöchelprobleme) doch noch rechtzeitig fit wird. „Sollte Ari ausfallen, wäre das natürlich schade, weil die drei vorne mit Ferati, Becker und Lohkemper jetzt eine gute Verbindung zueinander aufgebaut haben. Es würde aber irgendwie auch zu einer Saison passen, in der wir es nicht schaffen, mal drei oder vier Spiele mit dem gleichen Personal auflaufen zu können“, meinte Loviso.
Die emotional aufgeladene Partie an der ausverkauften Bremer Brücke markiert für den SV Waldhof generell den Auftakt in richtungsweisende Wochen im Kampf um den Klassenerhalt. Nach Osnabrück treffen die Mannheimer in Aachen (H), Essen (A), Sandhausen (H), Aue (A) und Dortmund II (H) erstmal nur noch auf Gegner aus der unteren Tabellenhälfte. „Das sind alles 50:50-Spiele gegen Mannschaften, die in der Tabelle um uns herum sind. Es geht jetzt Woche für Woche in die entscheidende Phase“, sagte Loviso. Das heißt: Rostock darf nur der Anfang gewesen sein, weitere Siege müssen folgen. Am Sonntag in Osnabrück sollten sich allerdings alle Beteiligten am Riemen reißen, damit es nicht erneut zu unerfreulichen Szenen wie 2021 im Derby am Betzenberg kommt.
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