Mannheim. Wenn am Mittwochabend in England die Fußball-EM der Frauen beginnt, hat Theodoros Dedes im Trainingslager des SV Waldhof zwar noch keinen Auftrag, einen Fernseh-Abend für die SVW-Profis zu organisieren, doch der neue für die Spielanalyse zuständige Co-Trainer der Mannheimer sieht dafür auch keine Notwendigkeit. „Wenn man Fußball liebt, wird man da sowieso ein Interesse entwickeln“, ist für den 32-Jährigen klar und der gebürtige Grieche weiß, wovon er spricht. Schließlich war Dedes die vergangenen drei Jahre für die Frauen des SV Meppen zuständig, erlebte Bundesliga-Auf- und Abstieg mit dem Emsländerinnen und führte den SVM gerade wieder in die Beletage zurück. Und trotz gültigem Vertrag entschied er sich nun dennoch für ein neues Kapitel in seiner Trainerlaufbahn.
„Wenn man aufsteigt und Meister wird, will man das eigentlich schon noch einmal erleben - vor allem, weil wir im ersten Jahr nur knapp gescheitert sind“, blickt Dedes zurück. Die Chance im Profi-Bereich der Herren seine ersten Erfahrungen zu sammeln, wollte er sich allerdings nicht entgehen lassen. „Und wenn dann noch jemand wie Christian Neidhart sagt: ’Ich will dich in meinem Team haben’, ist es schwer, nein zu sagen“, spielt Dedes auf die persönlichen Beziehungen zwischen Cheftrainer und „Co“ an, die seit langer Zeit gewachsen sind.
Chefcoach Neidhart als Mentor
„Ich kenne Theo schon aus seiner Cloppenburger Zeit, wo er in der U 19 Cheftrainer war, in Meppen hatten wird dann Büro an Büro. Insofern kenne ich seine Arbeit und er meine“, beschreibt Neidhart das Vertrauensverhältnis, fordert wie von seinem zweiten Assistenten Asif Saric aber volles Engagement auf dem Trainingsplatz. Wie zuhause am Alsenweg leiten die beiden deshalb auch im Schwarzwälder Trainingslager eigenständig Übungen an, während Neidhart vor allem aufs große Ganze schaut.
„Wenn Christian sagt: Leite das komplette Training - dann mache ich das. Und wenn er sagt: koch’ mir einen Kaffee - dann mach ich das auch“, lacht Dedes und beschreibt Neidhart damit als eine Art Mentor, von dem er schon viel mitgenommen hat. „Ich durfte bei ihm in Meppen in jeder Besprechung, in jeder Video-Analyse dabei sein, ich habe die ganzen Trainingseinheiten wahrgenommen. Er war mir schon immer eine große Hilfe“, sagt der Grieche aus Niedersachsen.
Ansonsten hatte sich Dedes auf seinem Weg ins Trainergeschäft bisher alles selbst erarbeitet. 2008 kam er als Austauschstudent aus Athen nach Oldenburg, blieb und schwenkte von BWL auf Sportwissenschaft und Germanistik um. Schnell stellte sich dann aber heraus, dass er lieber Fußball-Lehrer an der frischen Luft als Pädagoge im Klassenzimmer werden wollte.
Über eine Kreisliga-B-Jugend, die Cloppenburger Talente, Stützpunkt-Coach und als „Co“ des heute von der Fußball-Landkarte verschwundenen Ex-Oberligisten Cloppenburg kam Dedes über die U-17-Mädchen des SV Meppen zu den SVM-Damen und machte dort mit dem zweifachen Bundesliga-Aufstieg auf sich aufmerksam. Mit dem Job beim SVW möchte der 32-Jährige nun weiter Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen, um mittelfristig auch die DFB-Lizenz eines Fußball-Lehrers ablegen zu können.
Dass er im Trainerteam aufgrund seiner Jugend für die Laptop-Komponente steht, lässt der für die Spielanalyse zuständige Fußball-Fachmann so gerne stehen. „Von uns dreien komme ich mit dem Computer vielleicht am besten klar und bin tatsächlich kaum ohne meinen Laptop anzutreffen“, grinst Dedes mit Blick auf die etwas älteren Semester Neidhart (53) und Saric (57), findet verschiedene Blickwinkel aber wichtig, um am Ende die Puzzleteile zusammenfügen zu können.
Am Spieltag selbst hat Dedes seinen Platz auf der Tribüne, um aus der erhöhten Perspektive und abseits der Emotionalität an der Bank seine Hinweise geben zu können. Die Sequenzen zur Spielvor- und -nachbereitung liegen ebenfalls in seinem Verantwortungsbereich, wofür Dedes momentan auch ein paar Augenringe in Kauf nimmt. Und vielleicht werden die bis zum Saisonstart sogar noch ein bisschen dunkler - je nachdem, ob Dedes auf der Suche nach beispielhaften Szenen auch noch die Spiele der Frauen-EM sichtet.
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