Leichtathletik

Yemisi Ogunleye über Erfolg, Glauben und ihre Zukunft

Für Yemisi Ogunleye geht ein sehr erfolgreiches Jahr zu Ende. Die Kugelstoßerin von der MTG Mannheim wurde unter anderem Olympiasiegerin. Im Interview blickt sie auf ihre Erfolge, neuen Ruhm und das Weihnachtsfest

Von 
Sibylle Dornseiff
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Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye hat in diesem Jahr große Siege gefeiert und viele Ehrungen bekommen. Ihrer MTG Mannheim bleibt sie treu. © Christian Charisius/dpa

Mannheim. Yemisi Ogunleye ist eine unverwechselbare Sportpersönlichkeit. Die eloquente Kugelstoßerin von der MTG Mannheim wirkt bei all ihren Erfolgen authentisch, zeigt ihre Gefühle, überlegt aber, wem sie was sagt. Auch über ihren Glauben spricht die 26 Jahre alte Christin, die 2024 Olympiasiegerin, Hallenweltmeisterin und EM-Dritte wurde.

Yemisi, Sie haben in diesem Jahr viel erlebt. Haben Sie alles realisiert oder kommt es Ihnen immer noch märchenhaft vor?

Yemisi Ogunleye: Es kommt mir definitiv noch märchenhaft vor. Ich habe ab und zu Eindrücke und realisiere, dass ich Olympiasiegerin geworden bin, und lasse das immer wieder Revue passieren. Aber ich kann es immer noch nicht 100-prozentig realisieren oder greifen.

Gibt es eine Rangfolge der einprägsamsten Erinnerungen?

Ogunleye: Die einprägsamsten Erinnerungen in diesem Jahr waren die Hallenweltmeisterschaften, bei denen ich meine allererste internationale Medaille gewonnen habe. Das war für mich ein extremer Durchbruch auf internationaler Ebene. Auch die Europameisterschaften waren ein sehr prägender Moment. Obwohl ich nicht hundertprozentig fit war, konnte ich eine Medaille erkämpfen, was mich mental sehr gestärkt hat. Aber das absolute Highlight waren natürlich die Olympischen Spiele.

Yemisi Ogunleye – Die Sportlerin im Überblick

  • Als Tochter einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters wurde Yemisi Ogunleye am 3. Oktober 1998 in Germersheim geboren. Sie wuchs im pfälzischen Bellheim auf.
  • Nach dem Abitur schloss sie in Heidelberg den Bachelor-Studiengang Sonderpädagogik ab. Seit 2022 ist Ogunleye Sportsoldatin.
  • Bis zu ihrem 13. Lebensjahr machte sie neben Ballett den aus Leichtathletik und Turnen bestehenden Sechskampf. Auch weil sie fürs Turnen zu groß wurde, spezialisierte sie sich bei der TSG Haßloch später aufs Werfen.
  • Mit 14 Jahren kam sie zur MTG Mannheim. Von Beginn an begleitet von Trainerin Iris Manke-Reimers wechselte sie später zur Drehstoßtechnik und wurde zu einer Top-Kugelstoßerin. Die Krönung waren 2024 WM-Silber in der Halle sowie EM-Bronze und Olympiagold in Paris.
  • Weitere Erfolge: Deutsche Meisterin 2024 (Halle und Freiluft), Deutsche U-20-Meisterin 2015.
  • Bestleistungen: Freiluft 20,00 Meter (Paris 2024), Halle 20,19 Meter (Glasgow 2024).
  • Ehrungen: Mannheimer Sportlerin des Jahres 2023, Sportsoldatin des Jahres 2024, Sportaward Rhein-Neckar 2024, Zweite bei der Wahl „Sportlerin des Jahres“ 2024.

Wie fühlt es sich an, plötzlich überall gefragt zu sein?

Ogunleye: Es ist ein schönes Gefühl, so in der Öffentlichkeit zu stehen. Aber es kann irgendwann auch zu einer Last werden. Zum Glück habe ich ein gutes Team, das mir den Rücken freihält und mir hilft, zu entscheiden, was wichtig ist. Es ist eine neue Erfahrung, so erkannt zu werden.

Wird die Prominenz schon zur Last? Wie gehen Sie damit um? Wer unterstützt Sie?

Ogunleye: Die plötzliche Prominenz ist natürlich eine große Veränderung, mit der man lernen muss, umzugehen. Ich habe ein großartiges Management mit Michael Manke-Reimers und Karin Messerschmidt, die mich unterstützen. Um mich zu erden, verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie, mit Freunden und meiner Kirchengemeinde. Das hilft mir sehr.

Auf welche Veranstaltungen und Ereignisse außerhalb des Kugelstoßens haben Sie sich 2024 besonders gefreut? Konnten Sie diese auch genießen?

Ogunleye: Sportlich habe ich mich besonders auf den Sportpresseball und die Wahl zum „Sportler des Jahres“ gefreut, da das zwei der wichtigsten Auszeichnungen im Sport sind. Auch die Wahl zur „Soldatin des Jahres“ war ein besonderes Ereignis. Außerhalb des Sports habe ich mich sehr auf die Weihnachtskonzerte gefreut, die nach dem Trainingslager in Südafrika stattgefunden haben. Sie waren wunderschön und sehr erfolgreich mit viel Publikum und toller Stimmung.

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Wie sah der sportliche Fahrplan in den vergangenen Wochen aus?

Ogunleye: Ich habe Anfang November mit dem Aufbautraining begonnen und war jetzt drei Wochen in Südafrika, um die Grundlagen für das neue Jahr zu legen.

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?

Ogunleye: Als gläubige Christin ist Weihnachten ein sehr wichtiger Feiertag. Es geht dabei nicht nur um Zeit mit der Familie, Geschenke und eine gute Zeit, sondern vor allem um das Geschenk, das Gott uns durch Jesus gemacht hat. Ich werde Weihnachten mit meiner Familie verbringen, besinnlich feiern und die Ruhe genießen, die nach dem vielen Trubel einfach wichtig ist.

Was wünschen Sie sich für sich selbst und für die Welt zu Weihnachten?

Ogunleye: Ich wünsche mir Frieden – besonders in den turbulenten Zeiten, in denen wir leben. Das ist auch das, was Jesus auf die Erde gebracht hat: Hoffnung und Frieden.

Was sind Ihre sportlichen Pläne und Hoffnungen für 2025?

Ogunleye: Mein sportlicher Höhepunkt für 2025 sind die Weltmeisterschaften in Tokio. Ich möchte mich nicht auf meinen bisherigen Erfolgen ausruhen, sondern weiterhin an der internationalen Spitze bleiben. Das wird eine Herausforderung, der wir aber gewachsen sind.

Sie sind nun sicherlich bei anderen Vereinen begehrt. Bleiben Sie bei der MTG, bei Iris und Michael Manke-Reimers?

Ogunleye: Ja, ich bleibe bei der MTG. Ich werde nichts verändern. Wie man so schön sagt: „Never change a winning team.“

Freie Autorin Spezialgebiete Sport und Kultur:Sport: Turnen, Tanzen, Leichtathletik, Kanu, Eiskunstlauf, Short-Track, Curling, Judo, Triathlon, Rope Skipping, Turf, Reiten, Volleyball.Kultur: Theater/Schauspiel, Tanz, Ballett

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